Spätestens seit dem letzten Jahr, samt zugehöriger Award-Season, konnte Netflix sich ganz klar als ernstzunehmendes Produktionsstudio neben den Big Playern etablieren. Filme wie „Marriage Story“ oder „The Irishman“ fanden bei Kritikern und Publikum großen Zuspruch und sorgten bei den diversen Preisverleihungen für den ein oder anderen angstbedingten Schweißausbruch bei der Konkurrenz. Dann gibt es aber auch die andere Seite, jene Produktionen, wegen derer Netflix nach wie vor von vielen belächelt und nicht ernst genommen wird. Filme wie der misslungene „The Open House“ oder der prätentiöse „The Laundromat“ veranschaulichen sehr gut einen der größten Kritikpunkt an Netflix als Produktionsfirma: Es erfolgt quasi keinerlei Einflussnahme, egal welcher Art.

von Mara Hollenstein-Tirk

Doch gibt es bei dem Streaminganbieter tatsächlich immer nur gut oder schlecht, weiß oder schwarz, Oscar oder unterste Schublade? Die Antwort auf diese Frage, die übrigens ein ganz klares Nein ist, gibt der Film „Spenser Confidential“, der seit dem 6.3. auf Netflix verfügbar ist.

Dieser ist nämlich so auf den Punkt gebrachter Genredurchschnitt, dass man ihm seine vielen kleineren oder auch größeren Fehler kaum übel nehmen kann, denn er scheint genau das geworden zu sein, was sich die Verantwortlichen vorgestellt hatten. Da gibt es des ehemaligen Cop, der zwar im Gefängnis saß, weil er seinen korrupten Chef verprügelt hat, der aber an und für sich eine ehrliche Haut ist und nichts weiter will als Gerechtigkeit, vor allem für die etwaigen Opfer. Da ist der ehemalige Verbrecher, der sein Leben und seine Aggressionen durch Mixed Martial Arts endlich wieder in den Griff kriegen will und eigentlich auch ein durch und durch guter Kerl ist. Und dann gibt es natürlich noch den obligatorischen Sidekick, diesmal in Form des in die Jahre gekommenen Mentors, eine irgendwie verrückte Ex-Frau, und natürlich nicht zu vergessen, die eigentliche Handlung rund um ein paar korrupte Polizisten und finstere Machenschaften.

Klar, bei Namen wie Mark Wahlberg, Alan Arkin und Winston Duke vor der Kamera und Peter Berg dahinter horcht man zumindest einmal auf – auch wenn Netflix schon bei vielen Projekten mit bekannten Namen nur so um sich werfen konnte. Aber wer sich die obige Inhaltszusammenfassung durchliest und einen Blick in die Filmographien, zumindest von Wahlberg und Berg, wirft, dem sollte eigentlich sofort klar sein, worauf er sich bei dem Streifen einlässt: viel Action, ein paar coole Sprüche und wenig Tiefgang. Verglichen mit anderen Filmen des Genres bewegt sich dabei alles in einem moderaten Rahmen. Die Gags zünden zwar nicht alle, bieten aber dennoch genügend Pointen, um zu unterhalten; das Schauspiel ist nicht herausragend, hat man in dem Bereich aber auch schon wesentlich schlechter gesehen; die Action wirkt zwar manchmal etwas gehetzt, aber an anderer Stelle dafür wieder schön saftig und mit der nötigen Härte.

Fazit

Alles in allem ist „Spenser Confidential“ sicherlich kein Film für die Annalen der Filmgeschichte, er wird auch nie zum Klassiker avancieren, ja, nicht einmal zum Kultfilm, aber diesen Anspruch verfolgten die Verantwortlich hier offensichtlich auch gar nicht. Was sie abliefern wollten, ist ein kleiner, netter Actionfilm, der einen über seine knapp zwei Stunden Laufzeit hinweg halbwegs gut unterhält – und das gelingt ihnen auch. Ist doch irgendwie auch schön zu wissen, dass es noch Filme gibt, die Mut zum Mittelmaß beweisen und die weder Meisterwerke noch Vollkatastrophen sind.  

Bewertung

6 von 10 Punkten

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Bilder: (c) Netflix