Vampire, Ballett und Humor – Universal versucht sich in diesem neuen Streifen an einer interessanten, aber gewagten Kombination und holt dafür das Regisseur-Duo Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett („Ready or Not“, „V/H/S“) an Bord, um das Drehbuch von Stephen Shields und Guy Busick auf die Leinwand zu bringen. Zusammen mit einem ziemlich ansehnlichen Cast, zu welchem unter anderem Dan Stevens, Melissa Barrera und Giancarlo Esposito gehören, sollte eigentlich nichts schief gehen.

Von Natascha Jurácsik

Ein buntes Team bestehend aus sechs Experten auf ihrem jeweiligen Feld, die alle jeweils nur unter einem Decknamen bekannt sind, wird angeheuert, um ein junges Mädchen zu entführen und ihren wohlhabenden Vater nach Lösegeld zu erpressen. ‚Joey‘ (Melissa Barrera) ist die ganze Mission nicht ganz geheuer und versucht sich der kleinen Abigail anzufreunden, doch schon bald stellt sich heraus, dass sie nicht so hilflos ist, wie sie anfangs vermuten ließ und aus dem Job wird ein Kampf ums Überleben.

Wer den Trailer gesehen hat, weiß vermutlich eh schon, worum es geht: Vampire. Universal hat bei der Promotion kein Geheimnis daraus gemacht, dass es sich bei der Ballett-begeisterten Abigail um ein kleines Monster handelt, weshalb es umso verwunderlicher ist, dass die Handlung relativ lang braucht, bis die Action wirklich beginnt. Der gesamte erste Akt ist im Grunde eine Vorbereitung für einen Twist, der eigentlich keiner ist, wodurch die erste Dreiviertelstunde etwas schleppend vorangeht. Die Figuren sind zwar unterhaltsam genug für eine Horror-Komödie, rechtfertigen den Fokus auf ihnen in dieser Zeit allerdings nicht und auch die Spannung, welche die Regisseure versuchen aufzubauen, kann ihre Wirkung nicht entfalten, da sie auf Informationen beruht, die ein Großteil der Zuschauer schon längst hat. Diesen Anfangsteil hätte man getrost kürzen oder zumindest etwas abändern können.

Durch die Länge des Auftakts der Geschichte fühlt sich der Rest definitiv etwas zu hastig an und man hat kaum Zeit, sich auf die einzelnen Szenen ganz einzulassen. Hierunter leidet vor allem Abigails Charakter, denn das Potenzial einer mörderischen Kinder-Ballerina wird nicht voll ausgeschöpft; zwar sind die Momente, in denen sie versucht die restlichen Figuren zu manipulieren, durchaus unterhaltend, aber die Dialoge sind meistens schon vorbei, bevor sie ihre Wirkung ganz entfalten können. Das Ballett-Element wird ebenfalls nie ganz erklärt und will nicht so ganz in das Gesamtbild passen, als hätte man es dem Skript erst nachträglich beigefügt.

Trotz all diesen Mängeln ist „Abigail“ dank reichlich Blut, trockenem Humor und einem effektiven Set recht charmant. Die Schauspieler hatten allem Anschein nach Spaß an ihrer Arbeit – vor allem Dan Stevens – und die Atmosphäre wird dank gelungener Kameraführung gut eingefangen, auch wenn diese nicht gerade originell oder besonders kreativ ist. Allerdings fährt das Drehbuch im letzten Akt dann doch gegen die Wand und nimmt eine ganz Reihe an Richtungen ein, die nicht ganz nachvollziehbar sind; auch hier spürt man den Zeitdruck, da die Story tollpatschig versucht an ein halbwegs stimmiges Ende zu kommen, aber ohne viel Erfolg. Vor allem Abigail verliert ab diesem Punkt jegliche Züge, die den Charakter so interessant machen, alles im Namen eines Finales, das für einen Horrorfilm dann doch zu süß ist, auch wenn er sich nicht ganz so ernst nimmt.

Fazit

Obwohl das Projekt nicht besonders kreativ mit seiner eigenen Idee umgeht und mehr Lücken aufweist als es sollte, ist „Abigail“ als Action-Vampir-Komödie dennoch sehenswert, wenn man nicht allzu hohe Ansprüche hat. Zwar hätte der Film von ein paar Veränderungen und einem neuen Ende profitieren können, doch auch so bietet er genug Unterhaltung für eine zwanglose Sichtung mit Freunden.

Wertung

Bewertung: 6 von 10.

(59/100)

Bild: (c)  Universal Studios