Filmemacher Bernhard Braunstein begleitet in seinem Dokumentarfilm “Stams” den Alltag der Schüler und Nachwuchsathleten des Skigymnasiums Stams in Tirol, das als Kaderschmiede für den österreichischen Skisport gilt. Der Film ist ab 3.3 in den heimischen Kinos zu sehen.

von Christoph Brodnjak

Im Grunde hat es der Einführungssatz bereits mehr oder minder zusammengefasst: What you see is what you get. Die Kamera fungiert in “Stams” als stetiger stummer Begleiter im Schul- und Trainingsalltag. Vom ersten Sportunterricht nach den Ferien bis hin zu den ersten Rennen. Neben dem tatsächlichen Skifahren und diverser Sport- und Leibesübungen stehen natürlich auch andere Fächer auf dem Stundenplan: Integralrechnen, politische Bildung, Erste Hilfe, Tanz und Philosophie. In ihrer Freizeit spielen die Internatsschüler Volleyball, hören Musik oder schauen Germany’s Next Top Model.

Echte Protagonisten gibt es in dieser Dokumentation keine, der Film folgt keinen speziell ausgewählten Schülern, die persönlichere Einblicke gewähren würden. Eher steht der Alltag selbst im Vordergrund, viele der von der Kamera eingefangenen Aktionen finden in den Klassenzimmern statt. Auch bekommt man keine Information durch Interviews mit den Trainern und Lehrern vorgekaut, es wird alles aus dem Kontext heraus präsentiert. Allzu viel Schnee bekommt hierbei auch gar nicht zu sehen, generell wird überraschend wenig Ski gefahren. Vielmehr geht es Regisseur Braunstein um das ganze Drumherum, oftmals richtet sich die Linse auf die passiven Schüler, wie sie ihre Kollegen beim Skirennen oder Skispringen beobachten.

Es geht in “Stams” aber doch nicht nur um einen normalen Schulalltag an sich, den jeder mehr oder weniger selbst erlebt hat. Denn über und in den Köpfen der angehenden Athleten schwebt der ständige Leistungsdruck, der ihnen seitens der Trainer eingehämmert wird, was ihren Schulalltag schließlich doch von jenem der meisten Menschen unterscheidet. Denn sie müssen immer alles geben, körperlich wie geistig. Sie müssen es nicht nur können, sie müssen es wollen!

Mit dem Leistungssport und diesem massiven Leistungsdruck gehen natürlich auch Verletzungen einher, von der Gehirnerschütterung bis zum Kreuzbandriss. Zwar bekommt das Publikum keine Stürze auf der Leinwand präsentiert, doch die Folgen derselben poppen ständig auf: Es ist Teil des Alltags (zukünftiger) Leistungssportler. Regisseur Braunstein scheint diese Themen nicht zu erzwingen, es sind Themen, die die Schüler beschäftigen und organisch in ihren Gesprächen mit ihren Lehrern, aber auch untereinander aufkommen.

Fazit

Das in “Stams” porträtierte Thema Leistungs-/Skisport muss einen natürlich ansprechen, um sich mit dem Inhalte des Films identifizieren zu können. Doch auch wenn einen der Alpinsport nur wenig juckt, ist diese Doku doch überraschend unterhaltsam. Und obwohl die Herangehensweise und Zusammensetzung des Films recht simpel sind, rundet sich das Filmmaterial doch zu einem formvollendeten Ganzen ab. Wer weiß, vielleicht bilden die Aufnahmen einmal ein spannendes Zeitdokument, in dem die Topsportler von morgen zum ersten mal vor die Kamera traten.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

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Bild: ©PANAMAFilm