Angesichts der Corona-Pandemie haben sich rund 20 Filmfestivals weltweit zusammengeschlossen, um dieser Tage unter dem Titel „We are one“ das erste, globale Online-Filmfestival auszurichten: Cannes, Berlin, Toronto und viele mehr entsandten jeweils Kurzfilme, Spielfilme, Diskussionsbeiträge, die von 29.5. bis 7.6. auf Youtube gezeigt werden – und das gratis. Nach den jeweiligen Premieren bleiben die Filme weiter auf Youtube als Stream verfügbar.

von Christian Klosz

Am Freitag Abend feierte der Gonzo-Trash-Actioner „Crazy World“ aus Uganda Online-Premiere: Die dritte, international vermarktete Regiearbeit von Nabwana IGG und seiner Wakaliwood-Produktionsfirma. Der Film wurde 2019 in Toronto erstmals vor Publikum aufgeführt. Die Handlung des einstündigen Wahnsinns ist leicht erklärt: Eine ugandische Mobster-Gang, die sich Tiger Mafia nennt, hat sich auf das Kidnappen kleiner Kinder spezialisiert, deren Blut übernatürliche Kräfte verleihen soll. Als sie die Kung Fu-trainierten Waka Stars (eine Gruppe von Kids, die kampfkunsterprobt sind) entführen, geht der Schuss nach hinten los: Die cleveren kleinen Mini-Bruce Lees wehren sich und hecken einen Plan zur Flucht aus. Als ihnen auch noch ein Vater (gleichzeitig Bruder des Tiger King-Anführers) mit seinem Begleiter zur Hilfe kommt, findet das Treiben der Gangster ein jähes Ende.

„Crazy World“ ist eine irre, energiegeladene, mit verrückter Liebe gemachte Revenge-Story, die ein wahres Problem in Uganda zur Grundlage nimmt, um eine self-empowerment-Story für Kids zu erzählen, die man so noch nicht gesehen hat: Alles ist handgemacht, die Effekte teils mistig (nicht hipsteresk ironisch, sondern der limitierten technischen und finanziellen Möglichkeiten geschuldet), was aber nichts zur Sache tut, denn die unbändige inzenatorische Kraft Nabwanas bahnt sich auch den Weg durch die miesesten CGI-Effekte und Kamera-Foppas; man könnte zurecht behaupten, „Crazy World“ bietet mehr und wirkungsvollere Action als die trägen, schweren und übersättigten Hollywood-Blockbuster a la Marvel und Co..

Angereichert wird diese schräge Mischung mit noch schrägerem Humor, den vor allem der Sprecher einbringt, der das Geschehen vor der Kamera gewissermaßen wie ein Sportreporter „kommentiert“. Zusätzlich sorgen aktuelle Gags und satirische Seitenhiebe (etwa auf Filmpiratiepolizisten oder die Corona-Situation – neu dazugeschnitten) für Lacher. Alles in allem ein kurzes wie kurweiliges Unterfangen, das einmal mehr beweist, dass es nicht die großen Budgets sind, die große und originäre (Film)Kunst hervorbringen, sondern Ideen, Kreativität und die unbändige Liebe zum Medium.

Bewertung:

8 von 10 Punkten (84/100)

„Crazy World“ kann man sich direkt hier oder auf Youtube ansehen: