South Park zeigte schon vor Jahren, wie die mediale Aufmerksamkeit Popstar Britney Spears zugrunde richtete. In einer schonungslosen Episode schießt Cartoon-Spears sich mit einer Schrotflinte den Kopf ab, lebt aber weiter. Die Hetzjagd der Medien wird danach noch brutaler und schwappt auf die Bewohner der Kleinstadt über. Mit Handys bewaffnet kesseln sie die kopflose Sängerin ein und filmen sie, bis sie wimmernd in Embryonal-Haltung verendet. Zufrieden gehen alle South Park-Bewohner nach Hause, dem Star-Kult wurde ein Menschenopfer dargebracht. Diese radikale, satirische Darstellung hielt schon damals der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel im Umgang mit ihren Stars vor. Dass hier ein wahrer Kern getroffen wird, bestätigt jetzt die Doku „Framing Britney Spears“.
von Marius Ochs
In der Realität lebt Britney Spears, doch sie steht unter der Vormundschaft ihres Vaters. Er verwaltet ihr Vermögen, ihre Karriere, ihr Leben. Dass führte zu der viralen Bewegung #freeBritney. Die Doku „Framing Britney Spears“ zeichnet den Weg in diese Situation nach und präsentiert formal wenig Neues. Vertraute, Anwälte und Journalisten kommen zu Wort, mehr oder weniger bekanntes Archiv-Material setzt die Geschichte in ihren historischen Zusammenhang. TikTok-Videos zeigen, wie die #freeBritney-Bewegung sich für sie einsetzt. All das verdeutlicht in sehr kurzweiligen und überraschend emotionalen 75 Minuten den Aufstieg und Fall einer der erfolgreichsten Künstlerinnen der 2000er.

Britney Spears ist auch heute noch für ihre Musik genauso bekannt wie für ihr öffentliches Abdriften in den „Wahnsinn“. Ein rasierter Kopf, eine Regenschirm-Attacke auf Paparazzi, Drogen-Probleme und schon war sie das Sorgerecht für ihre Kinder los, all das unter dem schonungslosen Brennglas der Boulevard-Presse. Es ist klar, dass die Doku #freeBritney unterstützt. Spears‘ Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen im „Bible Belt“ der USA zum Mehrfach-Platin-Popstar – Schulmädchen-Uniform und „Baby, One More Time“ sei Dank – wird im Schnelldurchlauf erzählt. Ihre künstlerische Autonomie trotz massiver Einflüsse des Disney-Konzerns wird wieder und wieder betont. Britney Spears ist die Gute in dieser Geschichte. Die, der Unrecht angetan wurde. Diese Perspektive ist überdeutlich und es fällt auch sehr leicht, sie zu glauben.
Dabei ist auch die #freeBritney-Bewegung, die sich unter anderem auf virtuose Interpretationen von Spears‘ Instagram-Posts beruft, nur die nächste Stufe der medialen Aufmerksamkeits-Eskalation, die das Leben des Popstars erst zur perfekten Projektions-Fläche des American Dream, und dann zur Blitzlicht-Hölle reifen ließ. Die Gerichtsprozesse, in denen über die Vormundschaft ihres Vaters verhandelt wird, finden auch ohne #freeBritney statt. Es ist nicht abschließend geklärt, was Spears selber überhaupt will und ob sie psychisch in der Lage ist, wieder die Kontrolle über ihr Geld und ihre Karriere zu übernehmen. Trotzdem ist ihre Geschichte nun die große Bühne für die Freiheitskämpfe fanatischer Fans.
So wird Spears‘ Schlacht um mehr Selbstbestimmtheit durch diverse Aussagen in der Doku feministisch aufgeladen. Ihr durch Instagram-Posts angedeutetes Freiheitsstreben wird als Kampf für freie Identitäts-Entfaltung interpretiert. Die Doku eröffnet diese Perspektiven auf eine sensible Art und Weise, aber mit einer klaren Agenda. Doch ob Britney Spears zum Idol eines Freiheitskampfes taugt, muss klar angezweifelt werden. Viel eher zeigt sich in #freeBritney die Fortsetzung der Ausschlachtung ihrer Marke. Sie wird weiterhin benutzt und bevormundet, über sie wird weiter be- und gerichtet. Was ihre eigenen Wünsche sind, bleibt der Öffentlichkeit größtenteils verborgen. Vielleicht wäre es besser, sie tatsächlich einfach nur in Ruhe zu lassen.

Fazit
„Framing Britney Spears“ ist eine solide Doku geworden, die dem Zuschauer viel über Spears‘ Lebensweg und ihre Karriere, aber wenig über ihre Musik näherbringt. Die #freeBritney-Bewegung, die es zur Internet-Sensation geschafft hat, wird erklärt und gleichzeitig mit Argumenten unterstützt. Dennoch stellt sich bei dieser Kritik am öffentlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Britney Spears die Frage, ob genau diese problematische Grundtendenz durch Dokus wie diese weiter unterstützt wird. Es ist sicherlich ein guter, anschaulicher Fall, der deutlich macht, welche zerstörerische Wirkung das Zusammenspiel von Boulevardpresse und Star-Kult entfalten kann. Doch um eine wirklich durchschlagende Wirkung zu entfalten, sind die Kritik zu halbgar und die Forderungen zu schwach begründet. „Framing Britney Spears“ ist zwar eine interessante Popkultur-Doku, doch wenn es sie nicht gäbe, würde sie vermutlich auch niemand vermissen. #LasstBritneyInRuhe! Abrufbar auf Amazon Prime Video.
Bilder: ©FX/Hulu – Amazon
Das stimmt so nicht ganz. Britney ist sich bewusst, das sie eine pysische Störung hat, jedoch will sie nicht mehr von Ihrem Vater gesetzlich vertreten werden. Außerdem sagt eine Sprecherin der #freeBritney Bewegung selbst, das wenn Britney sagt, sie sollen aufhören, würde die Bewegung von sich selbst aus ruhen. Jedoch unterstützt Britney und sehr viele Stars diese Bewegung.
Es geht nicht darum, ob Britney psysisch Krank ist oder nicht. Es geht darum, das sie nicht selbst entscheiden kann, wer sie gesetzlich betreut und rechtlich vertritt.. Britney sagte selbst, das sie Angst vor ihrem Vater hat, das sie nicht möchte, das sie von Ihrem Vater vertreten möchte.
Es geht also gar nicht darum ob Britney Krank ist oder nicht, sondern es geht hier um Selbstbestimmung. Außerdem wird die Tage ein Gesetz überprüft. ob jemand, der eine gesetzliche Betreuung hat, sich zu jeder Zeit diese wechseln kann, wenn das Vertrauen erschüttert ist…