Manchmal überkommt einen die Nostalgie und man erinnert sich zurück an eine Zeit, als die Welt noch in Ordnung war – gerade in belastenden Situationen wie jetzt. Es waren jene Tage, als man nach der Schule nach Hause kam und sich dank des kind- und jugendgerechten Nachmittagsprogramms ganze Welten vor den begeisterungsfähigen Augen auftaten. Eine Zeit, als man gar nicht anders konnte, als sich immer zur selben Zeit vor den heimischen Fernsehgeräten einzufinden, um die neueste Folge der geliebten Serie nicht zu verpassen – man wollte am nächsten Tag am Schulhof ja mitreden können. Und weil die Kinos weiterhin geschlossen sind, der Nostalgiezug seit einigen Jahren sowieso schon beachtlich an Fahrt aufgenommen hat und unsere Redaktion letztens bei einem vorweihnachtlichen (virtuellen) Team-Pläuschchen in wohligen Erinnerungen geschwelgt ist, haben wir beschlossen, dies niederzuschreiben und uns und unseren Lesern hier ein paar Kultserien ins Gedächtnis zu rufen, bei denen alle Kinder der 90er wissend mit dem Kopf nicken werden. Teil 2 des Features gibt’s HIER.

von Mara Hollenstein-Tirk

Animes auf dem Vormarsch

Zwar flimmerten auch schon vorher immer wieder japanische Serienhits über die heimischen Bildschirme, allerdings konnte in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends ein regelrechter Boom beobachtet werden, der die unterschiedlichen Importschlager am hiesigen Markt soweit etablierte, dass Animes heutzutage gar nicht mehr aus dem Kinder- (und Erwachsenen-)Fernsehen wegzudenken waren.

Mila Superstar“ und „Captain Tsubasa

Bitte Heugabeln und Fackeln wieder wegstecken, denn obwohl man bei diesen beiden Serien durchaus eine Geschlechterorientierung feststellen kann, schlugen die beiden thematisch ähnlich gelagerten Serien sowohl bei Mädchen, als auch bei Jungs gewaltig ein. Kein Wunder, immerhin haben wir in beiden Fällen ehrgeizige, aber auch liebenswerte Protagonisten, die alles dafür geben, um ihren Traum zu verwirklichen, quirlige Nebencharaktere, jede Menge Anime-/Japan-Charme, Szenen zum Lachen wie auch zum Weinen und Sportsequenzen, die wohl kaum action- und temporeicher inszeniert sein könnten. Hier bekam man wirklich noch das Gefühl, dass es nichts Aufregenderes geben kann, als einen Ball ins Tor oder über das Netz zu befördern. Zwar brauchte der Ballsport (vor allem der Fußball) in unseren Landen eigentlich keinen zusätzlichen Popularitätsschub, als in den 1990ern diese Serien das erste Mal über die hiesigen Bildschirme flimmerten, aber ein paar mehr Kinder für den Schulsport zu begeistern, war sicher auch nicht das Schlechteste.

Sailor Moon

Wer einen Beitrag zu Kult-Kinderserien der 90er verfasst, kommt um diesen Titel nicht herum. Bettwäsche, Schultaschen, Lunchboxen, von so gut wie jedem Alltagsgegenstand lächelten einem Bunny Tsukino und ihre Mitstreiterinnen entgegen. Dass die Serie hierzulande so eingeschlagen hat, damit hätte damals wohl niemand gerechnet, wobei, eigentlich ist es auch nicht wirklich überraschend. Denn hier wurde Girl Power (auch wenn Sailor Moon selber eine ziemliche Heulsuse ist) groß geschrieben. Dämonen bekämpfen, die Welt retten und nebenbei noch Schule und Pubertät unter einen Hut bringen, immer wieder galt es neue Abenteuer zu bestehen, neue Gegner zu besiegen, das Ganze dann auch noch episch, aber eben auch mit der nötigen Portion Humor in Szenen gesetzt, und fertig war jene Erfolgsformel, die Mädchen in ihren Kinderzimmern rufen ließ: Macht der Mondnebel, macht auf!

Dragon Ball

Ein paar Jahre später sollte das Fanatsygenre dann endgültig die deutschsprachigen Kinderzimmer erobern, denn während Sailor Moon zwar schon einige phantastische Elemente enthielt, spielte es dennoch in unserer Welt, was man von „Dragon Ball“ nicht mehr behaupten konnte. Natürlich waren hier ebenfalls die meisten Charaktere noch dem Aussehen nach Menschen nachempfunden, aber es gab auch einige Außerirdische – und der Protagonist ist immerhin ein Junge mit einem Affenschwanz. Zusätzlich zum exotischen Setting war (und ist) der große Erfolg dieser Serie aber vermutlich vor allem zwei Elementen geschuldet: den unglaublich sympathischen Figuren und den wahnsinnig epischen Kämpfen. Wenn sich mal wieder Folge über Folge die bombastischen Energiebälle um die Ohren gepfeffert werden, bis am Ende nur mehr einer der beiden Kontrahenten steht, dann tritt die Handlung eigentlich ziemlich in den Hintergrund (auch wenn das nicht heißen soll, dass sie es nicht Wert wäre, verfolgt zu werden).

