Eine gläserne Kutsche zieht den reich geschmückten Sarg die Maxingstraße entlang, auf dem Weg zum letzten Ruheplatz, dem Hietzinger Friedhof. Eine Menschenmenge hat sich versammelt, so groß, man könnte fast glauben, ganz Wien wäre anwesend. Das Begräbnis wird im ORF übertragen. Der Wiener Bürgermeister hält die Grabrede für den Verstorbenen. Es gibt alle Anzeichen eines Staatsbegräbnisses, das sogar den Habsburgern angemessen wäre: Es ist der 17. April 1986. Der Tag, an dem Heinz Conrads zu Grabe getragen wird.
von Lena Wasserburger
Anlässlich seines 35. Todestags zollt eine Ausstellung in der Wienbibliothek im Rathaus dem Medienphänomen Heinz Conrads Tribut. Seit 14. Dezember heißt es in der Wienbibliothek also: „Griaß eich die Madln, servas die Buam!” – der wohl bekannteste Spruch Heinz Conrads, der die Medienwelt der Nachkriegszeit prägte, wie kaum ein anderer. Medienstar, Schauspieler, Confériencer. TV, Film, Hörfunk, Theater…überall setzte Conrads seine persönliche Handschrift in einer Karriere, die die Jahrzehnte umspannte.
Anders als viele der zeitgenössischen Prominenten, wie beispielsweise Romy Schneider oder Peter Alexander, war Heinz Conrads, obwohl er als Schauspieler im Theater wie auch in Filmen mitwirkte, vor allem für seine Radio- und Fernseharbeit bekannt. Seine Wochenshow im Radio „Was gibt es Neues?“ (ursprünglich: „Was machen wir am Sonntag, wenn es schön ist?“) sowie die TV-Sendung „Guten Abend am Samstag“ (davor: „Was sieht man Neues?“) waren keine Breaking-News-Shows, sondern vielmehr anekdotisches Plaudern und Rückblicke. Es war harmlose, leicht verständliche Unterhaltung mit Wiener Schmäh. Politische Themen hatten in den Sendungen keinen Platz. Conrads trug Lieder vor und sprach über Freizeitaktivitäten sowie kulturelle und auch sportliche Neuigkeiten. 1946 ging er das erste Mal auf Sendung. Das Konzept hielt sich ganze 40 Jahre lang. Heinz Conrads schrieb seine Texte stets selbst. Einige seiner Manuskripte sind auch in der Ausstellung zu sehen. Ebenso wie Auszüge aus der Fanpost, die Conrads erhielt. Mit seiner Arbeit versammelte Conrads eine Fangemeinde um sich, wie es zu seiner Zeit nur wenige taten. Zu Lebzeiten galt Heinz Conrads als einer der berühmtesten Österreicher.

In Wien war er allerdings mehr als nur berühmt. Conrads wurde zum Gesicht der Stadt, war sogar ein Testimonial in Werbe-Kurzfilmen für die Stadt. Er stand für Aufbruchsstimmung und Stabilität, Positivität und Lebensfreude. Dinge, die Wien und Österreich nach den Schrecken der NS-Herrschaft und des zweiten Weltkrieges gut gebrauchen konnte.
Obwohl Conrads ursprünglich das Handwerk eines Modelltischlers erlernte, zog es ihn in Richtung Schauspielerei. Seine Karriere umfasste somit nicht nur die Rolle des Moderators in Radio- und TV-Sendungen, sondern auch Auftritte im Theater und verschiedene Filmrollen. Im Wiener Kabarett „Simpl“ trat er in der zweiten Hälfte der 40er Jahre als Teil eines Ensembles auf und in den 50er Jahren wirkte er vor allem in österreichischen Filmkomödien mit, beispielsweise in „Ich bin kein Casanova“ (1959) mit Peter Alexander.
Neben Ausschnitten von Conrads bekanntesten Filmrollen und Fernsehauftritten können in der Ausstellung zahlreiche Dokumente und Fotos aus dem Teilnachlass von Conrads selbst bestaunt werden. Darunter befinden sich unter anderem Manuskripte für Conrads Radiosendungen, Fanpost, Filmplakate oder Programmhefte bis zurück aus den späten 40er Jahren.
Die Ausstellung in der Wienbibliothek im Rathaus ist noch bis zum 31. Mai 2022 geöffnet.
Titelbild: (c) ORF