Als James Wan im Jahre 2013 im Regiestuhl für einen neuen Horrorfilm mit dem Namen „The Conjuring“ Platz nahm, hätte wohl keiner der Anwesenden oder Verantwortlich damit gerechnet, dass der Film nicht nur zum Kassenschlager avancieren würde, sondern auch ein ganzes Filmuniversum vom Zaun treten würde. Das seitem noch dazu eine ständige Erweiterung durch Sequels, Prequels und Spin-Offs erfährt. Eine solche Fortsetzung zu einer der Spin-Off Reihen stellt der seit gestern in den Kino zu sehende „Annabelle 3“ dar, der die Geschichte rund um die verfluchte, titelgebende Puppe weiterspinnt und sie gleichzeitig enger mit dem eigentlichen Flaggschiff des Universums, den „Conjuring“-Filmen, verknüpft. Weshalb der Film aber eher etwas für Freunde des gepflegten Jump-Scares als für Anhänger des subtilen Horrors geworden ist, steht in unserer Kritik.

von Mara Hollenstein-Tirk

Obwohl die Warrens während ihrer Zeit als Dämonologen und Geisterjäger schon einiges zu Gesicht bekommen haben, beschleicht selbst sie ein ungutes Gefühl, als sie die besessene Puppe Annabelle zur sicheren Verwahrung mit in ihr Haus nehmen. Schnell wird klar, dass die Puppe nicht nur selber als Medium für einen Dämon dient, sondern auch noch ein Magnet für andere Dämonen ist. Doch dank der fachkundigen Segnungen durch einen Priester und einer geweihten Vitrine kann das Böse unter Kontrolle gebracht werden – zumindest bis zu jenem Abend, als ihre Tochter mit der Babysitterin und deren Freundin allein zu Hause ist. Aus jugendlichem Leichtsinn wird die Vitrine geöffnet und eine Macht entfesselt, die für alle Zeiten hinter Glas hätte ruhen sollen…

Horrorfilme spalten ja immer mal wieder gerne die Massen, da sie so breit gefächert sein können, wie kaum ein anderes Genre, und trotzdem viele Vertreter sich immer auf dieselben Klischees verlassen: niemand kann plötzlich mehr einen Lichtschalter betätigen, draußen wabert der Nebel, die Musik setzt plötzlich in ohrenbetäubender Lautstärke ein und zu guter Letzt springt die verängstigten Protagonisten aus dem Dunkel etwas an, sei es nun eine tatsächlich Gefahr oder so etwas banales wie ein Waschbär.

Wenn man zu jenem Lager zählt, das genau auf diese Art von Horrorfilmen steht, wird man auch bei „Annabelle 3“ seinen Spaß haben und einen befriedigenden Kinobesuch erleben, denn die Jump Scares sind zwar vorhersehbar, aber dennoch kompetent inszeniert und treten in solch einer Fülle auf, dass man gar nicht anders kann, als hin und wieder dann eben doch zusammenzuschrecken. Wer sich allerdings eine etwas ausgefeiltere Geschichte oder echten Grusel abseits des reinen Erschreckens wünscht, der sollte sich den Gang ins Kino lieber zweimal überlegen, denn anspruchsvollere Gemüter wird „Annabelle 3“ auf ganzer Linie enttäuschen. Man wird den Verdacht nicht los, dass die Autoren einfach keine Idee mehr hatte, was man nach zwei bereits erschienen Teilen noch großartig über die schaurige Puppe erzählen könnte, weshalb man nicht über die dünne Handlung: „Der Dämon ist frei und treibt jetzt Schabernack mit den Teenies“ hinauskam. Da aber offensichtlich irgendwem aufgefallen ist, dass dies vielleicht doch zu wenig Inhalt ist, um einen Film mit fast zwei Stunden Laufzeit zu füllen, und man ja immer auch ein Auge auf weitere Spin-Offs werfen sollte, kam den Verantwortlichen der geniale Einfall, nicht nur Annabelle, sondern gleich mehrere Dämonen aus der Warren’schen Sammlung auf die Jugend loszulassen.

So bekommt man eigentlich spannende Figuren vor die Nase gesetzt, über die man allerdings nicht mehr als das absolute Minimum erfährt, immerhin sollen die Leute dann ja auch in die jeweiligen Originstory-Filme gehen, die es in Zukunft sicher geben wird. Doch die dürftige Einführung dieser zusätzlichen Bedrohung ist leider nicht das einzige, was einem den Spaß an ihnen ein wenig verdirbt, sondern eher die Tatsache, dass es eigentlich egal ist, wie viele Dämonen herumlaufen, am Ende machen die nämlich nicht viel mehr, als mit den Protagonisten „Kuckuck“ zu spielen. Die im englischen Sprachraum so gerne heraufgeschworenen „stakes“ sind nämlich niemals wirklich gegeben, zerreißt doch am Ende immer der erste Sonnenstrahl die düstere Nacht und der Spuk ist vorbei…

Fazit:

Alles in allem ist „Annabelle 3“ leider nicht viel mehr geworden als ein filmisches Fest für Jump Scare-Fetischisten, das abseits der zuhauf vorhandenen Schreckmomente lediglich ein paar nette Effekte und annehmbare schauspielerische Leistungen zu bieten hat. Über die Schwächen des Drehbuchs und die Einfallslosigkeit der Macher kann auch die durchaus kompetente Inszenierung nicht hinwegtäuschen.

Bewertung:

3 von 10 Punkten

Bilder: Warner Pictures