Wenn’s wahr ist, ist die aktive Football-Karriere des “GOAT”, des greatest of all time, des Tom Brady nun wirklich vorbei: Nach Rücktritt im Jahr 2022 und dem folgenden Rücktritt vom Rücktritt und einer weiteren Saison verkündete er nach dem Playoff-Aus seines Teams Anfang 2023 nun endgültig sein Karriereende. Und wie es aussieht, wird es auch dabei bleiben.
von Christian Klosz
Doch Brady, gewiefter Selbstvermarkter, hat bereits vorgesorgt: Nicht nur ein Deal mit FOX als Kommentator ist unter Dach und Fach, eine eigene Netflix-Show angekündigt, auch im Filmbiz will die Football-Ikone künftig mitmischen, unter anderem als Produzent. Der erste Ausflug dorthin heißt “Brady’s Ladies” (im Original: “80 for Brady”) und ist bei uns ab 20.4. in den Kinos zu sehen.
Um ihr großes Idol Tom Brady beim 51. Superbowl endlich live zu erleben, ist einer rüstigen Damen-Clique keine Hürde zu hoch, denn seit Jahren ist das gemeinsame Football-Schauen eine liebgewonnene Tradition. Als die Teilnahme an einem Ticket-Gewinnspiel scheitert, nimmt Lou (Lily Tomlin) die Sache selbst in die Hand und besorgt Karten für sich und ihre 3 besten Freundinnen, die glamouröse und temperamentvolle Trish (Jane Fonda), die abenteuerlustige Maura (Rita Moreno) und die bodenständige und zahlenverliebte Betty (Sally Field). Dass alle bereits über (oder knapp unter) 80 sind, hält sie nicht von ihrem gemeinsamen Trip zum Superbowl zwischen den Patriots und den Falcons ab, denn mit der Reise erfüllen sie sich ihren lang gehegten Traum, hautnah dabei zu sein, wenn der beste Quarterback aller Zeiten eines der größten Comebacks in der Geschichte des American Footballs feiern sollte.
“Brady’s Ladies” basiert auf einer wahren Geschichte und rekonstruiert einen von Tom Bradys größten Erfolgen, der hier als Produzent fungiert, aber auch selbst im Film auftritt. Dem Risiko einer Glorifizierung und Selbstbeweihräucherung entgeht das Werk durch seinen ironischen Humor und den harmlosen Kitsch, der fast die gesamte Handlung durchzieht. Das Resultat ist eine ziemlich zahme und zahnlose Rentnerinnen-Komödie, die ihre stärksten Momente tatsächlich dann hat, wenn die “Magie American Football” und der “Mythos Brady” beschworen und rekonstruiert werden: Dann ist plötzlich das zu spüren, was die Karriere dieses Ausnahmeathleten ausgemacht hat – die Begeisterung, die Liebe zum Sport, der unbändige Siegeswillen. Originalaufnahmen des Spiels helfen dabei natürlich.
“Brady’s Ladies” möchte eine – zugegeben recht simple, banale – Message verbreiten, die vom “Glauben an sich selbst”, vom “Glauben an den Erfolg” und, ja: Dass am Ende doch “alles gut” wird. Und der Film macht das teilweise so unbeholfen, dass es schon fast wieder sympathisch wirkt.
Ein tiefsinniges Sportdrama sieht natürlich anders aus, Football-Filme gibt es einige um Längen bessere (“An jedem verdammten Sonntag“) und auch für eine überzeugende oder wirklich unterhaltsame Komödie fehlen die Ecken und Kanten oder Handlungswendungen, denn eine Handlung im eigentlichen Sinne kann “Brady’s Ladies” gar nicht aufweisen: Wir beobachten 4 ältere Damen, die unbedingt jung bleiben wollen, deren Gesichtszüge teils derart verzerrt wirken, dass der Film auch “Botox for Brady” heißen könnte, dabei, wie sie zum Superbowl reisen, auf das Spiel warten und sich dieses schließlich ansehen. Das ist ganz nett, aber wird wohl kaum die Massen begeistern, auch wenn es massenhaft Football- und Brady-Fans gibt. Immerhin könnte die avisierte Zielgruppe ihre Freude daran haben: 80-jährige, weibliche American Football- und Tom Brady-Fans.

Fazit
Nett, lieb, unbeholfen, harmlos, unendlich kitschig: Man kann wenig wirklich Böses, aber auch wenig wirklich Gutes über Tom Bradys Filmdebüt “Brady’s Ladies” sagen. Für Hardcore-Fans der NFL-Ikone ist das mitunter einen Blick wert, für alle anderen leider nicht mehr als eine unterdurchschnittliche Komödie, die man gut und gerne verpassen kann.
Bewertung
(47/100)
Bilder: (c) Paramount Pictures