Während die Filmwelt immer noch rätselt, wie man den „Vorfall“ bei der Oscar-Verleihung am Sonntag erklären soll (Will Smith hatte Komiker Chris Rock nach einem Scherz auf Kosten seiner Frau auf offener Bühne eine heftige Ohrfeige verpasst), trudeln die Einschaltquoten im US-TV ein: Das „Nielsen Rating“ gibt Auskunft über die Anzahl der Live-Zuschauer (sowohl TV, als auch Live-Streaming). Die werden heuer auf 15.4 Millionen beziffert (Quelle: NY Times).

Im Vergleich zum Vorjahr ist das zwar ein Anstieg, da schalteten nicht einmal 10 Millionen Zuschauer ein. Trotzdem liegt der Wert weit unter der bisher zweitschlechtesten Quote von 2020, als 23.6 Millionen Menschen zusahen. Noch 2019 waren es doppelt so viele gewesen (knapp 30 Mio.) und der Spitzenwert aus dem Jahr 1998 mit 55 Millionen bleibt ohnehin unerreicht.

Zu beachten ist bei der bekannt gegebenen Zahl auch, dass sie keine Auskunft darüber gibt, wann die Zuschauer eingeschaltet haben. Sie misst lediglich, wie viele Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt die Show sahen. Man muss also davon ausgehen, dass viele erste nach Will Smiths Ausraster aufdrehten, denn die Awardshow lief danach noch eine weitere Stunde. Und ich Zeiten von „Sozialen Medien“ verbreiten sich solche Infos wie ein Lauffeuer. (ck)

Ein Rückblick auf die 94. Oscar-Verleihung: (cb)

Es hätte alles so schön sein können: nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder eine fast normale Zeremonie, ein roter Teppich voll mit Stars und Sternchen, prunkvolle Kleider bei bombastischem Wetter und sogar die Hosts für die Show wurden reaktiviert. Die 94. Oscar-Verleihung hätte der Academy möglicherweise wieder auf den rechten Pfad verhelfen können, doch dann kam Will Smith.

Beginnen wir von vorne. Auch wenn schon im Vorfeld bekannt wurde, dass acht Kategorien nicht live in der Show vergeben und diese damit automatisch herabgesetzt werden um „den Zeitplan zu straffen“, starten die Oscars in 2022 überraschend verheißungsvoll. Nach dem Opening der Williams-Schwestern übernimmt Beyoncé, gefolgt von Regina Hall, Wanda Sykes und Amy Schumer, die mal mehr und mal weniger lustig durch die ersten Kategorien führen. Nicht jeder Gag ist ein Treffer, aber die Abkehr von political correctness und quotengerechter Aufteilung erweist sich als Gewinn. Über diesen freuen sich auch die ersten Preisträger, insbesondere „Dune“ räumt anfangs mächtig ab und hat nach kurzer Zeit bereits fünf Trophäen eingeheimst.

Zwischen dem altbekannten Wechselspiel aus Laudatio, Verkündung und Dankesrede gibt es viel Musik auf die Ohren, vor allem Billie Eilish‘ performance von „No time to die“ sorgt für Gänsehaut und wird zu einem späteren Zeitpunkt zu Recht ebenfalls prämiert. Die immer noch sehr blank polierte aber zumindest vergnügliche Verleihung steuert eigentlich sicher auf wohlwollende Kritiken zu – spätestens als „Coda“ die erste Prämierung für sich verzeichnet und Troy Kotsur mit seiner Rede die Augen der Anwesenden befeuchtet. Alles läuft gut bis Chris Rock die Bühne betritt, der in altbekannter Manier gesalzene Sprüche in alle Richtungen verteilt. So weit so unspektakulär, Ricky Gervais hatte 2020 bei den Golden Globes immer hin auch „gegrillt“ was das Zeug hielt. Eigentlich ein bekanntes und beliebtes Szenario. Einem Mann platzt aber der Kragen: als Rock sich einen bösen Scherz mit Jada Pinkett Smith (Ehefrau von Will Smith) erlaubt, schlägt die Stimmung blitzartig um. Einem anfänglichen Lächeln der beiden folgt der Eklat: Will marschiert auf die Bühne, ohrfeigt Rock vor laufenden Kameras, stampft wutentbrannt zu seinem Platz zurück und schreit durch den Saal, dass Rock den Namen seiner Frau nie wieder in den Mund nehmen solle. F-Bombe inklusive. Boom. (Weiterlesen)

Bild: Fotomontage