Mit „A Quiet Place“ feierte John Krasinski einen der Überraschungshits des Kinojahres 2018. Sein innovativer Horrorfilm war ein charakterbasiertes Horror-Familiendrama mit der großen Prämisse: Macht kein Geräusch! Wer hätte gedacht, dass ein Film mit nur etwas über 30 Zeilen hörbarem Dialog Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistern kann? In der heutigen Kinolandschaft führt dieser Erfolg natürlich dazu, dass ein Sequel den Weg in die Kinos findet. Erreicht „A Quiet Place 2“ die Qualität des Vorgängers oder sehen wir hier einmal mehr, wie ein innovatives und erfolgreiches Konzept zur inspirationslosen Cashcow gemacht wird?

von Marius Ochs

Zumindest inhaltlich setzt der Film nahtlos am ersten Teil an. Man wird noch einmal an vorangegangene Ereignisse erinnert: den verhängnisvollen Nagel, das neugeborene Baby, den großen Verlust. Der Kampf ums Überleben hört nicht auf. Emily Blunt hat nun in der Mutterrolle die alleinige Verantwortung für die drei Kinder. Man merkt, dass John Krasinski, ihr Ehemann im echten Leben, ihr diese Rolle auf den Leib geschrieben hat. Der Weg in die gesuchte Sicherheit führt sie weg von der Farm, hin zu einer Fabrik. Hin zu einem alten Freund, gespielt vom einmal mehr großartigen Cillian Murphy.

Die Erwachsenen sind dabei auf einzelne Emotionen wie Trauer oder den Schutzreflex reduziert. Das einzige Ziel ihrer Existenz ist das Überleben, wohingegen die Kinder noch ihr ganzes Leben in dieser verlorenen Welt vor sich haben. Hoffnung wird so zu einem der vorherrschenden Themen des Films. „A Quiet Place 2“ macht genau hier eine Sache entscheidend anders als der erste Teil. Das Familiendrama rückt in den Hintergrund – es geht nicht mehr darum, sich selbst zu retten, sicher zu bleiben. Mit der Entdeckung am Ende des ersten Teils scheint es möglich zu sein, eine Zukunft zu kreieren.

So zeigt der Film mehr von der Welt, die ein stiller Ort geworden ist. Auf der Suche nach anderen Überlebenden wird durch Atmosphäre Spannung erzeugt. Jedes Geräusch kann tödlich sein und so versucht man auch als Zuschauer, möglichst keinen Mucks zu machen. Dadurch entsteht abermals eine außergewöhnliche, immersive Erfahrung, die einen im Kino jedes Geräusch von Popcorn oder Toilettengängern noch viel störender als sonst empfinden lässt. Krasinski verflechtet vor allem gegen Ende des Films drei einzelne, extrem spannende Szenen zu einem großen Ganzen, das einen stellenweise das Atmen vergessen lässt. Wie schon im ersten Teil ist der Film ein großes Crescendo mit einem Finale, das die Stärken des Szenarios konzentriert ausspielt.

Fazit

John Krasinski hat bei der Premiere des Films gesagt, dass er persönlich den Nachfolger sogar mehr mochte, als den ersten Teil. Dem kann man nur zustimmen. „A Quiet Place 2“ ist das überragende Sequel zu einem überraschend guten ersten Teil. Altbekannte Gesichter bespielen ihre Rollen wieder auf eine emotional nahbare Art und Weise, Cillian Murphy tut dem Cast auch ohne seinen Birmingham-Dialekt gut. So entsteht oftmals eine schier unerträgliche Spannung, ohne dabei auf billige Jump-Scares zu setzen – Atmosphäre, Charaktere und Story laden zum Mitfiebern ein. Besonders gut getan haben die tieferen Einblicke in die Welt, die dem Vorgänger abgegangen sind, sodass sich „A Quiet Place“ zu eine der interessanteste Filmreihen der Neuzeit entwickelt, dessen Fans sich laut Paramount sogar zeitnah auf einen dritten Teil freuen dürfen. Ab dem 24. Juni im Kino!

Bewertung

Bewertung: 8 von 10.

(80/100)

Bilder: ©Paramount Pictures