Der Oktober bringt dieses Jahr wieder einige Filme zum Gruseln, darunter auch das neueste Projekt vom Genre-Studio A24: „Bodies Bodies Bodies“ ist ein psychologischer Teenie-Thriller, der allerdings nicht ganz hält, was er verspricht. Angekündigt als „Horror Comedy“ ist er zwar gut gemacht, fällt allerdings sowohl beim Comedy- als auch beim Horror-Teil etwas flach. Was übrig bleibt, ist ein Kammerspiel mit einigen der nervigsten Charaktere, die je auf eine Leinwand projiziert wurden.

von Natascha Jurácsik

Wer kennt den nervenaufreibenden Moment nicht, an dem man endlich die Freunde des Partners kennenlernen soll und hofft, gemocht zu werden? Für Bee verläuft dieses erste Treffen mit der alten Clique ihrer Freundin Sophie jedoch ein wenig anders, denn sobald die Spannungen während eines gemeinsamen Wochenendes bei einem Mord-Spiel drohen, überzulaufen, nimmt wohl irgendwer im Haus die Regeln etwas zu wörtlich und die erste Leiche taucht auf. Es beginnt eine hektische Jagd nach dem Täter, die in weiteren Toten resultiert und vor der anscheinend niemand sicher ist.

Ein typisches „Who done it?”-Werk dieser Art lebt vor allem von einem: Nämlich den Figuren und ihren Beziehungen zueinander, denn daraus entwickelt sich ein Großteil der Spannung. Sarah DeLappes Drehbuch fängt hier stark an, die Charaktere wirken vielschichtig, lebensecht und ihre Interaktionen komplex. Halina Reijn unterstützt dies und zeigt, dass sie als renommierte Regisseurin durchaus Ahnung davon hat, wie ein Film aussehen sollte: Die Kamera unterstreicht die Reaktionen und Persönlichkeiten der Akteure gekonnt, ohne den Fokus vom Dialog wegzunehmen.

Dieser ist ebenfalls gelungen und wirkt dabei stets natürlich. Leider hält dies aber nur die erste halbe Stunde lang an: Wenn man, so wie Drehbuchautorin und Regisseurin, einen Film mit zutiefst unsympathischen Figuren besetzt, muss man sich sonst ordentlich ins Zeug legen, damit das Publikum trotzdem dabei bleibt und deren Eskapaden amüsiert verfolgt. In „Bodies Bodies Bodies“ ist Bee die einzige, der man zum Ende hin eventuell ein heiles Entkommen wünscht. Alle sonstigen Charaktere werden im Laufe der 95 Minuten Spielzeit stetig nerviger, bis man sich sogar wünscht, sie würden endlich alle sterben. Natürlich gibt es in jedem Freundeskreis kleinere Auseinandersetzungen, aber bei dieser Gruppe fragt man sich, warum sie überhaupt Zeit miteinander verbringen, wenn sie sich doch alle so offensichtlich hassen. An dieser Stelle geht auch die meiste Spannung verloren, da es einem ab der Hälfte des Filmes anfängt, völlig egal zu sein, wer der Mörder ist und wer als nächstes stirbt.

Die lästigen Figuren und ihre Streitigkeiten wären ein wesentlich geringeres Problem, wenn „Bodies Bodies Bodies“ tatsächlich eine Komödie wäre; der Aufbau wäre jedenfalls ideal: Ein Haufen reicher, egozentrischer Blagen, die anfangen, sich gegenseitig abzumurksen – eine Prämisse, die dem schwarzen, satirischen Humor anderer „Horror Comedies“ nachempfunden ist und mit subtiler Ironie gut umsetzbar sein kann. Hinzu kommt die Besetzung von Pete Davidson, einem Comedian, der für ebendiese Art von Witzen bekannt ist. Doch nichts davon wird wirklich voll ausgeschöpft, wodurch jeglicher Comedy-Aspekt auf einem Bruchteil des Dialogs und dem Twist am Ende beruht. Die restliche Handlung ist von der Stimmung her zu ernst, wobei sie gleichzeitig nicht blutig genug ist, um zumindest den Horrorfaktor in den Vordergrund zu rücken. So sieht man im Grunde nur einer Horde nervtötender junger Erwachsener dabei zu, wie sie sich gegenseitig ankeifen, was ab und zu von einem unspektakulären Mord unterbrochen wird.

Fazit

Das Potential des Drehbuchs wird nicht voll ausgeschöpft, woran auch die gelungene Kameraführung, der knallige Soundtrack, das atmosphärische Set und die zufriedenstellenden schauspielerischen Leistungen nichts ändern können. Mit mehr Humor und interessanteren Morden wäre „Bodies Bodies Bodies“ möglicherweise zum Kult-Klassiker geworden, doch so ist er als Teenie-Thriller zwar amüsant und optisch einwandfrei, aber nicht spannend genug, um sich als Genre-Hit wirklich durchzusetzen. Ab 26.10. im Kino.

Bewertung

Bewertung: 5 von 10.

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Bild: © 2022 Sony Pictures Entertainment