Wir haben die große Freude, heute den ersten Gastbeitrag von Mara Hollenstein von unserer Partnerseite Verfilmt & Zerlesen auf Film plus Kritik zu präsentieren: Sie widmet sich 10 Filmen, die ihrer Ansicht nach vollkommen zu Unrecht mit dem Prädikat “rotten” auf der bekannten Rating-Plattform versehen sind.
10 “rotten” Filme, die besser sind, als ihr Ruf:
„Rotten“, gibt man dieses Wort auf Google ein, bekommt man als Übersetzung unter anderem die Worte „faul“, „verdorben“, „mies“ geliefert. Auch mit „Tomatoes“ hat die Suchmaschine kein Problem und spuckt ohne Schwierigkeiten die deutschsprachige Entsprechung aus.
Vor dem Jahr 2000 wäre wohl keinem Menschen in den Sinn gekommen, bei der Kombination dieser beiden unscheinbaren Worte an etwas anderes zu denken, als eine rote Frucht, deren Haut sich langsam von knallrot in bläulich-grün verfärbt. Heute hingegen erfreut sich die Website mit dem klingenden Namen, auf der es hauptsächlich um die die Bewertung von Filmen anhand eines speziellen Algorithmus geht, immer größer werdender Beliebtheit. Als Sammlung samt zugehöriger Auswertung abgegebener Kritiken zu einzelnen Filmen sind die Betreiber der Website nur allzu oft versucht, sich das Siegel der Objektivität aufdrücken zu wollen; ob dies gerechtfertigt erscheint, wäre ein Thema für einen anderen Artikel, in diesem Artikel soll es vielmehr um ein Phänomen gehen, das bestimmt jedem, der sich schon einmal auf der Plattform herumgetrieben hat, begegnet sein wird: dass man Filme vorfindet, die mit dem übelriechenden Prädikat „rotten“ versehen sind, die einem persönlich aber durchaus zusagen. 10 solche Filme möchte ich heute präsentieren, und euch in ein paar Sätzen darlegen, weshalb ich eindeutig der Meinung bin, dass diese keine fauligen grünen Tomaten sind.
1. “I, Robot” (2004) – 57%
Mal ganz ehrlich, was kann man denn bitteschön an einem Sci-Fi-Thriller mit Big Willie schon groß auszusetzen haben? Klar, der Film erfindet das Rad nicht neu, bedenkt man einmal, dass sich das zentrale Thema des Films an den Theorien des großen Gelehrten und Schriftstellers Isaac Asimov orientiert, dürfte dies eigentlich auch kaum überraschen. Trotzdem ist den Machern hier ein spannender und intelligenter Vertreter seines Genres gelungen, der sich mit nichts weniger beschäftigt als der Frage, was uns zu Menschen macht.
2. “Das Bourne Vermächtnis” (Original: The Bourne Legacy) (2012) – 56%
Weshalb dieser Film von Kritikern so hart ins Gericht genommen wurde, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel. Mit Renner und Weisz in den Hauptrollen, Norton als Kontrahenten und einem ganzen Franchise als Vorgeschichte bietet der Film nämlich so einiges, auf das sich Fans der gepflegten Agentenaction freuen können – haarsträubende Stunts, rasante Verfolgungsjagden, und einen Vertuschungsversuch auf höchster Behördenebene als rahmengebendes Sujet. Natürlich erfindet auch dieser Film das Rad nicht neu, aber aufgrund all dieser Punkte, die für ihn sprechen, gehört er meiner Meinung nach eindeutig nicht zur Kategorie „rotten“. Und mir persönlich gefällt der Hauptcharakter sogar um einiges besser, als der unter Amnesie leidende Bubi aus den anderen Teilen.
