Nach dem Erfolg von „Shoplifters” kommt nun auch Regisseur Kore-eda Hirokazus neuester Film auf internationale Leinwände – „Broker“ spielt diesmal in Südkorea und befasst sich, ähnlich wie das vorherige Projekt, mit den komplizierten Emotionen einer desfunktionalen Familie: Ab dem 16. März im Kino.
Von Natascha Jurácsik
Die Polizistinnen Su-jin (Bae Doona) und Lee (Lee Joo-young) beobachten, wie eine junge Frau ihr Kind vor einer Babyklappe aussetzt und schließlich verschwindet. Moon So-young (Ji-eun Lee) ist als Mutter überfordert und verhofft sich durch diesen drastischen Schritt für ihren Sohn Woo-sung ein besseres Leben, entscheidet sich schlussendlich allerdings dafür, ihren Nachwuchs zurückzuholen. Doch als sich herausstellt, dass der Kleine nicht in einem Waisenhaus, sondern bei zwei Menschenhändlern gelandet ist, steigt sie kurzerhand in deren Geschäft mit ein. Das Gesetz ist ihnen aber bei der Suche nach möglichen Käufern bereits auf der Spur.
So haarsträubend sich die Prämisse von “Broker” auch anhört, es handelt sich hier nicht um einen Thriller, sondern um ein langsames Drama, das sich mit ruhigen, melancholischen Tönen in einer Laufzeit von knapp über zwei Stunden entfaltet. Die zurückgenommene, mit Alltagstragik besetzte Atmosphäre wird durch vereinzelte, einfühlsamen Klavier- und Gitarrenklängen unterstützt, was an typische “Indie-Produktionen” erinnert. Auch die Kamera weiß mit der besonderen Stimmung umzugehen: Malerische Shots von Gegenden, die zwar etwas heruntergekommen, aber dennoch voller Leben sind, werden unterbrochen durch gleißende Aufzeichnungen der Landschaft und intime Zooms auf einzelne Details der Schauspieler, was die Optik des Films zu einer organischen und eindringlichen Erfahrung macht.
Die Dialoge sind ebenfalls gelungen und wirken natürlich, obwohl sie teils wie einzeilige Gedichte wirken, ohne allerdings in eine philosophierende Melodramatik überzulaufen. Der Handlungsaufbau von “Broker” ist zwar nachvollziehbar, nimmt allerdings etwas willkürliche Züge an, was die Länge der Akte und einzelner Szenen angeht. Dadurch ist der Film trotz einer mitreißenden Story und gelungener Umsetzung leider ein wenig zu monoton geraten und hätte vermutlich auch um einige Minuten gekürzt werden können.
Die Schauspieler sind jedoch hervorragend, was bei erfahrenen Künstlern wie Song Kang-ho („Parasite“), Gang Dong-won („Train to Busan 2“) und Bae Doona („Cloud Atlas“) wenig überraschend ist. Allein durch Blicke, subtile Gesten und minimalistisch vermittelten Text schaffen sie untereinander eine Chemie, die beinah greifbar ist.
Fazit
Ein stilles Familiendrama der anderen Art: Wer sich viel Action und Thrill von der abenteuerlichen Prämisse erhofft, wird wohl enttäuscht sein; doch Fans von komplexen Character-Studies und stillen, introvertierten Filmmomenten werden an „Broker“ trotz des schleppenden Tempos sicherlich Gefallen finden.
Bewertung
(71/100)
Bild: © Filmladen Filmverleih