Nächster Aufreger im Zentrum der österreichischen Filmszene: Nach dem “Fall Teichtmeister” und dem wenig ruhmreichen Umgang der Branche damit wurde heute bekannt, dass die Studierenden der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW), genauer: des Max-Reinhardt-Seminars, den Rücktritt der Institutsleiterin und Schauspielerin Maria Happel fordern. 2/3 der Studenten und Studentinnen unterschrieben einen offenen Brief an die Unileitung mit der entsprechenden Forderung.
Das Max-Reinhardt-Seminar ist die wichtigste Ausbildungsstätte des Landes für Schauspiel und genießt (genoss?) einen hervorragenden internationalen Ruf. Die Liste der Vorwürfe gegen die Institutsleitung ist lang und massiv: Zum einen sei ihr Vertrauen in Happel “unwiederbringlich zerrüttet”, so die Studierenden. In den Brief folgen konkrete “Beobachtungen” und Schilderungen von Missständen: Eine öffentliche Diplominszenierung sei etwa nur unter Begleitung einer Sicherheitsfirma möglich gewesen, “da von einem ehemaligen Studierenden eine imminente Gefahr ausging”. Bedenken diesbezüglich seien zwar vorab kommuniziert, aber “schlichtweg ignoriert” worden.
Die Vorwürfe betreffen aber nicht nur Institutschefin Maria Happel, sondern auch ihre Stellvertreterin Annett Matzke: Studenten und Studentinnen seinen in Einzelgesprächen mit ihr zum Weinen gebracht worden. Eine hochschwangere Mitarbeiterin sei vor anderen Studierenden wiederum von Maria Happel angeschrien worden. Happel sei außerdem “nahezu nie am Institut anzutreffen”.
Die Studierenden sprechen von einem System von “Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz” am Max-Reinhardt-Seminar und fordern “unmittelbar den Rücktritt von Maria Happel und Annett Matzke”. Die Neubesetzung müsse transparent, seriös und in Zusammenarbeit mit den Studierenden geschehen. Fazit: “Die leitenden Personen sollten nicht berühmt, sondern qualifiziert sein.”
Diese aktuelle Eskalation folgte auf Vorwürfe, die bereits letzten Sommer laut geworden waren: Die Regisseurin Katharina Mückstein trat damals mit einem Social-Media-Post eine #metoo – Diskussion in Österreichs Kulturbranche los, wo es allgemein um Machtmissbrauch und konkrete (sexuelle) Übergriffe ging. Dabei rückte auch das Max-Reinhardt-Seminar in den Fokus. Laut den Studenten und Studentinnen, die nun, rund ein Jahr später, aktiv wurden, sei seither nichts geschehen, um die existierenden Missstände zu auszuräumen. Darum sah man sich zu diesem Schritt gezwungen.
Seitens der Leitung der MDW heißt es, dass man sich vorerst nicht zu dem offenen Brief äußern wolle und erst das Gespräch mit den Studierenden suchen werde. (ck)
Bild: Maria Happel; gemeinfrei via creative commons