Manfred Deix ist eine Legende der österreichischen Karikaturkünste und der Satire, seine freundlich formuliert „hässlichen“ Figuren stellen nicht nur dar und bilden ab, sondern sollen auch entlarven, und zwar die „österreichische Seele“. Wenigen Künstlern ist das ähnlich gut und nachhaltig, aber auch unterhaltsam gelungen wie ihm, sein Werk galt schon vor seinem Tod 2016 als Kult.

Deix selbst erklärte die Charakteristik seine Arbeit damit, dass er Menschen eben so abbilde, wie sie ihm „erscheinen“ (u.a. in einem Interview mit Hermes Phettberg in dessen Sendung „Nette Leit Show“, das im Rahmen des Screenings am 15.4. vor dem Hauptfilm gezeigt wird, weitere Infos unten). Er habe nie nur „abmalen“ wollen, sondern alles wäre stets „aus seinem Inneren“ gekommen.

Die oberflächliche Hässlichkeit von Deix‘ Figuren, denen er trotz allem immer eine gewisse „Liebe“ entgegenbrachte, ist vielleicht mit seiner Kindheit verbunden: Mandred Deix wurde in der österreichischen Nachkriegszeit in Niederösterreich geboren und wuchs in einem kleinen Ort auf, wo es von „Ehemaligen“ nur so wimmelte. In seinen Karikaturen hält Deix der österreichischen Gesellschaft stets auch den Spiegel vor, zeigt ihr das, was sie nicht sehen will.

Noch zu seinen Lebzeiten entstand die Idee, einen animierten Spielfilm in Deix‘ Stilistik zu drehen, er war bis zu seinem Tod selbst in die Produktion involviert. Insgesamt wurde seit 2013 an dem Werk gearbeitet, erst eine Crowdfundingkampagne 2020 konnte die Fertigstellung sichern, nach mehreren Verschiebungen landete „Rotzbub“ (Regie: Marcus H. Rosenmüller und Santiago López Jover) schließlich im März 2022 in den österreichischen Kinos. Film plus Kritik zeigt den „Deix-Film“ im Rahmen der Österreich-Film-Reihe „einsA“ in den Breitenseer Lichtspielen an insgesamt 4 Terminen: Von 15.4. bis inkl. 18.4. ist der „Rotzbub“ jeweils um 19:00 in Wiens ältestem Kino zu sehen. Bei der „Premiere“ am 15.4. wird vor dem Filmscreening das ca. 15-minütige Gespräch zwischen Phettberg und Deix ausgestrahlt.

„Rotzbub“ ist eine unterhaltsame Animationskomödie, deren Hauptfigur stark biografische Züge von Manfred Deix trägt. Auch sie, ein Grundschuljunge aus dem fiktiven Ort „Siegheilkirchen“, wächst inmitten einer Nachkriegsgesellschaft auf, deren Zwängen er sich widersetzen möchte. Seine stärkste Waffe gegen den Mief der Vergangenheit: Seine Karikaturen.

Der Film erzählt eine Coming-of-Age Story, ist trotz beißender Satire und teils derbem Humor liebevoll gestaltet ist und hat das Herz am rechten Fleck, die Botschaft ist eine geradezu altmodisch humanistische von Freiheit, Toleranz und Selbstverwirklichung. Und die Figuren kommen jenen des großen Vorbilds tatsächlich beeindruckend nahe: Ein sehenswerter und befreiender Film, der unterhält, zum Schmunzeln anregt und gute Laune macht, vielleicht nicht das Schlechteste in düsteren Zeiten wie unserer Gegenwart. Figuren gesprochen u.a. von: Markus Freistätter, Gerti Drassl, Maurice Ernst, Roland Düringer, Thomas Stipsits, Kathi Strasser, Armin Assinger … (ck)

Spieltermine:
15.4., 16.4, 17.4., 18.4. jeweils um 19:00 in den Breitenseer Lichtspielen in Wien.

Bilder: (c) Aichholzer Film