3. “Oblivion” (2013) – 52%
Ist es wohl bloßer Zufall, dass sich so viele Science Fiction-Filme auf dieser Liste finden? Oder hat es dieses Genre generell etwas schwerer unter Kritikern, werfen viele seiner Vertreter doch in ihrem Kern immer wieder dieselben Fragen auf, was sehr schnell das Gefühl eines Déjà-vus hervorrufen kann. Jeder, der mir aber erzählen will, dass er die Handlung des Films von Anfang an durchschauen konnte, macht sich entweder was vor oder sollte schleunigst einen Test machen lassen, da er ein unentdecktes Genie sein könnte. Klar ist der Film nicht makellos, aber für mich bietet er eindeutig genügend Unterhaltungswert, um mehrfache Sichtungen zu rechtfertigen.
4. “Kingsman: The Golden Circle” (2017) – 52%
Ja, ich gebe es offen zu, auch ich hatte mir insgeheim mehr von dieser Fortsetzung erhofft, das hatte allerdings eher etwas mit dem grandiosen Vorgänger zu tun, als mit der Qualität des Films als solchem. Während der erste Film nämlich noch eine bitterböse Satire auf den Agentenfilm im britischen Stil war, gehörte der Nachfolger dann doch eher in eben jene Schublade, welche der erste noch so gekonnte persifliert hatte, und hatte zu allem Überfluss viel von seinem britischen Charme durch amerikanisches Draufgängertum eingetauscht. Die Bezeichnung „rotten“ hat er dennoch nicht verdient, denn er bietet dem geneigten Zuseher noch immer eine spaßige, actiongeladene Zeit mit irren Stunts und sogar noch irreren Fights.
5. “Tron Legacy” (2010) – 51%
Irgendwie scheint ein Fluch auf den „Vermächtnissen“ bekannter Filme zu liegen, ist dies doch immerhin schon der zweite Film auf dieser Liste, der eine Legacy zu einem älteren Franchise darstellt. Auch wenn ich manche der Kritikpunkte durchaus nachvollziehen kann (ja, auch ich finde CGI-Bridges ziemlich erschreckend), finde ich trotzdem, dass der Film sein schlechtes Image wahrlich nicht verdient. Legt man die Nostalgiebrille zur Seite, die nur allzu gern jegliche Änderung des geliebten Originals von vornherein verdammen möchte, findet man nämlich einen Science Fiction-Film vor, der die Welt seines Vorgängers gekonnt ins neue Jahrtausend transportiert und existentielle Fragen aufwirft.
6. “Constantine” (2005) – 46%
Er scheint nicht gerade ein Kritikerliebling zu sein, der liebe Herr Reeves – was daran liegen könnte, dass sein Spiel manchmal gar zu stoisch und hölzern wirkt; doch es gibt Filme, da ist genau dieses Markenzeichen seinen Rollen mehr als dienlich. „Constantine“ ist einer dieser Filme, wo die „I don’t care“-Attitüde gepaart mit ein paar zynischen Sprüchen die perfekte Charakterzeichnung für den verdammten Titelhelden bietet. Wenn man dann auch noch Stormare als Teufel und Swinton als Erzengel mit in den Topf wirft, ergibt das eine Antiheldensuppe, die ich mir nur allzu gern schmecken lasse – getreue Comicumsetzung hin oder her.
7. “Passengers” (2016) – 31%
Ich will den lieben Kritikerkollegen ja nicht unterstellen, dass sie derartige Vorbeeinflussung nicht ausblenden können, aber ich vermute ganz stark, dass dieser Film nur aufgrund des miserablen Marketings so schlecht abgeschnitten hat. Denn anstatt eines gruseligen Creature Feature oder wenigstens eines waschechten Katastrophenfilms im All bekommt man hier eine sich langsam entwickelnde Geschichte über Einsamkeit und Isolation serviert, die eine romantische Seite bekommt, als der Protagonist plötzlich nicht mehr alleine auf dem riesigen Raumschiff ist. Manche mögen dem Film speziell gegen Ende hin einen Hang zum Kitsch vorwerfen, doch die einzige Frage, die sich mir in diesem Moment stellte war: „Was würde ich tun?“.
