Lebenskünstler Moondog ist ein Mann ohne Sorgen. Seinen Tagesablauf füllt er mit wilden Saufgelagen, kiloweise Marihuana und dauerhaft wechselnden Bettpartnerinnen. Der ehemalige Dichter lebt den Moment und verschwendet keinen seiner Gedanken an die Zukunft. Als ihn plötzlich ein tragischer Schicksalsschlag ereilt, muss er seinen Lebensstil aber überdenken. Um seine grauen Zellen zu reaktivieren begibt er sich auf eine wilde Reise und lernt dabei nicht nur allerhand verschrobene Charaktere kennen, sondern vor allem sich selbst.
von Cliff Brockerhoff
„Beach Bum“ ist eine starbesetzte Komödie aus der Feder des einstigen Wunderkinds Harmony Korine, der im Alter von 22 Jahren mit seinem vielbeachteten Jugenddrama „Kids“ in den Fokus rückte. Danach wurde es allerdings still um den US-Amerikaner, bis er 2012 mit „Spring Breakers“ auf die Leinwand zurückkehrte. Nun, im Jahre 2019, versucht er mit „Beach Bum“, der seine Weltpremiere am 9. März 2019 feierte, erneut in die Spur zu finden.

Verortet ist die Geschichte in Korines Heimat Kalifornien. Wo sonst könnte ein dem Delirium naher way of life so blendend inszeniert werden als in den lichtgefluteten Weiten des amerikanischen Sonnenstaates?! Der Regisseur nutzte für sein aktuelles Werk aber nicht nur die örtlichen Gegebenheiten, sondern mischte seinen klangvollen Cast mit der Charakterstärke der dortigen Bewohner. Immer wieder sieht sich der Zuschauer skurrilen Situationen ausgesetzt, bei denen nicht so genau ersichtlich ist, ob diese nun dem Drehbuch oder der Spontanität entsprungen sind. Dies tut dem Film ungemein gut, da trotz der überzeichneten Darstellung seiner Geschichte die Authentizität aus jeder ihrer Poren tropft. Vom ersten Moment zieht der Film seine Betrachter in seinen rauschenden Sog und ruft ein Gefühl von Fernweh auf den Plan. Alles drum herum verblasst; unisono zu dem Zustand, in dem Moondog sein Leben aufführt.
Dieser wird dabei von niemand geringerem als Matthew McConaughey verkörpert; dem Mann, der zu Anfang seiner Karriere gar das Image des weichgezeichneten Sonnyboys pflegte, in den letzten Jahren aber durch Rollen in Christopher Nolans überragendem „Interstellar“ oder der HBO-Serie „True Detective“ immer wieder unter Beweis stellte, dass seine Wandelbarkeit keine Grenzen kennt. Und auch die Rolle des mittlerweile heruntergekommenen Künstlers scheint ihm auf den Leib geschnitten zu sein. Der sonnengebräunte Teint, die knallbunten Klamotten und die stete Anwesenheit alkoholischer Getränke und/oder bewusstseinsverändernder Substanzen lassen schnell vergessen, dass es sich überhaupt um einen Schauspieler handelt. Und auch der Rest der Besetzung weiß zu überzeugen. Snoop Dogg begegnet uns dabei als dauerhaft zugedröhnter Rapper und beherrscht diese Rolle, kaum überraschend, als hätte er nie etwas anderes getan. Ansonsten finden sich mit Martin Lawrence, Isla Fisher, Jonah Hill und Zac Efron weitere namhafte Darsteller im Cast wieder. Letzterer fällt dabei vor allem durch die exotische Bartgestaltung auf, die Harmony Korine beim Verzehr eines Sandwiches kam, dessen Struktur ihn so arg faszinierte, dass er diese im Film einbauen wollte.

Fazit:
„Beach Bum“ wird von vielen als frivoler Kiffer-Film abgetan werden, ist bei genauerer Betrachtung aber vor allem eines: eine Ode an das Leben. Auch wenn den meisten Zuschauern der sorgenbefreite Lebensstil suspekt und unrealistisch vorkommen wird, ist er doch als Appell zu verstehen. Hinter all den Nebelschwaden steckt eine Menge Wahrheit in den ethanolgetränkten Worten Moondogs, der uns als tragische Figur aufzeigen soll, wie existenziell wichtig der Erhalt der positiven Seiten im Leben ist. In farbenfrohen Bildern gleitet er hinaus in den Sonnenuntergang und schwebt lässig selbst über jene Logiklöcher hinweg, die teilweise noch größer sind als die utopischen Joints des blinden Piloten.
Bewertung:
7 von 10 Punkten
Bilder: ©2019 Constantin Film Verleih GmbH / NEON / VICE Studios