Traditionen müssen erhalten bleiben – und so begibt es sich, dass die frisch in die Familie eingeheirate Grace am Tage Ihre Vermählung, ganz im Sinne alter Gepflogenheiten, an einem Spiel teilnehmen darf. Dabei fällt die zufällige Wahl auf das allseits beliebte Versteckspiel „Hide and seek“. Was die Braut zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist, dass ihre Überlebenschance stark mit dem Erfolg ihres gewählten Verstecks verknüpft ist. Als im altehrwürdigen Familienanwesen die ersten Schüsse fallen, entwickelt sich eine aberwitzige Jagd, die schnell ihre ersten Opfer fordert.

„Ready Or Not“ ist eine schwarzhumorig angehauchte Komödie aus den Vereinigten Staaten, die im Juli 2019 im Zuge des Fantasia International Film Festival seine Premiere feierte und ab dem 27. September 2019 nun auch in den landesweiten Lichtspielhäusern Österreichs die Leinwände erhellen wird. Kulisse für das starbesetzte Katz-und-Maus Spiel ist die im gotischen Stil erbaute „Casa Loma“ in Kanada, in dem unter anderem schon Szenen für das X-Men oder gar Harry Potter Franchise gedreht wurden.

Womit wir auch gleich bei der größten Stärke des Werkes angelangt wären: die durchweg stilbewusste Inszenierung weiß vom ersten Moment an zu überzeugen. In erdigen und von Goldschimmern durchzogenen Farben bietet das prunkvolle Domizil ein passendes Ambiente und avanciert durch detailverliebt verzierte Räume zu einer glaubwürdigen Location für das sich darbietende Spektakel. Von opulent möblierten Zimmern bis hin zu engen Geheimgängen ist alles vorhanden und lässt schnell erahnen, welche Bandbreite an Möglichkeiten der Plot ausschöpfen könnte. Anfangs funktioniert die Mischung aus Horror und Humor auch wunderbar, und der Zuschauer durchlebt eine schnelllebige Mischung aus kreativen und nicht minder explizit dargestellten Morden, immer wieder untermischt von fein akzentuierten Sprüchen, die das Seherlebnis hochhalten können.

Unglücklicherweise hat der Film in Gänze aber nicht viel mehr als ebenjene Mixtur zu bieten. Sicherlich könnte nun argumentiert werden, dass das Werk offen mit dieser Simplizität hausieren geht, tatsächlich kann aber auch diese Einsicht nicht von der schleichend aufkeimenden Langeweile ablenken. Der Humor nutzt sich schnell ab, und gerade angesichts der Möglichkeiten einen solchen Film auszuarbeiten, lässt einen das Gefühl nicht los, dass hier massiv Potenzial verschenkt wurde. Dies liegt vor allem daran, dass die gelebte Kreativität aus unerfindlichen Gründen schlagartig abebbt und sich bestimmte Szenen zu wiederholen scheinen. Sind es zu Beginn noch verschiedenste Arten der Gewaltdarstellung, begegnen dem Zuschauer plötzlich eng getaktete Wiederholungen derselben Art und Weise sich eines Gegners zu entledigen.

Daran ändert auch das fantastische Schauspiel von Hauptaktrice Samara Weaving nur wenig, die trotz flacher Charakterdarstellung die gesamte Palette an Emotionen abruft und in jeder Situation zu überzeugen weiß. Der ihr zur Seite gestellte Cast agiert professionell, kann aber keinerlei Verbindung zum Zuschauer aufbauen, sodass alle Hoffnungen stets auf der Figur der „Grace“ beruhen. Komplett überzeichnete Charaktere und Szenen sorgen so letztlich dafür, dass aufkeimende Sympathien sofort erstickt werden und die teils blutige Darstellung eher einen Trashfaktor aufweist als wirklich ernstzunehmende Gefühlsregungen hervorrufen zu können. Gegen Ende verliert sich das Werk dann in erzwungener Ernsthaftigkeit, nur um Minuten später mit dem Kopf durch die nächste Wand zu stürmen.

Fazit:

Auch wenn es „Ready Or Not“ anfangs noch gut gelingt, seine Schwächen in den hintersten Winkeln seiner Schauplätze zu verstecken, kann die Mischung aus Horrorfilm und Komödie bei Beginn des Abspanns nur für verhaltene Festtagsstimmung sorgen. Die spärlich ausgeschmückte Handlung steht der edlen Kulisse in zu eklatantem Kontrast gegenüber und entwaffnet sich weitestgehend selbst. Schade, hier wäre mehr zu holen gewesen.

Bewertung:

5 von 10 Punkten

Gesehen wurde “Ready Or Not” auf dem Fantasy Filmfest, das seit Jahren fester Bestandteil der gepflegten Filmkultur ist und zu den bedeutendsten Genre-Filmfestivals der Welt zählt. Auch in diesem Jahr macht das Festival in diversen deutschen Großstädten, unter anderem in Hamburg, Berlin, München oder Köln Station und begeistert Fans mit seinem abwechslungsreichen Festivalprogramm.

Bilder: ©2019 Twentieth Century Fox