Ab 27.7. als DVD / BluRay, bereits jetzt als Kauf/Leih – VOD (u.a. bei Amazon Prime).

Ein Mann und eine Frau verlassen gemeinsam eine Bar, in der sie sich eben getroffen haben. Er bietet an, sie nach Hause zu bringen, das zwischenmenschliche Knistern wird lauter und für beide spürbar. Da sitzen sie nun in seinem Auto, beide leicht beschwippst, vor ihrem Zuhause, das ein altes, Ehrfurcht einflößendes Anwesen ist, das eher einer Burg gleicht. Ihre Familie habe mehrere solcher Villen, wird die Frau, Mina (Kate Bosworth), ihrem Begleiter Hap (Justin Long), später erklären, und sie beaufsichtige nun eben dieses und wohne darin. Er lässt sich jedoch nicht abbringen und geleitet Mina nach deren eindeutiger Einladung in ihr Heim. Frivole Gespräche führen zu mehr Alkohol, zu Küssen und schließlich zu sexuellen Avancen Minas in Form eines Fellatio-Versuchs – bis wie aus dem Nichts Minas Schwester Lucy (Gia Crovatin) auftaucht und das Date unterbricht. Als Hap zum ersten Mal das Gefühl bekommt, dass hier irgendetwas nicht stimmen könnte, ist es schon zu spät: Er ist bereits in der Höhle der Löwinnen gefangen.

von Christian Klosz

Neil LaBute legt mit „House of Darkness“ einen gerissenen, ironischen Horror-Thriller vor, der auch als (post)moderne Dracula-Adaption durchgehen kann auf auf eine wohldosierte, gediegene Inszenierung und ansprechende Dialoge setzt, die von den beiden Hauptdarstellern solide vorgetragen werden. Der an sich recht simple Plot ist Vorwand für einen amüsanten, vielleicht gar zynischen Blick auf Geschlechterrollen und -interaktionen, der aber dankenswerterweise nicht auf öde Moralisierung setzt, sondern vielmehr auf schwarzen Humor bis hin zum Nihilismus. Drehbuchautor und Regisseur LaBute („Lakeview Terrace“) bleibt damit seinem „misanthropischen“ Zugang und Menschenbild treu.

Das Kammerspiel überzeugt durch Dialog, Drehbuch, Inszenierung und Schauspiel, aber nicht durch Horror-Effekte, Jump Scares oder literweise Blut. Das wäre auch nicht LaButes Stil, der als Theatermann auf andere Aspekte achtet und auf Minimalismus setzt. Für Gore- und Splatterfans oder Horror-Aficionados, die Filme schauen, um sich zu fürchten und zu schaudern, ist „House of Darkness“ deshalb nicht zwingend empfohlen, denn am Ende ist das ein cleverer Autorenfilm in der Kleidung eines Genrewerks.

Das Finale, das hier nicht verraten werden soll, bietet schließlich doch noch etwas Blut und Horror – doch sogar das ist irgendwie ironisch zu verstehen. Eine feministische Agenda sollte man dabei LaBute nicht unterstellen, eine misogyne aber ebenfalls nicht, dafür hasst er auch seine(n) männlichen Protogonisten zu sehr. Wenn, dann könnte man „House of Darkness“ als nihilistischen Incel-Fiebertraum lesen, der zwischen Faszination und Abscheu für das weibliche Geschlecht schwankt, zwischen Begehren und Angst, der auch keine Antwort auf eine toxische Femininität hat, die dem männlichen Pendant um nichts nachsteht. Unterhaltsam aber ist das auf jeden Fall.

Bewertung

Bewertung: 8 von 10.

(76/100)

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Bildquelle: IMDb (no credit)