Der für seine Trash-Streifen bekannte Regisseur Uwe Boll plant einen Film über den rassistisch motivierten Anschlag von Hanau. Die Familien der Opfer und die Stadt haben mit Empörung auf das Filmprojekt reagiert. »Wir alle – die Familien der Opfer, der Magistrat sowie die Stadtverordnetenvorsteherin und die Fraktionen – fordern Sie mit Nachdruck auf, die Vorbereitungen sofort einzustellen und auf die Dreharbeiten zur Realisierung dieses Films zu verzichten«, hieß es in einem offenen Brief an Boll, den die Stadt Hanau am Freitag veröffentlichte. Unterzeichnet wurde er neben den Opfer-Familien unter anderem von Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky.

Boll verteidigte das Vorhaben am Freitagabend. Er stehe damit auf der Seite der Opfer und wolle zu der geforderten Aufklärung der Ereignisse beitragen, sagte der Regisseur der dpa. Es sei nachvollziehbar, wenn das Thema emotional belastend sei. Er sei auch der Auffassung, »dass der Film nicht unbedingt von den Familien der Opfer angesehen werden sollte«, so Boll. Der Anschlag habe aber erneut verdeutlicht, welche Gefahren der wachsende Rechtsextremismus und zunehmende Verschwörungstheorien bergen, deshalb sei es wichtig, das Thema aufzugreifen. Der Film sei bereits gedreht und dürfte in einigen Monaten fertiggestellt sein.

Der Anschlag von Hanau: Ein 43-jähriger Mann hatte am Abend des 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven an mehreren Orten in der Stadt im Rhein-Main-Gebiet erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter und anschließend sich selbst tötete. Zuvor hatte er rassistische Pamphlete und Videos mit Verschwörungserzählungen im Internet veröffentlicht.

Eine Hanauer Stadtsprecherin sagte, Boll habe mit der Stadt zu dem Filmprojekt zuvor keinen Kontakt aufgenommen. Auch die Opfer-Familien und -vereine hätten davon aus der Presse erfahren, hieß es in dem Brief. Wann und wo der nun offenbar bereits abgedrehte Film zu sehen sein wird, ist bisher nicht bekannt.