8. “Suburbicon” (2017) – 29%
Bei dem aktuellsten Vertreter auf meiner Liste habe ich das Gefühl, ich habe einen anderen Film als die meisten Kritiker im Kino gesehen. So abweichend ist meine Meinung zu dem Film und so wenig nachvollziehbar sind für mich die Argumente, die angeblich gegen den Film sprechen sollen. Ich habe im Kino einen Film gesehen, dem man eindeutig die Handschrift der Cohens anmerkt, auch wenn Clooney es dennoch schafft, etwas Eigenes aus dieser abstrusen, bitterbösen, stellenweise regelrecht verstörenden Geschichte zu machen.
9. “Ninja Assassin” (2009) – 25%
Im Schatten umherstreifende Attentäter auf der Suche nach Blut, ein einsamer Wolf der Jäger und Gejagter zugleich ist, dazwischen eine Unschuldige, zwischen die Fronten einer Fehde geraten, von der sie besser nie etwas erfahren hätte. Klingt das nicht echt aufregend? Alle, die jetzt heftig mit dem Kopf nicken, sollten mal einen Blick riskieren, denn neben jeder Menge coolen Moves, literweise Kunstblut und grimmig dreinschauenden Ninjas bekommt der Hauptcharakter auch noch eine tragischere Hintergrundgeschichte spendiert, als dies für gewöhnlich bei diesem Genre der Fall ist.
10.) “47 Ronin” (2013) – 15%
Okay, selbst ich finde nicht, dass der Film ein Meisterwerk ist, aber hey, zwischen einem Meisterwerk und 15% liegt eine ganz schön große Kluft, die meiner Meinung nach eindeutig zu groß ist. Denn auch wenn der Film kein Meisterwerk ist, so ist er doch eine unterhaltsame Fantasygeschichte, die versucht, sich stilistisch am asiatischen Raum zu orientieren, ohne sich anmaßen zu wollen, die Kultur tatsächlich vollkommen zu verstehen. Weshalb die Wahl des Außenseiters als Hauptfigur eine nachvollziehbare Entscheidung ist, die nach meiner Ansicht narrativ ausreichend begründet wird. Außerdem katapultiert allein das bewegende Finale, welches den Machern eines großen Hollywood-Blockbusters sicher einiges an Mut abverlangte, den Film eindeutig hinaus aus dem „rotten“-Bereich.
Bonusrunde:
“Stirb Langsam 3” (Original: Die Hard with a Vengeance) – 52%
Eigentlich hatte ich meine Liste bereits fertig gestellt, als ich durch Zufall auf diesen Schocker gestoßen bin: Der dritte und meiner Meinung nach beste Film der „Stirb Langsam“-Reihe hat doch tatsächlich einen „rotten“-Score! Da sieht man mal wieder, dass die Kritiker ab und an die Arthousebrille ablegen sollten. Denn “Stirb Langsam 3” bietet dem Zuseher einen echten Actionkracher, mit unser aller Lieblingscop im dreckigen Unterhemd, der hier mit Samuel L. Jackson als Ergänzung wohl einen der besten Sidekicks der Filmgeschichte zur Seite gestellt bekommt.
Warum „Annihilation“ ein modernes Meisterwerk ist
The 15 best films by Martin Scorsese (part 1)
Das ist ja Horror! – 5 Geheimtipps, die jeder Horrorfan kennen sollte
Also, das mit Stirb Langsam 3 ist wirklich krass. Fand den immer ziemlich gut.
Nicht war…deswegen musste ich den einfach noch dazu nehmen 😉!
Erst ein mal allgemein zu RT. Ich selbst habe noch nie gezielt irgendetwas auf RT gesucht, weil ich das Konzept der Bewertung schlicht und ergreifend schwachsinnig finde.
Zum einen erscheint es mir doch relativ fragwürdig, ob die Redaktion in der Lage ist eine Filmkritik, die auf eine Bewertung in Punkt- oder Notenform verzichtet, immer im Sinne des Autors als “fresh” oder “rotten” zu beurteilen. Alleine schon deswegen ist die letztendliche Prozentzahl kritisch zu sehen.
