Dass Robert de Niro einer der besten Mimen seiner Generation ist, ist unbestritten, seit mehreren Jahren scheint ihm allerdings die Lust am ernsthaften Schauspiel vergangen zu sein. Ausnahmen wie „Irishman“ oder „Joker“ bestätigen die Regel, dass er sein Geld am liebsten in eher seichten und belanglosen Komödien verdient, die sein Talent nicht sonderlich herausfordern (was er im übrigen nicht einmal bestreitet).
von Christian Klosz
Ein weiteres Beispiel dafür ist „Immer Ärger mit Grandpa“, der an sich schon im Februar in die US-Kinos hätte kommen sollen, dann aber Corona-bedingt auf Oktober verschoben wurde – und prompt einen Überraschungserfolg in den unter Versorgungsengpässen leidenden Lichtspielhäusern in den Staaten feierte. Bei uns erschien die Familienkomödie vor kurzem auf DVD, BluRay und als VOD – und landete schließlich gestern auf Amazon Prime: Wer Zerstreuung in diesen belastenden Zeiten sucht und nicht die höchsten Ansprüche stellt, findet hier durchaus kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch.
Die Prämisse des Plots ist schnell erklärt: Grandpa Ed (de Niro) zieht zu seiner Tochter Sally (Uma Thurman!) und deren Familie, nachdem seine geliebte Gattin das Zeitliche gesegnet hatte und er mehr schlecht als recht mit der Umstellung zurande kommt. Da der Platz im Haus eng bemessen ist, muss der zwölfjährige Sohn Peter auf den Dachboden ziehen, Grandpa de Niro bekommt stattdessen dessen geräumiges Zimmer, womit der Junge alles andere als einverstanden ist. Doch alle Einwände gegen die elterlich verordnete Zwangsräumung werden ignoriert bzw. stoßen auf taube Ohren, warum Peter nur mehr einen Ausweg sieht: Krieg gegen den Opa, um ihn aus dem Haus – oder zumindest aus dem Zimmer – zu vertreiben. Der nimmt die Kriegserklärung dankend an und zeigt, dass auch rüstige Rentner es faustdick hinter den Ohren haben (können).

Das große und einzige wirkliche Problem von „Immer Ärger mit Grandpa“ ist das inkonsequente Drehbuch, dass zu oft und unverständlicherweise von der zentralen Prämisse „Enkel vs. Opa“ abweicht und so das beste Asset des Films verwässert. Das ist schade, denn zwischen Oakes Fegley (Peter) und de Niro entwickelt sich durchaus eine Chemie, die Grundlage für einen detailreich dargestellten und ausladenden Kampf der Generationen geboten hätte. Dazu kommen sehenswerte Cameos, allen voran vom großartigen Christopher Walken also Gangster-Opi (siehe Screenshot oben), der alleine einen Blick auf den Film rechtfertigt.
Allerdings wird leider zu wenig aus dem Potential gemacht, das „Immer Ärger mit Grandpa“ mit etwas mehr Fokus und Konsequenz durchaus in eine Liga von „Kevin allein zu Haus“ katapultieren hätte können. Stattdessen bleibt es bei netten Ansätzen, einigen guten Ideen, Lachern und sympathischen Charakteren, denen man gerne zuschaut, ohne sich vollends für die Komödie begeistern zu können.
De Niros Leistung als gutherziger Senior, der sich nicht verarschen lässt, ist dabei grundsätzlich solide, wobei man natürlich bei jeder Szene seine völlige Unterforderung merkt. Uma Thurman, seit längerem wieder einmal zu sehen, macht gute Figur als selbstbewusste Familienmutter und hat einige gute Szenen. Und Christopher Walken glänzt in einer Paraderolle als schräger Vogel.
Fazit:
Schließlich ist „Immer Ärger mit Grandpa“ eine (zu) harmlose Familienkomödie geworden, die von ihrem Humor und sympathischen Figuren lebt, die weder große Begeisterung auslöst, noch wirklich enttäuscht, aber dennoch ihre Berechtigung hat – wenngleich hier um einiges mehr möglich gewesen wäre.
Bewertung:
(56/100)
Bilder: (c) Eurovideo / Screenshot
Deswegen bin ich auch kein Fan mehr von solchen Komödien.