Nach fast zehn Jahren ist es so weit: Die „Mad Max“-Saga von George Miller geht endlich weiter und diesmal steht Furiosa, die einarmige Heldin aus „Fury Road“, im Mittelpunkt. Als Prequel zeigt der neue Film, wie sie als Imperator beim tyrannischen Immortan Joe gelandet ist und bietet Fans endlich mehr Einblick in eine Figur, die bei ihrem letzten Auftritt die Show stahl.

Von Natascha Jurácsik

Furiosa (Anya Taylor-Joy) wächst in einer grünen Oase inmitten des post-apokalyptischen Niemandslandes bei den matriarchalen Vuvalini auf, doch eines Tages wird sie entführt und zu Dr. Dementus (Chris Hemsworth) gebracht, dem psychotischen Anführer einer nomadischen Horde von Plünderern. Nach einem Konflikt zwischen ihm und Immortan Joe (Lachy Hulme), der zunächst diplomatisch gelöst wird, findet sich Furiosa unter den Mechanikern und War Boys der Citadel wieder, wo sie sich mit Jack (Tom Burke), dem des riesigen Lastwagens zum Transport von Benzin und Munition, anfreundet und sein Handwerk erlernt. Doch Dementus gibt sich mit dem aktuellen Status-Quo nicht zufrieden und plant schon seinen nächsten Angriff und Furiosa muss sich entscheiden, wo ihre Prioritäten inmitten all den Kämpfen liegen.

Wie erwartet ist auch dieser Film äußerst spektakulär: George Millers Stil lässt sich eindeutig erkennen, mit wenig Dialog, dynamischer Kameraführung und explosiver Action. Auch diesmal wurde primär mit Storyboards anstatt mit einem üblichen Drehbuch gearbeitet, wobei auf jede kleinste Geste geachtet wird; statt mit Worten wird bei „Mad Max“ mit Körpersprache kommuniziert und das Publikum klebt förmlich an der Leinwand, um auch ja keine Kleinigkeit zu verpassen. Für die Schauspieler ist dies selbstverständlich eine besondere Herausforderung, doch es lässt sich kein schwaches Glied erkennen – besonders Anya Taylor-Joy und Chris Hemsworth dominieren jede Szene, in der sie zu sehen sind.

Der Handlungsaufbau ist nachzollviehbar und unterstreicht die Geschichte auf gelungene Art, allerdings ist er nicht so präzise und fließend wie bei „Fury Road“: Es entstehen Spannungslücken, Zeitsprünge und schlampig eingefügte Nebenhandlungsstränge, wodurch man immer wieder aus der Geschichte herausgerissen wird und die Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden nicht ganz gerechtfertigt werden kann. Besonders tollpatschig ist die Beziehung zwischen Furiosa und ihrem Mentor Jack, die zwar nur vage angedeutet und recht wenig überzeugend dargestellt wird, obwohl sie eine wichtige Rolle im Werdegang der Titelfigur einnimmt; eine Verbindung wie sie zweidimensionaler nicht sein könnte. Auch die Dialoge sind nicht so einprägsam wie im vorherigen Projekt und wirken eher oberflächlich, wobei ein erheblicher Teil dank des alles andere als perfekten Soundengineerings unter den tosenden Motoren der Streitwagen untergeht.

Die Kamera versucht das mangelnde Tempo zu steigern und peitscht chaotisch über das Geschehen. Viele der Shots sind hierdurch visuell hoch interessant und vermitteln die jeweiligen Emotionen auf gekonnte Weise, aber leider lässt sich ein erhöhter Gebrauch von CGI beobachten, wodurch die Optik in manchen Szenen unecht wirkt und eher an ein Videospiel erinnert, als an die haarsträubenden Stunts auf „Fury Road“. Die Action-Sequenzen sind zwar durchaus atemberaubend, doch auch hier fehlt eine gewisse Finesse, die dem Spannungsaufbau dienlich wär. Dafür ist die Musik umso gelungener und kompensiert dies durch dröhnende Orchestertöne und pathetische Einlagen.

Fazit

George Miller zeigt wieder einmal, dass er weiß, wie man ein Publikum unterhält – wie sein Vorgänger ist auch „Furiosa“ ein wahres Spektakel und dürfte Fans der „Mad Max“-Reihe begeistern. Allerdings hat sie die Qualität seit „Fury Road“ nicht gerade gesteigert und aufgrund einzelner Mängel kann der Film nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. Dennoch ist das rasante Dystopie-Werk eine Sichtung durchaus wert.

Bewertung

Bewertung: 8 von 10.

77/100

Bild: Copyright 2024 Warner Bros. Feature Productions