Es gibt wohl kaum jemanden, der den schnurrbärtigen Klempner in roter Latzhose und dem riesigen „M“ auf der Mütze nicht kennt. Nach fast 40 Jahren auf kleinen und großen Bildschirmen sowie einem gefloppten Ausflug auf die Kinoleinwand Mitte der 90er-Jahre ist die beliebte Videospielfigur mitsamt Freunden und Schurken jetzt zurück in den Lichtspielhäusern. Aus der Feder von Matthew Fogel („Minions : Auf der Suche nach dem Miniboss“ und „The Lego Movie 2“) und mit den Studios Universal sowie Illumination im Rücken, die schon die erfolgreiche Reihe rund um Gru und seine Minions ins Leben riefen, zeigt sich der „Super Mario Bros. Film“ als buntes Gag- und Easteregg-Feuerwerk mit gewaltigem Tempo, das während der Fahrt jedoch mehrmals rutschige Bananenschalen touchiert und leider nicht das Siegertreppchen der besten Videospielverfilmungen erreichen kann.
von Madeleine Eger
Bisher sind Mario (im Original gesprochen von Chris Pratt) und sein kleiner Bruder Luigi (Charlie Day) in Brooklyn ziemlich erfolglos als Klempner unterwegs. Mit dem eigenen Business soll sich das nun ändern und die beiden setzten alles auf eine Karte. Die Familie ist skeptisch, doch erwartet die Brüder schon bald ihr erster großer Auftrag. Was wie geschmiert hätte laufen sollen, entpuppt sich aufgrund des angriffslustigen Haushundes als Vollkatastrophe, die nicht nur die Rohre der Auftraggeber zum Platzen bringt, sondern ganz Brooklyn unter Wasser setzt. Als Mario und Luigi den Schaden reparieren wollen, stoßen sie auf ein unterirdisches Röhrensystem, das sie plötzlich in eine völlig unbekannte Welt transportiert. Das jedoch nicht gemeinsam. Während Mario im Pilzkönigreich landet, gerät Luigi in die Fänge von Bowser, der es nicht nur auf die Weltherrschaft, sondern auch auf Peach (Anja Taylor-Joy) abgesehen hat. Die hingegen ist fest entschlossen, ihr Königreich zu verteidigen und Luigi aus der Gefangenschaft zu befreien. Auf der Suche nach Verbündeten im Kampf gegen Bowser muss Mario an der Seite der starken Prinzessin sprichwörtlich über sich hinauswachsen …
Die Liebe zum Detail und der jahrzehntelangen Spielhistorie merkt man „Super Mario Bros.“ augenblicklich an. Wenn nämlich das Auto auf dem Weg zum ersten Auftrag plötzlich den Dienst verweigert und die Brüder zu Fuß durch die New Yorker Nachbarschaft rennen, entwickelt der Film kurzzeitig den klassischen 2D „Jump and Run“ Charakter, wo die Figuren diverse Hindernisse überwinden müssen. Derartige Spielreferenzen findet man in der Animationskomödie tatsächlich dann auch wie am Fließband. Manchmal als komplettes Setting, etwa wenn Mario sich durch an ganzes Labyrinth der magischen Transportröhren kämpfen muss oder wenn man sich später auf der „Rainbow Road“ eine große Schlacht mit Schildkrötenpanzern und Bomben liefert. Teils aber auch nur im Hintergrund, wenn beispielsweise die Toads im Pilzkönigreich die schwebenden Plattformen als Fortbewegungsmittel benutzen. „Der Super Mario Bros. Film“ lässt nicht nur mit dem Design der Welten Spielerherzen höherschlagen, auch etliche Spielfiguren sorgen für die gehörige Portion Fanservice. Selbst wenn manche von ihnen später im Film lediglich einen Kurzauftritt als geladene Gäste bei einem Großevent haben, zu entdecken gibt es wahnsinnig viel.
Fast schon zu viel, möchte man an mancher Stelle tatsächlich meinen. Denn aufgrund der Fülle von Eastereggs und Verweisen auf die Spielreihe macht sich schnell bemerkbar, dass der Film zwei große Schwächen in sich trägt. Zum einen das irre Tempo, mit dem die arg überschaubare Geschichte erzählt wird – und daraus bedingt die oberflächliche Behandlung der Charaktere sowie deren emotionale Bandbreite und Beziehungen zueinander. Gerade die Familiengeschichte, die dem Klempner mit der Abneigung gegen Pilze im Nacken sitzt und Erfolgsdruck, Versagensängsten und Bruderliebe thematisiert, bleibt enttäuschend schemenhaft. Damit fehlt der Geschichte und den Figuren ein wichtiger emotionaler Ankerpunkt, um eine erkennbare Charakterentwicklung zu durchlaufen, aber vor allem um dem Publikum wirklich ans Herz zu wachsen. „Super Mario Bros.“ nimmt sich hier kaum Zeit, um eine gewisse Tiefe aufzubauen und behandelt die entstehenden Konflikte und dramaturgischen Höhepunkte ähnlich stiefmütterlich. Denn alle sich aufbauenden Notlagen oder Spannungen werden im Handumdrehen aufgelöst. Und damit ist der Animationsfilm vor allem eins: absolut kindgerecht. Wo andere Animationsfilme zumindest noch in Sachen Humor alle Altersklassen bedienten, kann „Der Super Mario Bros. Film“ selbst in der Hinsicht nur wenig punkten. Obwohl die Gagdichte recht hoch ist, vieles davon zündet wenig bis überhaupt nicht. Schlussendlich ist der Film zwar eine optische Augenweide, handlungstechnisch und in Bezug auf die Charakterzeichnung kann er leider nicht überzeugen.
Fazit
Fantastische Animationen stehen einer ziemlich faden Geschichte und blassen Figurenzeichnungen gegenüber. „Der Super Mario Bros. Film“ krankt an dem überbordenden Fanservice und vergisst in vielen Belangen sein erwachsenes Publikum, indem eine konfliktscheue und sehr kindgerechte Geschichte erzählt wird. Trotzdem kann man mit der Spieleverfilmung zumindest kurzweiligen Spaß haben, wenn einem aus allen Ecken zusätzlich die bekannten Sounds und Lieder aus den Spielen entgegenschallen und nostalgische (Kindheits-) Erinnerungen geweckt werden. Seit 6.4. im Kino.
Bewertung
(55/100)
Bild: (c) 2022 Nintendo / Universal Studios
Der wurde ja schon ordentlich verrissen von wegen, der Film wirkt, als hätte man Szenen aus den Mariospielen aneinander gehängt und fertig.