Das Produktionsstudio Blumhouse bereitet sich mit „Night Swim“ auf die Sommermonate vor: Regisseur und Drehbuchautor Bryce McGuire verleiht der typischen Haunted-House-Story einen neuen Anstrich und konzentriert jeglichen Spuk auf den Swimmingpool. Eigentlich eine interessante Idee, doch trotz einiger gelungenen Elemente will das Projekt, seit 8.2. im Kino, nicht richtig funktionieren. Warum, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Von Natascha Jurácsik

Ray Waller (Wyatt Russell) zieht mit seiner Frau (Kerry Condon) und ihren zwei Kindern (Amélie Hoeferle, Gavin Warren) in ein neues Haus, um seine gescheiterte Karriere als Baseballspieler nach einer erschütternden Diagnose hinter sich zu lassen. Der Pool, der zu ihrem neuen Heim gehört, dient ihm zur Physiotherapie und der Familie zum Spaß, doch schon bald geschehen merkwürdige Dinge und Ray muss sich entscheiden, was ihm seine Heilung wirklich wert ist.

Zugegeben ist es nicht einfach, einen einladenden Pool als Ort des Horrors glaubhaft zu verkaufen, doch „Night Swim“ zeigt hier definitiv Potenzial. Der erste Akt ist besonders stark und fokussiert sich auf die Familiendynamik der Hauptfiguren. Diese sind einzeln zwar nicht sonderlich interessant, doch durch ihr Zusammenspiel wird ihre Beziehung zueinander greifbar, wodurch man von Anfang an auf ihr Überleben hofft. Doch je länger sich die Handlung entfaltet, desto mehr fällt „Night Swim“ auseinander, bis schließlich der letzte Akt jegliche Spannung und Emotion, die am Beginn so gelungen aufgebaut wurde, endgültig zunichte macht. Die Geschichte entpuppt sich als viel zu kompliziert und will im Grunde mehr sein als sie ist. Bei dem Versuch, alle möglichen Fragen in Bezug auf den Spuk zu beantworten, verliert McGuire das Ziel vor Augen – nämlich ein kohärentes, unterhaltsames Endprodukt.

Ein möglicher Weg dieses Problem zu umgehen, wäre gewesen, die Erzählperspektive zu ändern: Ray ist als Protagonist zwar völlig in Ordnung, doch die Story würde aus dem Blickwinkel des jüngsten Kindes Elliot (Gavin Warren) viel besser funktionieren, da Pools eine verbreitete Kindheitsangst sind und man somit keine pseudo-seriöse bzw. absolut lückenfreie Erklärung für die Ereignisse finden müsste, da Kinder selten auf solche Dinge achten und man hiermit kleinere Logik-Fragen überspielen könnte. Außerdem stellt Elliot als Außenseiter, der sich nur schwer in seine Altersgruppe einfindet und den Erwartungen seines Vaters nie ganz gerecht wird, die perfekte Horror-Hauptfigur ganz á la Stephen King dar – auf diese Weise hätte man einige Unzulänglichkeiten zumindest vermeiden können.

Optisch ist „Night Swim“ eindeutig als Blumhouse-Projekt erkennbar: Ein überschaubares Budget, das doch effektiv eingesetzt wurde, zumindest was das Setting angeht. Die Atmosphäre ist zwar nicht durchgehend düster und ominös, doch selbst die sonnigeren Szenen wirken trüb und nicht so perfekt, wie es bei einer typischen weißen, amerikanischen Familie aus der oberen Mittelschicht sein sollte, was vor allem am Anfang sehr effektiv ist, um den Zuschauer in die Geschichte einzuführen. Aufmerksame Genre-Fans werden hierbei „Get Out“ und auch „Insidious“ als visuelle Inspirationen erkennen.

Night Swim Kritik
„Night Swim“ von Blumhouse geht leider baden

Die Kamera wird auch bei einigen Gruselmomenten im und am Pool sehr gekonnt verwendet, was durchaus davon zeugt, dass sich die Idee selbst für einen Horrorfilm eignet. Allerdings ging der Produktion wohl bei den Effekten das Geld aus, denn diese bestehen – bis auf kleinere Ausnahmen – ausschließlich aus amateurhaften CGI, was bei einer ansonsten gelungenen Optik absolut fehl am Platz wirkt. Hierdurch wirkt das Finale beinahe wie ein separater Teil – als hätte sowohl das Budget, als auch die Zeit und die Lust nicht mehr für den ganzen Film gereicht.

Fazit

Blumhouse gibt einer unkonventionellen Idee eine Chance – und verfehlt das Ziel. Trotz offensichtlicher Stärken, sympathischer Figuren und eines interessanten Ansatzes kriegt „Night Swim“ mit seinem katastrophalen letzten Akt die Kurve leider nicht. Für Horrorfans eventuell ein netter Zeitvertreib, bevor es wieder bessere Filmware gibt, doch wirklich empfehlenswert ist das Werk nicht.

Wertung

Bewertung: 4 von 10.

(41/100)

Night Swim
USA, 2024
99 Minuten
Drehbuch, Regie: Bryce McGuire
Darsteller: Wyatt Russel, Kerry Condon
Produktion: James Wan, Jason Blum
ab 8.2.2024 im Kino

Bilder: (c) Universal Picture