Walter Hill ist zurück: Der Kult-Filmemacher, der 1978 mit “Driver” einen für die 80er stilistisch prägenden Film zu verantworten hat, aber mit den “48 Stunden”-Filmen und “Red Heat” auch Mainstream-Erfolge vorweisen kann, präsentiert mit “Dead for a Dollar” einen waschechten Western, der (post)moderne Ansprüche vorsichtig in ein klassisches Western-Setting einfließen lässt. Für einen Kino-Release reicht das den Verleihen leider nicht, ansprechend ist der unter anderem mit Willem Dafoe und Christoph Waltz hochklassig besetzte Film dennoch.

von Christian Klosz

Es ist 1897: An der Grenze zu Mexiko wird der Kopfgeldjäger Max Borlund (Waltz) vom Geschäftsmann Martin Kidd (Hamish Linklater) beauftragt, dessen Ehefrau Rachel (Rachel Brosnahan) ausfindig zu machen und zurückzubringen. Rachel soll vom (schwarzen) Army-Deserteur Elijah Jones (Brandon Scott) entführt und nach Mexiko verschleppt worden sein, um Lösegeld zu erpressen. Gemeinsam mit Sergeant Poe (Warren S.L. Burke) macht sich Borlund auf den Weg, um Rachel zu suchen. Die beiden Flüchtigen werden bald aufgespürt, allerdings stellt sich die Sache so dar, dass Rachel aus freien Stücken mit ihrem Liebhaber Jones durchgebrannt ist, um ihrem verhassten Gatten zu entkommen.

In einem kleinen mexikanischen Kaff, in dem Borlund Rachel und Jones unterbringt, um auf Martin Kidd und sein Geld zu warten, spannt sich die Situation jedoch zunehmend an: Der reiche Landbesitzer Tiberio Vargas mit seiner Ganoven- Gang will die Situation zu seinen Gunsten nutzen. Und zu allem Überdruss taucht auch noch der Gauner Joe Cribbens (Dafoe) auf, den Borlund vor einigen Jahren ins Gefängnis gebracht hatte.

Wer Walter Hill kennt, kennt auch seine stilistisch anspruchsvolle Herangehensweise ans Filmemachen. “Dead for a Dollar” braucht eine Weile, um in Bewegung zu kommen. Ab einem gewissen Punkt ist die Urheberschaft doch klar erkennbar – Autorenfilmer Hill führte nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch.

Der Plot schreitet also eher langsam – in manchen Momenten gar zu langsam – voran. Daneben offenbart der Western auch weitere, bekannte directorial trademarks von Hill, die allerdings besser zur Geltung kommen und mehr überzeugen: zurückgenommen, geradezu entspannt wird erzählt, reduziert, fast minimalistisch – wie man es von Hill eben kennt. Die Bildgebung hingegen, ansonsten ebenso eine große Stärke des Regisseurs, lässt einige Fragezeichen offen: Der dunkelsandfarbene Filter, der sich über alle Aufnahmen legt, ist nicht zwingend ein stilistischer Pluspunkt.

Die Highlights von “Dead for a Dollar” sind eindeutig die gut geschriebenen Dialoge, aus denen Spannung entsteht und die die anspruchsvollen Charaktere zur Geltung bringen. Die (wenigen) Action- und Kampfszenen sind vom alten Action-Handwerker Hill zwar solide inszeniert, zwingender sind allerdings die ruhigeren Passagen, in denen die Figuren mit Worten bewaffnet aufeinander losgehen.

Relevant ist diesbezüglich natürlich auch die sehr gute Besetzung: Hervorheben möchte man Hamish Linklater als charmant-durchtriebenen (Ex-)Mann von Rachel Kidd. Benjamin Bratt überzeugt als berechnender und kalkulierender Großgrundbesitzer, der sein Umfeld gegeneinander ausspielen möchte, um selbst daraus Profit zu schlagen. Das Highlight ist aber eindeutig Christoph Waltz als Kopfgeldjäger mit Gewissen und Moral, der im Vergleich zu seinen anderen, oft effektvoll und dick aufgetragenen Rollen völlig zurückhalten – auch minimalistisch – agiert, und dadurch ein schnörkelloses, “ehrliches” Schauspiel offenbart, das man von ihm bisher kaum kannte. Und das umso mehr überzeugt.

Fazit:

Walter Hill liefert mit “Dead for a Dollar” einen soliden Western ab, der Tradition und Innovation wohlüberlegt ausbalanciert und sich durch seine unaufgeregte, minimalistische Erzählweise auszeichnet, wenngleich er rein stilistisch im Vergleich zu anderen Werken des Regisseurs nur wenig überzeugen kann. Dafür gleichen die interessant gestalteten Dialoge und gute Darstellerleistungen – allen voran ein groß aufspielender Christoph Waltz – die Schwächen aus.

Bewertung:

Bewertung: 8 von 10.

(78/100)

Seit letzter Woche auf DVD / BluRay erhältlich.

Bilder: (c) Splendid Film