Pokemon

Im selben Jahr, als die Kinder in den deutschsprachigen Wohnzimmern der Suche nach den Dragon Balls beiwohnten, eroberten auch die japanischen Taschenmonster die Herzen unzähliger Heranwachsender. Sei es als Spiel, Serie oder Film, der Siegeszug der mal knuffig, mal ziemlich schräg designten Tierchen, die man praktischerweise sammeln, in Behältern verwahren und dann gegeneinander antreten lassen kann, ist nach wie vor ungebrochen – daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich das Konzept eigentlich nicht sehr tierlieb anhört. Vielleicht liegt das ja auch ein wenig am schmissigen Slogan „Gotta catch em all“, denn dieser kurze Ausspruch birgt eine schier unlösbare Aufgabe in sich. Immerhin gibt es inzwischen ein paar Hundert Monster zu fangen, da steigen selbst eingefleischte Fans, die zu Beginn noch die damals existierenden Wesen samt Erweiterungen auswendig herunterratschen konnten, schön langsam aus.

Auch die westlichen Studios verstehen ihr Handwerk

Aber natürlich konnten nicht nur die japanischen Importe Tag für Tag die Jugendliche vor die Bildschirme locken, auch die westlichen Studios hatten ein paar Trümpfe im Ärmel, von denen einige noch heute absoluten Kultstatus haben, oder zumindest nostalgischen Gefühle hervorrufen.

Teenage Mutant Hero (Ninja) Turtles

Leonardo, Raphael, Michelangelo, Donatello – wer bei diesen vier Namen an ein Museum irgendwo in Italien und nicht an die Kanalisation denkt, der muss die späten 80er beziehungsweise frühen 90er wohl unter einem Stein verbracht haben. Denn obwohl sich die zugehörigen Comics bereits früher großer Beliebtheit erfreuten, fing der Hype erst mit der ersten Zeichentrickserie so richtig an. Wieso man im europäischen Raum aus den „Ninjas“ „Heroes“ machen musste, versteht wohl bis heute niemand, aber fest steht, auch das konnte die vier mutierten Schildkröten und ihren Ratten-Mentor nicht aufhalten. Und noch heute können die Kids von damals per sofort mit einstimmen, wenn irgendwo der Titelsong zu hören ist.

Captain Planet

Aus der Rubrik skurril, aber trotzdem beliebt hier nun ein besonderes Gustostück – denn wer weiß, ob es Fridays for Future ohne diese Serie gegeben hätte? Okay, Spaß beiseite, aber ein Superheld, der nur erscheint, wenn fünf junge Erwachsene aus den unterschiedlichsten Ecken der Erde mit ihren magischen Ringen zusammenkommen, um gegen Umweltverschmutzer vorzugehen, das hört sich doch schon ziemlich eigen an. Umweltbewusstseinsbildende Geschichten im Kleid von kindgerechter Unterhaltung verpackt: mehr 90er geht fast nicht. Während Helmi uns (in Österreich) also beibrachte, dass man nicht ohne zu schauen über die Straße geht, lehrte uns Captain Planet, dass es kaum etwas Schlimmeres gibt, als unsere Umwelt zu verschmutzen. Wenn alle damals gut aufgepasst haben, sollte das in Zukunft also kein Problem mehr sein. Vielleicht könnte man ein oder zwei Folgen bei der nächsten Klimakonferenz zeigen, nur so zur Auffrischung?

Duck Tales

Wo wir vorher schon beim Mitsingen von Titelsongs waren, wartet hier der nächste Kandidat auf uns, denn kaum einer wagte es, das neueste Abenteuer aus Entenhausen zu verpassen: Ähnlich wie die Maus mit den großen Ohren sind die Figuren inzwischen regelrecht zu Ikonen der Popkultur geworden und begegnen uns nach wie vor in den unterschiedlichsten Ausformungen im Alltag. Sei es auf Shirts, Bechern, in der Buchhandlung oder nach wie vor im Fernsehen: Dagobert, Donald, Tick, Trick und Track und all ihre Freunde und Feinde erfreuen sich nach wie vor größter Beliebtheit. Kein Wunder, immerhin bieten ihre Geschichten stets Spannung, Witz und ganz viel Herz – wer konnte (kann) bei so einer Kombination schon widerstehen?

Teil 2 des Artikels gibt’s HIER !

Titelbild: Fotomontage.