David Cronenberg gilt als einer der bedeutensten modernen Autoren-Filmer. Der Kandier hat einen eigenen Zugang zum Filmemachen entwickelt, er nutzt klassische Genre-Filme (Horror- und Thriller) als Vehikel zur Reflexion tiefgründiger Themen, nicht selten sind die Resultate abseitig-intellektuelle Auseinandersetzungen mit psycho-sexuellen Komplexen.
„The Dead Zone“, basierend auf einem Buch von Bestsellerautor Stephen King, ist einer der mainstreamigeren Filme von David Cronenberg, neben „Eastern Promises“ vielleicht der zugänglichste: Ein nahe am klassischen Thriller inszeniertes Werk, ungewöhnlich unterhaltsam für einen Cronenberg, und doch klassische Cronenberg-Motive enthaltend.
John Smith (Christopher Walken), Lehrer und bald heiraten wollender Junggeselle, wird durch einen Autounfall in ein fünfjähriges Koma versetzt, aus dem er mit parapsychologischen Fähigkeiten ausgestattet wieder erwacht: Plötzlich ist es ihm möglich, in die Zukunft zu sehen. Er kann seine neue Gabe dazu einsetzen, Schreckliches zu verhindern, ebenso sieht er aber Dinge, von denen er nicht weiß, wie er damit umgehen soll, und ob er in den „Lauf der Dinge“ eingreifen soll….
„The Dead Zone“ ist kein archetypischer Cronenberg-Film: Fast als klassischer Thriller inszeniert, der Body-Horror hält sich in Grenzen (auf der deutschen Verleih-Version wurde er vollkommen rausgeschnitten), und er ist vergleichsweise unterhaltsam (wohingegen viele seiner Filme zu allererst hochintellektuelle Reflexionen zu tiefgründigen Themen sind). Klassische Cronenberg´sche Elemente finden sich aber dennoch: Der Film ist mitunter sehr atmosphärisch, mysteriös, physische (und psychische) Deformation sind Grundmotive der Handlung.
Wie so oft in den Werken des kanadischen Regisseurs erlebt der Protagonist ein einschneidendes Erlebnis, das eine Veränderung mit sich bringt, und Cronenberg stellt die Frage: Wie geht er damit um? John Smith ist plötzlich mit einer ungewöhnlichen psychischen Gabe (und einem kaputten Bein) ausgestattet und muss einen Weg finden, diese Veränderung in sein Leben zu integrieren.
„The Dead Zone“ ist ein guter Film, der eine erste Abkehr Cronenbergs von seinen klassischen Horror-Sujets markiert, und seine Arbeit im neuen Jahrtausend vorzeichnen sollte. Er hat im letzten Drittel jedoch ein paar spürbare Längen, die Hinzunahme einer politisch-moralischen Komponente (ist das Eingreifen in den „Lauf der Geschichte“ moralisch gerechtfertigt, sogar zwingend?) wirkt nicht wirklich konsequent. Dennoch ist „The Dead Zone“ ein sehenswertes Werk.