Desweiteren muss man sich überlegen, was man selbst als “gut” bezeichnet.
Folgendes Beispiel:
Film 1 wird von 10 Zuschauern geschaut. Alle 10 Zuschauer bewerten den mit 6/10 Punkten. (Ob das nun gut oder nur mittelmäßig ist, muss jeder für sich entscheiden). Jedenfalls erhielt Film 1 laut RT 100% positive Bewertungen und erhält damit das Siegel “certified fresh”. Und das obwohl niemand den Film wirklich gut fand. Aber eben auch keiner wirklich schlecht.
Film 2 wird von ebenfalls 10 Zuschauern gesehen. Allerdings spaltet er das Publikum. 5 der Zuschauer geben 1/10 Punkten, die anderen 5 vergeben 10/10. Laut RT erhält Film 2 demnach 50% positive Bewertungen und ist damit “rotten”. Dass die Hälfte der Zuschauer diesen Film als absolutes Highlight einschätzen wird überhaupt nicht ersichtlich.
Nun stellt sich die Frage, ob ich lieber Filme sehen möchte, die die Mehrheit des Publikums ganz ok findet oder lieber solche, die mache genial und manche vielleicht enttäuschen fanden. Jedenfalls kommen so einnige sehr fragwürdige Ergebnisse zustande, Ein paar davon finden sich auf der Liste des eigentlichen Beitrags.
Eine letzte Anmerkung zu RT. Selbst wenn man das Bewertungssystem der Seite annimmt und sich damit anfreundet, finde ich persönlich 57% positive Bewertungen als nicht schlecht. Wenn ich mir vorstelle, ich säße in einer Gruppe von Filmfans und 57 von 100 Leuten würden mir Film X empfehlen, wäre das zumindest eine Quote, die gut genug wäre, dass ich mich für den Film interessiere.
Zur Liste:
Ich habe 6 der 11 Filme gesehen. Nur bei “Passengers” und “47 Ronin” kann ich die extrem niedrige Bewertung überhaupt nicht nachvollziehen. Aber auf jeden fAll eine spannende Liste. Vielleicht stöbere ich auch mal und schaue was mir so auffällt… 🙂
Hui, erst mal danke, dass du dir die Zeit genommen hast so einen langen und ausführlichen Kommentar zu schreiben 😉.
Ich halte von der Seite als solches auch nicht sehr viel und hab wenn ich ehrlich auch noch nie nachgeschaut was für eine Wertung ein Film dort hat…was ich allerdings gern schau (aber mehr so aus Interesse oder Jux bzw weil man manchmal gute Filmtipps so bekommt) sind so Listen auf Youtube. Und vor einigen Wochen fand ich auf YouTube auf einem Channel den ich abonniert hab ein Video das hieß “10 low rated Movies that are actually good”. Dort haben sie dann auch immer die Bewertung auf Rotten Tomatoes und IMDB gezeigt…und das hat den Stein dann eigentlich ins Rollen gebracht. Als ich mich dann das erste Mal tatsächlich auf der Seite umgeschaut hab war ich direkt schockiert wie viele Filme ich gefunden hab, die als rotten gelten, die ich persönlich aber ziemlich mag. So kam dann die Idee zu der Liste und nachdem Christian sowieso angefragt hatte, ob ich mal Lust auf einen Gastbeitrag hätte, hat das dann auch noch super zusammengepasst😊😉.
Also, ich muss v.A. bei “I, Robot” und “Passengers” zustimmen. I Robot ist toll, da gibts sogar ne eigenen Kritik hier. Und Passengers ist zwar kein Meisterwerk, da hätte man mehr draus machen können, aber die Grundidee fand ich sehr interessant. Dem wurde ja übrigens auch “Sexismus” vorgeworfen 😛
Huhu! Schöne Liste, soweit ich die Filme kenne kann ich zustimmen (Die Hard 3, Passengers, I,Robot), außer bei 47 Ronin und Constantine. Beide waren ziemlich lahm, wobei die 15% für 47 Ronin tatsächlich zu krass sind.
