2003 sorgte die britische Geheimdienst-Dolmetscherin Katherine Gun dafür, dass ein skandalöses Dokument das Licht der Öffentlichkeit erblickte: Darin forderte die NSA die Briten dazu auf, in einer illegalen Spionageaktion Mitglieder des UN-Sicherheitsrates abzuhören, um mit den beschafften Informationen ein Votum für den Irak-Krieg zu erwirken. Regisseur Gavin Hood nahm sich der wahren Geschichte um die Whistleblowerin an, die beinahe den Irak-Krieg verhindert hätte.

Wir steigen in die Geschehnisse ein, als Katherine Gun (Keira Knightley) das streng geheime Memo erhält. Sie beschließt, die Mail zu drucken und an eine Anti-Kriegs-Aktivistin weiterzuleiten, woraufhin das Dokument bald in die Hände des Observer-Journalisten Martin Bright (Matt Smith) fällt. Nun ist Katherine mit den rechtlichen, aber auch persönlichen Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert: nicht nur steht eine Anklage wegen eines möglichen Verstoßes gegen das „Official Secrets“-Gesetz im Raum, auf dem Spiel steht außerdem die Aufenthaltsgenehmigung ihres Ehemanns Yasar, einem türkischen Kurden. In der Observer-Redaktion leistet Martin unterdessen genaueste Recherche-Arbeit, um die Echtheit des ihm zugespielten Dokuments zu bestätigen und es schnellstmöglich zu veröffentlichen.
Was nach einer nervenaufreibenden Angelegenheit klingt, ist auf der Leinwand letztlich nicht ganz so spannend geworden, wie man es sich wünschen würde. Dabei fängt der Film äußerst stark an: wenn Katherine das streng geheime NSA-Memo vom Arbeits-PC auf einen USB-Stick überspielt, damit quer durchs Büro zum Drucker geht, wo sie während des unendlich lauten und unendlich langsamen Druckvorgangs warten muss, dann steigt schon mal der Puls. Und Hood inszeniert die Szene wundervoll. Leider stellt sich Katherine viel zu früh in der Story ihrem Arbeitgeber, womit vorerst jede Spannung raus ist und der Film über weite Strecken auch an Tempo einbüßt. Erst im letzten Drittel nimmt er wieder an Fahrt auf.
Abgesehen von genannten strukturellen Problemen im Drehbuch, wird die Thematik des Films jedoch auf kluge und ansprechende Weise aufgearbeitet. Nicht nur sind die Dialoge interessant, wenngleich man sie um punktuelle Überschüsse an Pathos hätte bereinigen können, darüber hinaus erweisen sich auch die parallel verlaufenden Handlungsstränge rund um Whistleblowerin Katherine und Journalist Martin als gelungene Mischung, die ein stimmiges, wenn auch langsames Ganzes ergeben. Dennoch bleibt der zweite Handlungsstrang etwas schwächer: Filme in der Sphäre des investigativen Journalismus hat man schon oft und schon oft besser gesehen.

Dies mag auch daran liegen, dass es Matt Smith als Journalist an Tiefgang mangelt. Er bleibt ohne Kanten, blass und damit uninteressant. Demgegenüber steht die hervorragende schauspielerische Leistung von Keira Knightley. Sie spielt Katherine als beinah naive Frau, der die persönlichen Folgen ihres Handelns erst rückwirkend bewusst zu werden scheinen. In ihrem idealistischen Glauben an ihre Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung wächst sie schließlich mit der Situation über sich selbst hinaus. Dieser Wandel von der verschüchterten Angestellten zur Powerfrau ist nuanciert, menschlich und von Knightley absolut überzeugend dargeboten. Nennenswert ist außerdem Ralph Fiennes, der in einer zu kleinen Rolle als Katherines Anwalt Charisma versprüht.
Fazit
„Official Secrets“ ist nicht frei von Makeln, aber dennoch ein absolut solider Film nach wahren Begebenheiten. Das Drehbuch erlaubt dem Film leider nicht, die anfangs aufgebaute Spannung den Film hindurch aufrechtzuerhalten. Stattdessen wird im langsamen Erzähltempo eine dennoch ansprechende Handlung vorangetrieben, die sich irgendwo zwischen Journalistenthriller und Politdrama ansiedeln lässt. Getragen wird der Film von einer hervorragend spielenden Keira Knightley.
Bewertung
7 von 10 Punkten
Bilder: Constantin Film