England, 1981: Zwei junge Männer, Georgios und Andrew, beschließen eine Band zu gründen. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft: Georgios oder “Yog”, wie Andrew ihn nennt, ist eher schüchtern und noch unsicher, Andrew dagegen selbstsicher und extrovertiert. Wham! ist geboren und sorgt noch heute für Ohrwürmer. Zwischen Biopics und Skandal-Dokus stolpert man in der Netflix-Bibliothek nun zuletzt auch über einen neuen Titel: “Wham! – Die Dokumentation”.

von Lena Wasserburger

“Last Christmas”, “Wake Me Up Before You Go-Go”, “Careless Whisper”… die Diskografie des Pop-Duos hat die Popkultur geprägt, wie es nur wenige andere getan haben. Und das, obwohl Wham! insgesamt nur für fünf Jahre existierte, nämlich von 1981 bis 1986. Anschließend ging man getrennte Wege und Georgios alias George Michael wurde (auch) als Solo-Künstler zur Ikone. In der Netflix-Dokumentation schildern Andrew und George ihre Geschichte in eigenen Worten. George Michael, der 2016 im Alter von nur 53 Jahren starb, ist dennoch in Audioaufnahmen zu hören. So sind es Wham! selbst, die hier einen sehr persönlichen Einblick in die Hintergründe der Band ermöglichen. Das Ergebnis? Ein sympathischer Film über Freundschaft und die Liebe zur Musik.

Wenn es um Biopics oder Dokumentationen über Musiker und Bands geht, ist man ja mittlerweile eine bestimmte Formel gewöhnt. Insbesondere Biopics haben diese Formel perfektioniert. Es beginnt mit bescheidenen Anfängen und dem Traum von Ruhm, anschließend folgen der blitzartige Aufstieg und dann der tiefe Fall, meist verkörpert durch das Ende der Band, Skandale, oftmals auch Drogenprobleme und Alkoholkonsum. Geschichten dieses Genres benötigen immerhin eine gewisse Portion Drama.

“Wham!” ist hier eine überraschend angenehme Ausnahme. Es wird nicht dramatisiert, es wird nicht aufgebauscht oder übertrieben, um das Geschehene spannender zu inszenieren. Nein, die Dokumentation schlägt in diesem Punkt einen anderen Weg ein. Sie ist unterhaltsam, weil sie erfrischend undramatisch ist. Sie ist “wholesome” oder “lighthearted”, wie man auf Englisch sagen würde, ähnlich wie das seinerzeitige Image der Band selbst. Die innige Freundschaft, die George und Andrew verband, ist der Mittelpunkt der Dokumentation. Es wird beschrieben, wie die beiden sich in der Schule kennenlernten, zusammen ihre Leidenschaft für die Musik entdeckten und einander halfen, als Menschen zu wachsen. Für die damaligen Musikkritiker und die Presse waren “Wham!” vor allem zwei junge Burschen in kurzen Hosen und bunten Outfits, die Teenie-Songs schrieben und nicht unbedingt Musik, die die Zeit überdauern würde. Und doch: Gab es seither ein Jahr, in dem Radiosender nicht “Last Christmas” bis zum Verrücktwerden rauf-und runterspielten?

Es muss allerdings festgehalten werden, dass die Dokumentation sich ausschließlich auf die Jahre konzentriert, in denen Wham! noch aktiv war. Dass die tragischen Aspekte im späteren Leben des George Michael hier keine Erwähnung finden, darf also nicht verwundern. Der Film erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte, in der Wham!, konträr zu so vielen anderen Artists und Bands der Branche, ein richtiges Happy End findet.

Fazit

Ob man nun selbst die Musik mag oder nicht – die Dokumentation verbreitet überraschenderweise jede Menge guter Laune. Ganz nach der Textzeile aus dem Wham!-Song “I’m Your Man”: “If you’re gonna do it, do it right”, hat man auch hier viel richtig gemacht und einen Film mit viel Herz geschaffen, der die 80er-Nostalgie aufleben lässt. “Wham!” ist eine Dokumentation für alle Wham!-Fans und jene, die es vielleicht noch werden wollen. Seit 5.9. auf Netflix.

Bewertung

Bewertung: 8 von 10.

79/100

Bild: (c) Netflix