Zu Ma-Go: Es gibt den deutlich aussagekräftigeren Wert “Average Rating” direkt unter dem Tomatometer. Die meisten Kritiken sind nämlich durchaus punktebewertet. Natürlich werden in dem genannten Beispiel die Average Ratings für beide Filme recht nah beieinander liegen. Den Unterschied zwischen dem mittelmäßigen Film und dem unterschiedlich bewerteten Film würde höchstens eine statistische Größe wie die Varianz darstellen, und da die meisten Leute schon Probleme haben das Tomatometer zu kapieren, würde das wohl heillos überfordern. Aber es geht ja auch um Kritikermeinungen, und da sind dann Schwankung von 1 bis 10 Punkten von 10 doch eher unwahrscheinlich – selbst ein hassender Kritiker kann ja nicht an cinematographisch guten Eigensschaften vorbei.
Zu Passengers: Der Film hat viel negative Reaktionen gekriegt, weil Pratts Charakter seine Angebetete aufweckt und damit zum Tode verurteilt, und am Schluss dafür “belohnt” wird, da sie eine Beziehung mit ihm führt. Ich finde ja, dass die entsprechenden Kritiker selber die Frau als Belohnungsobjekt sehen, und dabei einige Charakterentwicklungen übersehen. Er hadert lange mit sich und seine Verzweifelung ist ihm anzumerken; Er bietet ihr reuig an, ihn zu erschlagen; Die beiden stehen ein lebensbedrohliches Abenteuer durch, in dessen Verlauf er sein Leben für sie opfern will. All das scheint keinen Einfluss auf die Kritiker zu haben, und auch nicht, dass dieses moralische Dilemma an sich eher eine Stärke des Films ist als eine Schwäche. Ich stimme dir da zu, die Fragestellung “Was würde ich tun?” ist eben genau der Punkt.
Ja, ich hatte bei Passengers auch das Gefühl, dass den manche ganz anders verstanden und aufgenommen haben als ich. Manches lag meiner Meinung nach sicher am falschen Marketing weil der Trailer doch eher einen Creature Feature vermuten ließ oder zumindest einen Gruselschocker und nicht ein moralisches Dilemma. Und wie du sagst, manche Kritiker sind einfach sofort auf den Sexismus-Zug aufgesprungen weil das halt grad angesagt ist ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken was der Film eigentlich aussagen wollte.
1. I, Robot ist so intelligent wie ein Stück vertrocknetes Toastbrot, Proyas kann einfach keine Geschichten erzählen, Will Smith wirkt stets deplatziert und trägt einfach nur seine Trademark-Mimik zur Schau; allerdings sieht der optisch recht hübsch aus, gerade die animierten Roboter macht gut was her. Kann man als guilty pleasure gelten lassen, ist aber meilenweit von einem guten Film entfernt.
2. Bounrne ist sowieso schon so etwas wie das It-Girl der Agentenfilme, konnte trotz der nervigen Action-Szenen eigentlich trotzdem ganz gut unterhalten, was auch an Matt Damon lag. Aber das heißt nicht, dass es Jeremy Renners schuld ist, dass Das Bourne Vermächtnis hinter seinen eher durchschnittlichen Vorgängern hinterherhechelt, die Story ist halt grottendämlich und die Action schwankt zwischen nervig und langweilig.
