Kaum einer, beziehungsweise in Österreich und auch im deutschsprachigen Raum im Allgemeinen, hat noch nicht von ihr gehört: Der Figur des Detektivs Simon Brenner, die in den Filmen von niemand geringerem als Josef Hader verkörpert wird. Der Schriftsteller Wolf Haas verfasste im Jahr 1998 den gleichnamigen Kriminalroman, der im Jahre 2000 von Wolfgang Murnberger verfilmt wurde. Das Drehbuch zum Film, der mit der Romy für den erfolgreichsten österreichischen Kinofilm ausgezeichnet wurde, verfassten Wolf Haas, Josef Hader und Wolfgang Murnberger allesamt gemeinsam.
von Elli Leeb
In „Komm, süßer Tod“ wurde Simon Brenner bereits aus dem Polizeidienst entlassen und ist nun als Rettungssanitäter tätig. In Wien konkurrieren allerdings die beiden Rettungsdienste „Kreuzretter“ – bei denen Brenner arbeitet – und der „Rettungsbund“, was immer wieder zu abstrusen Situationen führt, in denen sich die beiden Rettungsdienste die Patientinnen und Patienten regelrecht mithilfe von Gewalt gegenseitig wegschnappen. Schon bald kommt natürlich auch ein Mordfall ins Spiel, für den sich der zynische Brenner viel mehr begeistern kann, als für seine eigentliche Tätigkeit.
Josef Hader, der unter anderem in dem bereits in der Filmreihe präsentierten Spielfilm „Indien“ brillierte, mimt einen fulminant grantigen Brenner, der auf den ersten Blick zwar kein Sympathieträger per se ist, den man im Laufe der Zeit immer mehr lieben lernt. Brenner ist vielmehr ein Antiheld und somit auch eines dieser wenigen Gegenstücke zu den sattsam bekannten Detektiven und Kommissaren des altbekannten Krimi-Genres.
Wie auch schon in Wolf Haas‘ Buchvorlage, werden narrative Konventionen des Krimis derart verformt, sodass ein erfrischender, neuartiger Zugang geboten wird. Eine Stimme aus dem Off fungiert stets als unbeteiligter Kommentator, respektive Berichterstatter. „Ich persönlich, vollkommen neutral“ meint dieser mitunter und gibt im selben Atemzug seine persönlichen Ansichten à la Wirtshaus-Stammtisch preis. Zudem wird hier – wie sonst so oft im Krimi-Genre üblich – der trockene Tathergang nicht zu sehr diskutiert. Stattdessen rutscht Brenner flott und vor allem mühelos von einer abstrusen Situation in die nächste, was aufkommende Eintönigkeit im Keim erstickt.

Mit gut portioniertem Sarkasmus und der Darbringung vieler Wiener Klischees liegen Realität und Fiktion sowie Semi-Dokumentarisches oft sehr nahe beieinander, sodass es stets Freude bereitet, den Figuren und der Handlung zu folgen. „Komm, süßer Tod“ bedient sich eines stimmigen Wechsels zwischen langsam und schnell geschnittenen Szenen. Gefüllt werden jene mit staubtrockenem Zynismus der Figur Brenners, mit einer großen Portion Wiener Schmäh, aber auch mit einer unterschwelligen Kritik am Kapitalismus und der Vernachlässigung der Schwächsten des Systems.
Fazit
Der im Jahre 2000 erschienene Spielfilm „Komm, süßer Tod“ von Wolfgang Murnberger zählt in den österreichischen Kinos mit rund 231.000 Besucherinnen und Besuchern zu den erfolgreichsten seit Beginn der landesweiten Zählung im Jahre 1981. Mit einer Spieldauer von 108 Minuten schufen Haas, Murnberger und Hader einen österreichischen Klassiker, der von Satire, Sarkasmus und zynischem Humor durchzogen und merkwürdig spannend ist. „Komm, süßer Tod“ ist die erste Verfilmung der „Brenner-Krimis“, in den Jahren darauf folgten die Verfilmung von „Silentium“, „Der Knochenmann“ sowie „Das ewige Leben“, die genauso sehenswert sind.
Elli Leeb präsentiert immer Sonntags „Klassiker des österreichischen Films“. Damit möchten wir der österreichischen Filmwirtschaft und dem österreichischen Film allgemein Respekt zollen. Sofern die Filme auf österreichischen Streaming-Anbietern (z.B. Kino VOD Club) verfügbar sind, kann der Erwerb auch eine kleine Unterstützung für die österreichischen Verleiher und Programmkinos sein. Die weiteren, bereits vorgestellten Film-Klassiker lassen sich HIER nachlesen.
Bilder: © Filmarchiv.at