„Roger, there‘s only room in this band for one hysterical queen“, so Queen-Leadsänger Freddie Mercury (Rami Malek) in einer Szene zu seinem Bandkollegen Roger Taylor. Jene Aussage verdeutlicht Mercurys charismatische und vor allem exzentrische Art, die zugleich auch zu einem unverkennbaren Merkmal der Band wurde. Die 1970 gegründete Band Queen zählt auch heute noch zu den erfolgreichsten Bands überhaupt und ist aus der Musikgeschichte nicht mehr wegzudenken. Mit „Bohemian Rhapsody“ erhalten Fans der Band nun endlich die langersehnte filmische Hommage.
Kaum eine Band hat so viele Erfolgstitel vorzuweisen wie die Rockband Queen. Titel wie „Don’t Stop Me Now“, „Under Pressure“, „We Will Rock You“ oder eben auch „Bohemian Rhapsody“ sind lediglich ein kleiner Teil der Hits, die die Musikkultur bis heute noch prägen. Regisseur Brian Singer, der kurz vor Vollendung des Films – aus nicht öffentlich bekanntgegebenen Gründen – aus dem Filmprojekt ausstieg, inszeniert in diesem Biopic die Entwicklung der Band vom Zeitpunkt des Eintritts Freddie Mercurys in die Band bis hin zu ihrem legendären Auftritt bei Live Aid im Londoner Wembley-Station.
Diesen Auftritt auf Bob Geldofs Benefizkonzert im Jahr 1985 verwendet Singer als zentralen Aspekt seiner Filmbiografie, da dieser sowohl den Anfang, als auch den Schluss des Films bildet. Nahezu zwei Drittel des damaligen Auftrittes – dieser war knapp 20 Minuten lang – werden nachgestellt. Das von Statisten gespielte Publikum, welches sichtlich via Computer mehrmalig dupliziert wurde, schadet dabei eher der Ästhetik des Films.
Dass der Film vor allem die Musik der Kultband huldigen soll, lässt sich allein schon daran erkennen, dass sogar die berühmte 20th Century Fox – Hymne im Vorspann von den beiden noch lebenden Bandmitgliedern Brian May und Roger Taylor in eine rockige Queen-Version verwandelt wird. Die beiden fungieren zudem als Produzenten des Films.

Vor allem Rami Maleks schauspielerische Leistung – der Mime ist aus der US-amerikanischen Thriller-Serie „Mr. Robot“ bekannt – sticht hierbei besonders heraus. Infolge monatelanger Arbeit mit einem Bewegungscoach gelingt es Malek, den markanten Bewegungsstil Freddie Mercurys sowie dessen typische Posen überzeugend nachzuahmen. Hinzu kommen die Kieferprothese, die der Schauspieler trägt, um dem Sänger optisch noch ähnlicher zu sehen, und Maleks überzeugende Darstellung der “inneren Zerrissenheit” Mercurys.
Auch allen anderen Darstellern der Bandmitglieder Brian May (Gwilym Lee), Roger Taylor (Ben Hardy) und John Deacon (Joseph Mazzello) gebührt großes Lob. Die Schauspieler sind gut gecastet, spielen überzeugend und sehen allesamt ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich. Ein wenig Schade nur, dass die restlichen Bandmitglieder nur nebensächlich zu sein scheinen und man im Gegensatz zum schrillen Mercury, dessen Story allerdings auch nur auf der Oberfläche bleibt, wenig bis gar nichts über deren Leben abseits der Bühne erfährt.
Obwohl den ganzen Film hindurch immer wieder Jahreszahlen eingeblendet werden, die dem Publikum wohl zur zeitlichen Orientierung dienen sollen, bringt der Film die Jahreszahlen durcheinander. So werden unter anderem Songs wie „Another One Bites The Dust“ oder „We Will Rock You“ um zwei Jahre in die Zukunft verlegt. Für richtige Queen-Fans mit Sicherheit ein Störfaktor, der zu vermeiden gewesen wäre.
Zudem kam Mercurys Aids-Diagnose, die im Film nicht zu breit thematisiert wird, eigentlich erst nach dem legendären Londoner Live Aid-Konzert zur Sprache, und auch einige andere Eckdaten der Bandgeschichte werden aus dramaturgischen Gründen diesem Konzert vorangestellt, damit jenes den legendären Höhepunkt des Films und auch der Band selbst repräsentieren kann. Fraglich ist, ob die Darstellung des Live Aid-Konzerts als Karrierehöhepunkt und somit die Voranstellung aller anderen wichtigen Daten vor dem Festivalauftritt im Film wirklich die beste Variante für das Finale des Films war.

Freddie Mercury (Rami Malek)
Auch wenn die Chronologie der Meilensteine nicht immer ganz der Wahrheit entspricht, ist die Filmbiografie durchaus sehr gelungen. Klar, der Film ist natürlich keine Dokumentation, sondern als große Hollywoodproduktion entstanden, Zuseher kommen aber trotzdem auf ihre Kosten und erfahren einiges über die Bandgeschichte. In nur zwei Stunden und 14 Minuten werden alle großen Hits der Band gespielt, wodurch eine bewegende Hommage an eine der größten Bands der Musikgeschichte geschaffen wird. So beschreibt jener Dialog des Films zwischen Roger Taylor und Freddie Mercury wahrscheinlich am besten die Wichtigkeit der Band für die Musikszene: „You’re a legend, Fred.“ „We’re all legends.“
Fazit:
Man wird die Filmbiografie “Bohemian Rhapsody” der Kultband Queen als Fan allerdings nur mögen, sofern man bereit ist, über zeitliche Ungenauigkeiten, ein nur rein andeutungsweise beleuchtetes Privatleben Mercurys sowie über das Fehlen der Beleuchtung der restlichen Bandmitglieder hinwegzusehen. Abgesehen davon fügen sich die zu Kult gewordenen Songs der Band makellos in den Film ein, sodass es ein Vergnügen ist zuzusehen.
Bewertung:
7 von 10 Punkten
von Elli Leeb
Bilder: © 2018 Twentieth Century Fox
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