4. Kingsman: The Golden Circle beweist mal wieder, dass Matthew Vaughn eigentlich gar keinen Plan davon hat, was er da für Filme dreht. Ohne Mark Millar fehlen die subversiven Gags, die das Original auszeichneten, die Splatter-Spitzen wurden bis auf ein Minimum zurückgeschraubt, die Action ganz Hollywood-mäßig auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, nämlich Spektakel um des Spektakels willen, zurechtgestutzt. Der Subplot um Channing Tatum ist vollkommen überflüssig, der Film ohnehin zu lange. Richtig ärgerlich sind die reaktionären Tendenzen des Films, Süchtige, Kranke und arme Menschen in einen Topf zu werfen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. In den 80ern oder den 90ern wäre das zeitgemäß gewesen, passend zur von Nancy Reagan ausgerufenen No Tolerance-Politik, aber in einer Zeit, in denen in den USA in vielen Bundesstaaten alleine Pot schon komplett legal ist, ist die Aussage schon herbe; egal, was Deine Gründe sind, Drogen, die nicht von der Pharma freigegeben sind, sind illegal und schlecht. Da schüttelt’s mich, ehrlich…
6. Constantine ist schon eine Sache für sich; die Optik ist teils herbe geil, aber die Story so träge, dass man meint, bald selbst die Grenze in eine jenseitige Welt zu übertreten. Gerade das Selbstmordgedöns, was immer wieder und wieder gekäut wird, verhindern das aufkommen von Spannung. Und das Finale ist dann auch noch ein schlechter Witz und verschwendet Swindon wie Stormare, jedenfalls mMn.
9. Ninja Assassin ist ein Film, der jeden Hohn und Spott, der sich über ihn ergibt, wirklich verdient hat. Rain kann weder schauspielern noch kämpfen, die Special Effects sind lächerlich unwirklich, jeder Tropfen Blut verschwendet, da die Optik null Impact hat. Ein Film wie eine schlechte, lange CGI-Render-Sequenz, genauso gehaltvoll und unterhaltsam; bei einem Spiel könnte man sowas wenigstens wegdrücken (außer es kommt von Hideo Kojima).
Die anderen Filme dieser Liste von 10 kenne ich tatsächlich noch nicht, ein paar (Oblivion, Passengers) will ich auf jeden Fall noch sehen. Das alles stellt jetzt natürlich nur meine Meinung da, wer die Filme mag, soll sie mögen und viel Spaß damit haben, dafür sind sie schließlich da. Nur Kingsman: The Golden Circle stößt mir sauer auf, auch wenn ich bei solch faschistoiden Tendenzen versuche, darüber zu lachen, vor allem, wenn es den Leuten so ernst damit ist. Aber mit dem hervorragenden ersten Teil im Hinterkopf tut es schon weh, hier vieles genau in das Gegenteil verkehrt zu sehen, um es für solch eine menschenverachtende Aussage zu nutzen. Und Stirb Langsam 3 ist natürlich okay, nicht so gut wie die ersten beiden Teile, aber ein guter Actionfilm allemal.
Wie gesagt, nur meine ein oder zwei Cents dazu; möge man mich dafür verdammen…;)
Ach ja, Rotten Tomatoes kann mich auch mal, auf deren Bewertungen gebe ich nun gar nichts.
Ist doch in Ordnung wenn du anderer Meinung bist (war mir bei der Liste sowieso klar, dass mir bei den Filmen nicht alle zustimmen werden 😉 ). Ich find es immer spannend, wenn nicht jeder die gleiche Meinung zu einem Film hat…das wär ja sonst ziemlich öde 😉 .
