320 Millionen US-Dollar: So viel hat die Produktion von “The Electric State” verschlungen, der damit der teuerste Netflix-Film aller Zeiten ist. Die Sci-Fi-Abenteuerkomödie mit Chris Pratt und Millie Bobby Brown gibt es seit gestern zu streamen. Ist der Film wirklich so schrecklich, wie viele Kritiken vermuten lassen?

von Christian Klosz

“The Electric State” auf Netflix – Kritik

“The Electric State” erzählt von einer fiktiven Vergangenheit, in der Anfang der 1990er Roboter einen Krieg gegen die sie ausbeutenden Menschen anzettelten. Der Tech-Mogul Ethan Skate (Stanley Tucci) entwickelt mit seiner Firma eine neue Technologie, die Menschen die Steuerung von Robotern ermöglicht, wodurch der Krieg gewonnen werden kann. Mittendrin ist die junge Michelle (Millie Bobby Brown), die in den Kriegsjahren ihre Eltern und ihren Bruder Christopher verloren hat und bei ihrem Pflegevater mehr schlecht als recht zurande kommt.

Eines Tages bekommt sie Besuch von einem “Bot”, der behauptet, ihr für tot gehaltener Bruder zu sein. Er teilt ihr mit, dass der echte Christopher noch lebt und in den Fängen von Skate ist, der seinen genialen Verstand zum eigenen Vorteil ausnutzt. Michelle und der Christopher-Bot machen sich auf eine gefährliche Reise, bei der sie vom Ex-Soldaten Keats (Chris Pratt) und seinem Roboter-Kumpel begleitet werden. Schließlich bekommen sie Unterstützung von ausgemusterten Robotern, die sich in einer Enklave in der Wüste verschanzt halten. Menschen und Maschinen müssen sich zusammentun, um gegen das wahre Böse zu kämpfen: Die megalomanischen Machtfantasien eines vom rechten Weg abgekommenen Tech-Gurus…

Man könnte nun den Handlungsstrang um Ethan Skate vor dem Hintergrund aktueller Vorgänge in den USA deuten und ihn als politische Kritik lesen. Doch wer das macht, vergisst, dass am Regiestuhl von “The Electric State” die Russo-Brüder Platz nahmen, und deren Handwerk ist Unterhaltung für die Massen, nicht subversive Gesellschaftskritik.

Doch glaubt man den Einschätzungen zu ihrem neuen Werk – 19% bei Rotten Tomatoes sprechen eine eindeutige Sprache – haben sie auch dieses Handwerk verlernt. Dann liegt hier ein Mega-Flop vor, der nicht einmal den Unterhaltungs-Auftrag erfüllen kann. Doch sind diese Verrisse gerechtfertigt?

the electric state millie

Nein, denn “The Electric State” funktioniert als charmante Mischung aus Science Fiction-Abenteuer, Actionfilm, Komödie und Familienunterhaltung außerordentlich gut. Ein Grund dafür ist die liebenswürdige Albernheit, die den ganzen Film durchzieht. Und die sich gerade in der Umsetzung der Bots und Roboter offenbart: Hier zeigt sich auch eine Verwandtschaft zu den Spielberg/Amblin-Produktionen wie “Jurassic Park” oder “E.T.”, ohne freilich deren Qualität gänzlich zu erreichen. Die menschlichen Darsteller – Millie Bobby Brown, Chris Pratt, Stanley Tucci und Co. – machen ihre Sache solide und fungieren als gute Ergänzung zu den Bot-Charakteren.

Inhaltlich sollte man von einem Blockbuster, der eigentlich hätte im Kino landen sollen, nicht allzu viel erwarten, und die Story, basierend auf einer Graphic Novel, ist weitgehend Vorwand für eine actionreiche und visuell beachtlich umgesetzte Heldenreise. Trotzdem werden relevante Fragen und Themen wie die Ko-Existenz von Mensch und Maschine, ethische Dilemmata oder der “gemeinsame Kampf gegen das Böse” in einer emotional gar nicht blöden Form adressiert, und so, dass sie für alle Altersgruppen verständlich sind.

Fazit

Und so muss man bilanzieren: “The Electric State” ist viel besser als sein Ruf. Der herzige Abenteuerfilm bietet Unterhaltung für die ganze Familie, lädt zum gemeinsamen Filmabend ein und bietet eine willkommene Auszeit von der oft belastenden Wirklichkeit.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

(65/100)

Bilder: (c) Netflix