Wenn eine Serie es heutzutage bis zu einer dritten Staffel schafft, ist das alleine eigentlich schon ein Erfolg. Die Qualität der Serie muss hier nicht einmal eine wichtige Rolle spielen, eine hohe Anzahl an Views scheint mittlerweile fast genauso viel wert zu sein. Daher ist es eine positive Überraschung, wenn eine Serie dann doch einmal mit Qualität glänzen kann. Ein gutes Beispiel hierfür zurzeit: “Only Murders in the Building”. Die dritte Staffel der Comedy / Krimi-Serie läuft gerade bei Disney+ an. Zwei Folgen sind bereits erschienen.

von Lena Wasserburger

2021 erschien die erste Staffel von “Only Murders in the Building”. Die Prämisse der Serie: Simpel aber effektiv. Nachdem in ihrem Wohngebäude, dem illustren Arconia Building, ein Mord geschieht, schließen sich drei zutiefst unterschiedliche Bewohner des Hauses zusammen, um den Fall zu lösen: Der ehemalige Fernseh-Cop Charles Hayden Savage (Steve Martin), der seiner Schauspielkarriere und der langsam ins Nichts verschwindenden Berühmtheit hinterhertrauert, Oliver Putnam (Martin Short), seines Zeichens ehemaliger Theaterregisseur mit einem Hang zur Dramatik sowie einem Haufen Geldproblemen und die undurchschaubare Mabel Mora (Selena Gomez), deren Vergangenheit einige Fragen aufwirft. Was diese drei Charaktere vereint? Ihre Begeisterung für True-Crime-Podcasts. Als ein Nachbar also unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, starten Charles, Oliver und Mabel ihren eigenen Podcast mit dem klingenden Titel “Only Murders in the Building”, denn es ist immerhin New York, da passieren ständig Morde, weshalb man sich lieber nur auf Todesfälle im eigenen Gebäude beschränkt.

Wie sich noch herausstellen sollte, zieht das Arconia Builing Mordfälle geradezu an. Und das auch in der dritten Staffel der Serie. Das unerwartet frühe Ableben des Schauspielers Benn Glenroy (wahnsinnig charismatischer Paul Rudd) gibt dem Trio Rätsel auf. Erneut stürzt man sich in die Ermittlungen, das Aufnahmegerät gezückt und bereit für eine weitere Folge von “Only Murders in the Building”.

Mit ihrem Setting und ihrem Konzept hatte “Only Murders in the Building” bereits die Voraussetzungen, um eine angenehme, “cozy” Mysteryserie zu werden, doch was die Serie wirklich hervorhebt, sind Darsteller und Charaktere, ohne die die Story ohne Zweifel etwas staubig und fahl wirken würde. Die Charaktere hauchen der Geschichte Leben ein, ebenso wie der charmante Cast. Wer hätte gedacht, dass die Dreierkombination aus Martin Short, Steve Martin und Selena Gomez sich so bezahlt machen würde und dass die Dynamik der drei Charaktere, das eigentliche Herzstück der Serie, so gut funktionieren würde? Und zwar so gut, dass sich “OMITB” mittlerweile schon über 45 Awards und insgesamt 159 (!) Nominierungen bei verschiedensten Preisverleihungen freuen durfte. Es ist zu erwarten, dass sich diese Summe nach Ende der dritten Staffel noch weiter erhöhen wird. Denn Season 3 wartet nicht nur mit den beliebten Darstellern und dem erprobten Setting der vergangenen Staffeln auf, sondern hat sich mit Meryl Streep und Paul Rudd auch noch jede Menge schauspielerische Verstärkung ins Boot geholt. Die neuesten Cast-Mitglieder stehlen von Sekunde 1 an die Show, was bei einem Cast, der ohnehin schon schwer zu übertreffen war, eine beachtliche Leistung ist.

Handlungstechnisch war “Only Murders in the Building” bereits bisher mal mehr und mal weniger originell, das Genre wird hier kaum neu erfunden. Auch in den ersten Folgen der dritten Staffel bedient man sich beliebter Tropes des Genres. Doch die Twists und Turns an der Seite der Hauptcharaktere zu entschlüsseln macht genauso viel Spaß wie bei einer True Crime-Podcast-Folge mitzurätseln (übrigens das liebste Hobby des Protagonisten-Trios) und daher ist die Staffel aktuell vielleicht noch in einer Aufwärmphase, ein guter Krimi spitzt sich eben erst im Laufe der Geschichte zu.

Die Visuals der Serie kann man recht einfach zusammenfassen und beurteilen: Was sie tut, das kann sie gut. Die Einstellungen sind sicher nicht die Höhe filmtechnischer Kunst, aber sie vermitteln die erwünschte Stimmung in Kombination mit Setdesign, Farbschema und Kostümdesign. Die Gagen des Casts mögen vielleicht das restliche Budget übersteigen, doch dieses wird dafür sinnvoll investiert. Was die Atmosphäre abrundet, ist der im Kopf bleibende Soundtrack samt Introsong, der zum Mitsummen oder Pfeifen einlädt.

Schön zu beobachten ist, dass die Entwicklung der einzelnen Charaktere zu keinem Zeitpunkt stagniert, die Set Ups aus den ersten Staffeln werden weiterhin aufgegriffen und erweitert. Gewürzt ist das Ganze mit einer Prise Humor, die zwar nicht jedem ein Schmunzeln entlocken wird, die Serie aber dennoch auflockert und alles andere als störend, vielmehr sogar überaus sympathisch ist.

Fazit

“Only Murders in the Building” ist eine Kreuzung aus Agatha Christie Roman mit ein wenig “Knives Out”-Feeling, gepaart mit sympathischer Comedy und modernen True Crime-Elementen. Auch in ihrer dritten Staffel reißt sie qualitativ nicht ab und punktet mit einem All Star-Cast und jeder Menge Charme. Die ersten beiden Folgen sind also ein gelungener Auftakt, der eine aufregende neue Staffel verspricht.

Bewertung

Bewertung: 8 von 10.

83/100

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Bild: (c) Disney