Ninja Assassin ist wohl so ein Guilty Pleasure von mir wobei ich eigentlich wirklich nicht find, dass der schlecht ist (insofern ist Guilty Pleasure wohl das falsche Wort…hhhmmm). Ich kann ein paar der Punkte nachvollziehen, die du oben nennst, aber zB gerade das schlechte CGI oder das eindeutige Kunstblut hab ich immer eher als Hommage an das asiatische Kino gesehen, denn wenn du da mal einige der Martial-Arts Streifen siehst, dann fällt dir auf, dass sowas schon beinahe ein Markenzeichen des Genres dort ist 😀
Eine Hommage wäre es gewesen, wenn sie auch mit Kunstblut gefüllte Kondome benutzt hätten. Haben sie aber nicht, sondern komplett auf Blut verzichtet und den Computer bemüht, da das nach den Wachowsky Sisters halt viel besser ist. Und gerade das finde ich zum kotzen. Das passte zu Matrix (auch wenn die auch nicht halb so intelligent sind, wie sie denken, und gerade in Teil 2+3 viele Szenen eher lachhaft wirken) und auch zu Speed Racer (in seiner herrlichen Überdrehtheit wohl das unterhaltsamste, was bisher aus deren Schmiede entfleucht ist), bei Ninja Assassin wirkt diese Modernisierung erzwungen. Man wollte halt mit aller Gewalt, dass das Neue über das Alte triumphiert. Und, wie gesagt, ich finde Rains Darstellung schrecklich; ich meine, Michael Dudikoff war auch kein Kampfsportler, aber der hatte Charisma, Rain hat halt diese unnahbare Superstar-Attitüde. Das ist für mich vielleicht das größte Problem daran, denn wenn nur eine reduzierte, super-simple Comic-Dramaturgie bemüht (was bei Matrix halt halbwegs funktionierte, weil man mit Reeves und Moss mitfiebern konnte, was aber vor auch am guten Hugo Weaving lag), dann braucht man jemanden, an den man andocken kann, aber Rain ist dermaßen out-of-this-world, da regt sich bei mir gar nichts. Es mangelt auch an einen guten Widersacher. Dazu kommen noch die Agenten, die ich wirklich sehr nervig finde. Der Film ist zwar auf der einen Seite überzogen gewalttätig, auf der anderen Seite derart naiv, so viel Hirn kann ich einfach nicht ausschalten, um darüber hinweg zu sehen (jedenfalls nicht, ohne einen Controller in die Hand zu nehmen, um selbst den Helden zu geben, aber dafür habe ich Ninja Gaiden).
Wenn man dann noch einen B-Film wie NINJA – REVENGE WILL RISE heranzieht, der in Bezug aufs CGI leider den selben Fehler macht, aber ansonsten viel, viel mehr richtig macht, und selbst ein eher grobschlächtiger Scott Adkins schauspielerisch dem koreanischen Sänger haushoch überlegen scheint, dann gibt es nicht mehr viel, was ich dieser misslungenen High-Budget-Extravaganza noch verziehen könnte…
Unterschiedliche Meinungen – gut und recht. Dennoch bitte ich um etwas respektvollere Sprache dem Text (und den Filmen) gegenüber, so wie das die anderen Kollegen und Freunde hier auch praktizieren, Danke. lg
Hat dies auf VERfilmt&ZERlesen rebloggt und kommentierte:
Ich war in den letzten zwei Wochen übrigens nicht ganz untätig, sondern habe meinen ersten Gastbeitrag für das Magazin “Film plus Kritik” verfasst. Hier möchte ich nochmals meinen Dank an Christian Klosz den Herausgeber aussprechen für diese Möglichkeit. Weitere Früchte dieser Zusammenarbeit dürft ihr übrigens auch in Zukunft erwarten 😉 .
Aber nun mal zu jenen 10 Filmen, die ihre schlechte Bewertung bei Rotten Tomatoes meiner Meinung nach nicht verdient haben…
Und ebenso herzlichen Dank für deinen Beitrag 😉
Ich bin ja eh nicht der große Fan von RT oder von Rezensions-Aggregatoren an sich. Ich erkenne aber ihren Nutzen an. Hab ich ausführlicher mal hier dargelegt: https://filmlichtung.wordpress.com/2017/11/18/die-tomaten-faulen-von-der-wurzel-her-mein-problem-mir-rottentomatoes-com/
deswegen belasse ich es hierbei.
Lieber zu ein paar der Filme:
Oblivion ist in der Tat viel zu niedrig bewertet, ein atmosphärisch gelungener Film, mit einem guten Cruise in der Hauptrolle. Und allein der Soundtrack!
