Aus der Welt der „Conjuring“-Franchise kommt kurz vor Oktober der neueste Horror-Beitrag der Reihe: Regisseur Michael Chaves darf nach „Lloronas Fluch“ und „Conjuring 3“ nun den zweiten Teil von „The Nun“ übernehmen. Trotz finanziellen Erfolgs war der erste Film bei Kritikern und Fans nicht gerade beliebt, weshalb die Erwartungen relativ niedrig ausfallen – was allerdings nicht heißt, dass Chaves sie zwingend erfüllen wird.
Von Natascha Jurácsik
Nachdem sie den Spuk des ersten Teils überleben, kehren Schwester Irene (Taissa Farmiga) und Maurice (Jonas Bloquet) – besser bekannt als Frenchie – in einen mehr oder weniger geregelten Alltag zurück. Doch nachdem ein französischer Priester auf grausame Weise zu Tode kommt, wird schnell klar, dass der Dämon Valak noch lange nicht besiegt ist und wieder in Form einer Nonne sein Unwesen treibt.
Als erstes fällt auf, dass „The Nun 2“ optisch sehr viel besser gelungen ist als sein Vorgänger. Statt viel zu dunklen, in schummriges, blaues Licht getauchten Szenen wagt man sich hier an etwas mehr Farbe und schafft mit gekonnt beleuchteten Sets eine düstere, verheißungsvolle Atmosphäre, die nicht nur ästhetisch besser aussieht, sondern es dem Zuschauer auch erheblich erleichtert genau zu erkennen was gerade passiert. Eine Handvoll Einstellungen sehen sogar kunstvoll gestaltet aus, was maßgeblich zur Stimmung beiträgt. Allerdings nehmen die durch CGI generierten Effekte zum Ende hin stark an Qualität ab, wodurch die Optik nach einem schwungvollen Anfang in den letzten 30 Minuten stark ins Wanken gerät.
Doch ebenfalls etwas gesteigert hat sich das Sounddesign, welches hier schon etwas inspirierter und nicht ganz so lieblos klingt wie in „The Nun“. Unangenehm zittrige Violinen und tief grollende Basslaute werden von Momenten der Stille unterbrochen und verfehlen ihren Effekt nicht. Zwar hat diese Musik keinen so hohen Widererkennungswert wie der Soundtrack von Filmen wie „The VVitch“, doch sie ist auf alle Fälle kreativer als der vorherige Versuch.
Von nur wenig Kreativität zeugt allerdings die Handlung: Mehrere Konzepte aus dem ersten Teil werden schamlos wiederholt, ohne ihnen einen neuen Ansatz zu verleihen, sodass man zwischendurch das Gefühl hat, diesen Streifen schon einmal gesehen zu haben. Im Grunde wurde die Story nur unwesentlich verändert, das Prinzip bleibt allerdings das Gleiche: Der Dämon treibt irgendwo sein Unwesen und eine Nonne mit besonderen Fähigkeiten muss ihn mithilfe eines mächtigen Reliktes zurück in die Hölle schicken. Das Motto lautet: Beim ersten Mal hat es nicht funktioniert, also versuchen wie es einfach noch einmal. Somit erinnert die Geschichte an die Definition von Wahnsinn, nämlich ohne Veränderung der Herangehensweise ein anderes Resultat zu erwarten.

Diese unoriginelle Einstellung erkennt man auch bei den Charakteren: Sister Debra (Storm Reid) begleitet diesmal Irene in ihrem Kampf gegen das Böse und übernimmt ihre Rolle aus Teil Eins als Nonne im Glaubenszwiespalt – mehr aber auch nicht. Debra ist so zweidimensional wie eine Cartoon-Figur, hat höchstens den Ansatz einer eigenen Persönlichkeit und verliert auch diesen im letzten Akt praktisch ganz. Mit diesem Schicksal ist sie nicht allein, denn außer Irene, Maurice und vielleicht Valak selbst ist keine der anderen Figuren sonderlich interessant oder wichtig und auch die drei genannten Ausnahmen bewegen sich hier auf dünnem Eis. Wie bereits im ersten Film scheinen die Autoren nicht zu begreifen, dass jegliche Spannung fehlt, sobald sich das Publikum kein bisschen um das Wohlergehen der Charaktere schert. Doch selbst wenn man Sympathie für sie empfindet, ist jegliche Sorge nebensächlich, da keiner von ihnen jemals ernsthaft in Gefahr ist. Somit sieht man diesen eintönigen Bauernopfern dabei zu, wie sie von einem Dämon terrorisiert werden, der ihnen hin und wieder einen Schreck einjagt und anschließend verschwindet und das, obwohl er mehrere Male die Chance dazu hätte, zumindest einen von ihnen zu töten. Auch dieser Drehbuchfehler ist ein Überbleibsel aus dem ersten Teil – anscheinend hat sich keiner der Involvierten auch nur eine konstruktive Kritik zu Herzen genommen.
Fazit
Einige Fehler wurden verbessert, die meisten jedoch nicht – Allein dank der gelungenen Optik ist „The Nun 2“ definitiv besser als der vorherige Teil, doch die gravierendsten Sünden des ersten Drehbuchs werden auch hier wiederholt. Dieser Film ist zwar eine nette Einstimmung auf den kommenden Halloween-Monat, bleibt jedoch vor allem aufgrund des verschwendeten Potenzials in Erinnerung. Somit ist er als Teil des Conjuring-Universums nur ein weiterer Beweis dafür, dass Jumpscares allein nicht ausreichen, um effektiven Horror zu erzeugen. Ab 21.9. im Kino.
Bewertung
52/100
Bilder: (c) 2022 Warner Bros. Entertainment
Das muss ich jetzt nicht unbedingt haben aber vielleicht werfe ich einen Blick rein, wenn er auf Netflix läuft. 🙂