Deutschland, gegen Ende des 2. Weltkriegs. Der Krieg befindet sich auf den letzten Metern, die Wehrmacht pfeift aus dem letzten Loch. Es ist die Zeit, in der sich jeder selbst der Nächste ist. Und jene der Rache.
von Christoph Brodnjak
In der deutschen Netflixproduktion “Blood & Gold”, seit kurzem auf dem Streamingsdienst verfügbar, bietet Regisseur Peter Thorwarth (“Die Welle”) seine Version eines Naziploitation-Films an. Der junge Deserteur Heinrich (Robert Maaser) kann gerade noch so seiner Hinrichtung durch die Deutschen entfliehen, das aber auch nur durch die Hilfe der jungen Elsa (Marie Hacke). Sie schneidet ihn vom Baum und versteckt ihn bei sich. Während die Alliierten immer näher kommen, beginnt an der Heimatfront der Kampf ums nackte Überleben und der persönlichen Bereicherung, Horden von Menschen sind auf der Pirsch der Plünderung und auch der Hof von Elsa bleibt nicht verschont. Parallel ist eine Gruppe Soldaten auf der Suche nach versteckten Goldbarren. Ein bisschen Rache an den Nazis darf natürlich auch nicht fehlen. Lasst das Gemetzel beginnen!
Es gibt manche, die Parallelen zwischen “Blood & Gold” und den klassischen Spaghetti-Western der 1960er und 70er ziehen. Und ganz unrecht haben sie damit nicht: Denn würde man das Geschehen in den Wilden Western transportieren, der Film würde genauso gut funktionieren. Rache, Gold und jede Menge Geballere, was braucht der Mensch mehr?
Dennoch steht der Film eher in der Tradition der neueren Nazi-Exploitation Filme a la “Inglorious Basterds”, “Operation Overlord”, “Iron Sky” oder der “Puppet Master” – Reihe, etwas weniger in jener aus den 70er Jahren, wo das Pistolen-zu-Busen-Verhältnis weitaus ausgeglichener war, man denke da an Klassiker wie “Salon Kitty” oder “Ilsa – She Wolf of the SS”. Denn hier liegt der Fokus etwas mehr auf dem Geballere und dem Meucheln. Was ganz unterhaltsam ist, mit der Zeit dann doch etwas monoton anmutet. Ein bisschen fehlt der Witz und Biss anderer, vergleichbarer Streifen, wie etwa Tarantinos “Inglurious Basterds”.

Was dem Exploitation-Aspekt von “Blood & Gold” allerdings etwas im Wege steht, ist der Look des Films. Aussehen tut er nämlich wie gefühlt jede andere Netflix-Produkion und nicht wie ein typischer Grindhouse Film. Das ist sicher den technischen Auflagen des Streaming-Anbieters und der Vermarktung geschuldet: Mit einem sauberen Look erreicht man doch ein breiteres Publikum. Fans des Subgenres vergrämt man dadurch allerdings unter Umständen. Auch, dass das Blut, welches wie aus Kübeln zu schütten scheint, eindeutig in der Postproduktion eingefügt wurde, schmälert das Vergnügen leicht.
Fazit
Abseits von kleineren Spitzfindigkeiten wie dem nicht ganz authentischen Look ist die Netflix-Produktion “Blood & Gold” grundsolide. Das Gemetzel macht ausreichend Spaß, auch wenn es dann doch irgendwann immer das selbe ist. Eine allzu tiefgründige Geschichte darf man sich naturgemäß nicht erwarten, und auch keinen “Bockerer” oder “Schindlers Liste”. Aber für einen gemütlichen Abend mit einem Kübel Popcorn und einem Krügerl Bier reicht’s allemal.
Bewertung
(60/100)
Bilder: (c) Netflix