Dokumentationen stehen weiterhin ganz oben auf der Netflix-Produktionsliste – der neueste Beitrag mit dem etwas sperrigen Namen „Die Murdaugh-Morde: Skandal in den Südstaaten“ von Jenner Furst und Julia Willoughby Nason nimmt die einflussreiche Familie Murdaugh ins Visier, die vor einigen Jahren in South Carolina nach einem Bootsunfall für viel Furore sorgte. Ob die Leichen in ihrem Keller dank Netflix ein wenig Frieden finden, ist allerdings fraglich.
Von Natascha Jurácsik
Die Mini-Serie beginnt beim eigentlichen Skandal, in den der junge Paul Murdaugh 2019 verwickelt war: Er und fünf seiner engen Freunde machten mit dem Boot der Murdaugh Familie einen Abstecher zu einer Party; auf dem Rückweg weigerte sich Paul das Steuer abzugeben, obwohl er eindeutig betrunken war. Das Resultat war ein schwerer Bootsunfall, der eine der Anwesenden, Mallory Beach, das Leben kostete. Nachdem die anschließenden Vertuschungsversuche der Murdaughs immer offensichtlicher wurden, nahm ihr Ruf zunehmend Schaden. 2021 wurden Paul und seine Mutter Maggie Murdaugh eines Nachts auf dem Familienanwesen brutal erschossen – nun ist nicht nur das Interesse der Öffentlichkeit, sondern auch das des Gesetzes ausnahmslos auf die reiche Südstaaten-Dynastie gelenkt, wobei immer mehr verdächtige Details ans Licht kommen.
Die Frage, ob es sich hierbei um eine Vielzahl unglücklicher Zufälle oder um ein Paradebeispiel für missbrauchten Einfluss handelt, beantwortet die Dokumentation in ihren drei Episoden nur teilweise. Obwohl einige Beweise und Expertenmeinungen präsentiert werden, driftet die Ausführung der Geschehnisse schnell in eine auf Hörensagen basierte Gerüchteküche ab, was der Seriosität deutlich schadet.
Auch der Aufbau ist einer ernstzunehmenden Produktion nicht dienlich: Die erste Folge verbringt die Serie ausschließlich mit dem Vorstellen der fünf Freunde, was zwar durchaus notwendig ist, um dem Zuschauer den Einstieg in die Geschichte zu erleichtern, aber bei einer dreiteiligen Doku eindeutig zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Als Resultat werden andere Handlungsstränge und Details zu plötzlich und nicht ausführlich genug dargestellt. Zusätzlich ergibt die Reihenfolge des Angesprochenen keinen wirklichen Sinn, da sich die Serie an keinerlei Chronologie hält und sich überwiegend an der Entstehung bestimmter Gerüchte orientiert, wodurch vor allem der letzte Teil immer fader wird, was in Anbetracht des Potenzials einer Dokumentation über eine solche Familiengeschichte ziemlich schade ist.
Filmisch unterscheidet sich „Die Murdaugh-Morde“ kaum – wenn überhaupt – von anderen Netflix-Dokus, die stets einem typischen Schema folgen: Eintönige Musik, ausgewaschene, graue Bilder, Interviews, die versuchen den Anschein von Intimität einzufangen und eine monotone Ernsthaftigkeit, dank derer es stilistisch keinerlei Unterschied zwischen wichtigen Informationen und narrativen Ergänzungen gibt.
Fazit
Trotz einer vielversprechenden und hochaktuellen Story schafft es die neue Netflix-Dokumentation „Die Murdaugh-Morde“ nicht, die Aufmerksamkeit des Publikums bis zum Schluss einzufangen und obwohl sich einiges Potenzial erkennen lässt, fehlt ihr letztendlich eine eindeutige Richtung. Seit 22.2. auf Netflix.
Bewertung
(62/100)
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Bild: (c) Netflix