Kommen Sie! Lassen Sie sich von dieser manischen Satire über YouTube, das Internet, Influencer und Smartphones überwältigen! Passen Sie nur auf, dass Ihnen der sprichwörtliche Vorschlaghammer nicht auf den Kopf fällt.
Gia Coppola – Francis Ford Coppolas Enkelin – wagt sich in “Mainstream” in die Welt der Internetpromis, Livestreams und Clickbaits. Frankie (Maya Hawke) ist eine junge Bartenderin, und naturgemäß nicht sehr glücklich über ihren Platz im Leben. In ihrer Freizeit filmt sie gerne besondere Momente oder Personen, und lädt diese kurzen Clips auf YouTube hoch. Meist bekommt sie dafür nur ein paar dutzend Aufrufe. Das ändert sich schlagartig, wie sie Link (Andrew Garfied) kennenlernt, der ihr ihren ersten viralen Hit beschert. Gemeinsam mit ihrem Bartender-Kollegen Jake (Nat Wolff) kreieren sie eine neue Persona rund um den exzentrischen Star: Nobody Special.
von Christoph Brodnjak
Link besitzt selbst kein Smartphone, verabscheut diesesogar. Diese Haltung bildet das Rückgrat seiner Persona: nichts im Internet ist echt, Smartphones, Instagram und wie die Apps alle heißen sind nur rein artifiziell und verdummen die Menschheit: Vom Grundsatz eine nette Idee, wenn auch ein wenig abgedroschen. Allerdings war eine Satire selten so schwach, zahnlos, banal und bis ins innerste Mark nervtötend. Die Videos, die das Trio produzieren, sind wohl eine der manischsten und anstrengendsten, die man je gesehen hat. Was wohl auch der Sinn und Zweck sein soll, handelt es sich bei dem Werk der drei schließlich um Satire. Die Flut an Effekten und Schnitten schwappt leider allerdings auch ab und zu in die echte Welt des Films über.
Gegen Ende von “Mainstream” wird es natürlich maßgeblich dramatischer, mit einer Vielzahl an Wendungen. Um nicht zu viel zu verraten, Dinge verlaufen nicht so, wie geplant. Das war einerseits vorhersehbar. Andererseits geht der Plan auch deshalb nicht auf, da es voraussetzt, dass die handelnden Personen zumindest zu Beginn irgendwie sympathisch sind. Oder zumindest sich auf einem solchen Level bewegen, dass ein „fall from grace“ auch den notwendigen dramatischen Effekt hat. Nur leider sind gerade Link und Frankie von Sekunde eins offen gestanden komplett wahnsinnige Personen. Der Film hält die Charaktere und sich selbst zu diesem Zeitpunkt für charmant, allerdings geht einem alles schon zu Beginn auf die Nerven. Die Kunstkritik wäre ebenso griffiger, wenn bei Frankies ersten Videos vor Nobody Special zumindest ein Funke an künstlerischem Interesse oder Wert zu finden wäre.
Kritik
“Mainstream” ist schonenderweise gerade mal eineinhalb Stunden lang. Er dürfte aber auch gerne um einiges kürzer sein. Die Satire ist größtenteils misslungen und wirkt so, als ob Gia im Grunde keine Ahnung von YouTube und der digitalen Welt hätte. Genauso gut könnte es hier das Fernsehen sein, das ist aber wohl nicht mehr zeitgemäß. Die Wandlung von Links Charakter geht auch deshalb fehl, weil sich Andre Garfield bereits in den ersten Minuten wie auf Koks verhält. Dabei ist seine Performance selbst das Beste am Film, wenn auch komplett fehlgeleitet. Seit kurzem auf Amazon Prime Video (Abo)
Bewertung
(15/100)
Bild: (c) UPI