Während einer Hitzewelle türmen sich über Frankreich gewaltige Wolken auf, die sich in Säureregengüssen entladen. Und die fressen sich durch alles: Blech und Metall, Fleisch und Knochen. Während das Land und die Welt Richtung Abgrund torkeln und gewaltige Menschenströme vor den tödlichen Niederschlägen flüchten, muss sich eine zersplitterte Kleinfamilie zusammenraufen, um zu überleben. (Crossing Europe)

von Christian Klosz

Mit „Acid“ (OT: „Acide“) gelingt dem französischen Regisseur Just Philippot ein schockierender Öko-Thriller mit selten gesehener Aktualität: Die Klimakatastrophe spitzt sich in diesem Film zu, in einem Ausmaß, dass sie nun wirklich nicht mehr zu leugnen ist. Der mit evidenzbasierter Wissenschaft vertraute Teil der Zuschauerschaft wird erkennen, dass das hier entworfene Schreckensszenario sehr viel näher an der (uns winkenden) Realität ist, als vielen lieb ist. Und genau daraus schöpft „Acid“ seine emotionale und immersive Wirkung, denn der Film macht betroffen, da er als Fiktion zeigt, was so oder ähnlich bald echt sein könnte.

Herausragend ist die visuelle Umsetzung des Schreckens, der von kleinen Regentropfen ausgeht, die sich zu Wasserströmen in Himmel und Erde verbinden, die sich durch alles fressen, das ihnen in den Weg kommt. Es sind keine ausgefallenen Effekte – meist sind es dunkle Wolken oder simpler Rauch, die die tödliche Gefahr ankündigen und illustrieren – aber sie sind äußerst wirkungsvoll.

Man kann Philippot in manchen Szenen einen Hang zur Melodramatik unterstellen, er reizt das Zeigbare wirklich bis zum Äußersten aus. Andererseits: Der Zweck heiligt die Mittel und angesichts einer immer weiter um sich greifenden Klimawandel-Leugnung bei gleichzeitig immer sichtbarer werdenden Folgen desselben ist das vielleicht die die richtige und letzte Option, aufmerksam zu machen. In jedem Fall gelang dem Regisseur mit „Acid“ ein sehenswerter Film, der ein essentielles Anliegen der Gegenwart (und Zukunft) in schockierender, aber auch zugänglicher Art und Weise darstellt.

Rating

Bewertung: 7 von 10.

(74/100)

Weitere Texte zum Thema:

Was uns “Der Weiße Hai” über die Klimakrise sagen kann

Kulturkritik und Ökologie in Hayao Miyazakis “Chihiros Reise ins Zauberland”

Weitere Spielzeiten beim Crossing Europe 2024:

4.5. 11:45 City Kino

„Acid“ wird auch im Rahmen des Slash 1/2 Festivals in Wien zu sehen sein. Spielzeit:

11.5. 15:30 Filmcasino

Bild: (c) Crossing Europe