Constantine ist vielleicht kein guter Film aber ich mag ihn dennoch sehr. Sei es Peter Stormares teertriefender Teufel oder Tilda Swinton als androgyner Gabriel. Außerdem hat der Film eine Szene, in der ein mann von Dämonen in einen Schnapsladen getrieben wrd… subtil. 😉
Ninja Assassin und I, Robot hingegen sehe ich ziemlich treffend bewertet, wobei ich das nie zugeben würde, denn Aggregatoren sind schließlich doof…
Deinen Beitrag zu den Aggregatoren hab ich schon gelernt und mich köstlich amüsiert 😉! Ich muss gestehen, dass ich mich im Zuge meiner Recherche das erste Mal überhaupt länger auf einer dieser Plattformen rumgetrieben hab und das ganze System noch viel undurchsichtiger find als ich nach deinem Beitrag vermutet hätte😅. Wobei ich das alles aber nicht wirklich so ernst nehm😉.
Ja, ich weiß nicht aber Ninja Assassin hat sich einfach einen Platz in meinem Herzen gesichert…wieso, kann ich auch nicht so genau sagen 😅
Mit nem Wurfdolch? 😉
Könnte sein😆😉
Viele der Filme habe ich zwar nicht gesehen, aber gerade bei Passengers hatte ich genau dein erwähntes Problem. Ich hatte mir irgendwie etwas anderes erwartet und konnte dem FIlm dann keine Chance mehr geben. In meiner Erinnerung war der furchtbar konstruiert und mit Klischees überladen. Da sieht man mal wieder, was Marketing mit einem macht 😀
Kurz zu RT = ImdB ist besser 😀 Wobei man Bewertungsportale auch nicht furchtbar ernst nehmen sollte. Weitere Beiträge mit z.B. überbewerteten Filmen würde ich aber natürlich trotzdem gerne lesen 🙂
Bei Passengers ist mir das wirklich bei vielen Leuten aufgefallen, mit denen ich mich unterhalten hab, du bist da also nicht allein 😉. Vielleicht gibt’s du dem Film ja mit etwas Abstand noch mal eine Chance…meiner Meinung nach könnte sich das lohnen😉.
Ich bin generell sehr wenig auf solchen Plattformen unterwegs und wenn dann seh ich das auch mehr als Spaß und nehm das Ganze nicht wirklich zu ernst.
Tatsächlich hätt ich schon 3 Kandidaten gefunden die ich als überwertet ansehen würde…also mal schauen ob so eine Liste nicht vielleicht noch realisiert wird😉
Bei Gelegenheit schaue ich mir “Passengers” nochmal an, manchmal werden Filme beim zweiten Mal ja besser 🙂
Wenn ich mir die Top 250 auf Imdb anschaue, ist die Suche nach Kandidaten vielleicht gar nicht so schwierig. *hust*Dark Knight*hust* 😀
Ja, da lassen sich sicher genug Kandidaten finden wobei ich The Dark Knight sehr gern mag…insofern wär der nicht auf meiner Liste zu finden 😉. Aber Gravity ist so ein Kandidat bei mir.
Constantine ist saugeil, Oblivion dagegen totaler Bullshit.
Tja, kann halt nicht jeder den gleichen Geschmack haben😉. Ich fand Oblivion echt extrem schön anzuachauen und die Geschichte war jetzt vielleicht kein absolutes Meisterwerk aber für das Genre durchaus passend und unterhaltsam
Oblivion ging mir irgendwie auf den Senkel… kann natürlich auch am Hauptdarsteller gelegen haben 😉
😂 😂 😂…das lag sicher daran. Aber das war eh zu erwarten bei deiner Liebe für den lieben Herrn Cruise😉
Das stimmt natürlich 🙂 🙂
😀
Sorry, Autokorrektur…das soll natürlich “gelesen” und nicht “gelernt” heißen 😆
Hat dies auf Film plus Kritik – Online-Magazin für Film & Kino rebloggt und kommentierte:
Rotten Tomatoes – das Maß aller Dinge? Mitnichten, meint unsere Autorin Mara Hollenstein-Tirk, und präsentiert 10 tolle Filme, die bei RT am Abstellgleis gelandet sind.
Oblivion fand ich total bescheuert.
47 Ronin war doch ganz brauchbar. I Robot auch irgendwie.
Tron Legacy und Constantine fand ich wiederum echt gut.
Den Rest habe ich nicht geschaut…