Heut kommen die Engerl auf Urlaub nach Wien. Also eigentlich ist es ein Berliner – kein Krapfen – der sich unsterblich in eine Wienerin – keine Frankfurterin – verliebt hat, und nach Wien reist, um sie wiederzufinden. Zu sehen jetzt in „Sachertorte“ auf Amazon Prime.

von Christoph Brodnjak

Bei dem jungen Karl (Samuel Koch) läuft das mit der Liebe momentan gerade nicht so wirklich. Bei seinem Bruder schon eher. Deshalb muss er auch aus ihrer gemeinsamen WG ausziehen. Am Würstelstand trifft er zufällig die Wienerin Nini (Michaela Saba). Die beiden verbringen einen romantischen Tag a la Before Sunrise, ehe sie nach Wien zurückfährt. Sie gibt ihm ihre Nummer, doch er verliert sie. Das Einzige, was er sonst noch von ihr weiß, ist, dass sie an ihrem Geburtstag, Punkt 15 Uhr im Hotel Sacher sitzt. Nur blöd, dass er ihren Geburtstag nicht weiß. Also hilft nur eines: ab nach Wien, und jeden Tag ins Hotel Sacher auf Kaffee und Kuchen gehen, bis er sie wieder sieht.

In Wien trifft er schließlich auf eine österreichische WG: Die junge Kellnerin Miriam (Maeve Metelka) – Tochter von Schauspieler Nicholas Ofczarek –, ein grantiger Ober und eine betuchte Pensionistin helfen ihm bei seiner Mission.

In ihrem Erstlingswerk lässt die deutsche Regisseurin Tine Rogoll eine ganze Bandbreite an kitschigen sowie klischeehaften Rom-Com Momenten auffahren. „Before Sunrise“ wird gleich mehrmals visuell angedeutet und sogar direkt angesprochen – es handelt sich dabei um Karls Lieblingsfilm. Ein junger Deutscher, den es ins entfernte Wien verschlagen hat – man kann sich denken, wohin die Reise geht: Sprachbarrieren, Vorurteile und Kulturschock. A Eitrige mit an Bugl (wienerisch für: Käsekrainer mit Brotanschnitt) lässt grüßen.

Das Konzept hinter „Sachertorte“ ist an sich ja ganz lieb, ein gewisses Level an überhöhter Realität ist bei diesem Genre vorprogrammiert. Wenn es sich bei Karl nicht um einen wahnsinnig unsympathischen und nervtötenden Charakter handeln würde. Immer wieder macht er seine Mitstreiter – allen voran Miriam – blöd an, wenn sein Plan nicht aufgeht, er entspricht nicht wirklich dem charmanten und liebevollen Stereotyp eines Ethan Hawke oder John Cusack.

Abgesehen davon muss die Rom-Com leider Gottes auch ohne allzu viele gute Ideen und Momente auskommen. Der Schmäh rennt nicht wirklich, der deutsch-österreichische Konflikt wirkt eher ausgelutscht und auch sonst sprühen die Dialoge kaum vor Charme. Oder Romantik. Obwohl die meisten Darsteller sogar tatsächlich Österreicher sind, wirkt ihre Sprache oft etwas gezwungen, als würden sie ihren Dialekt unnatürlich für ein deutsches Publikum erzwingen.

Fazit

Mit knapp unter zwei Stunden leider viel zu lang und ohne den nötigen Witz oder Leichtigkeit quält man sich als Zuschauer doch eher durch „Sachertorte“ hindurch. Kaum ein Moment bleibt sonderlich hängen, von echter Romantik ist wenig bis nichts zu spüren. Ganz zu Schweigen vom berühmten Wiener Charme: Schade.

Bewertung

Bewertung: 2 von 10.

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Bild: © Prime Video / Vratny