Detective Danny Rourke (Ben Affleck) versucht mithilfe seiner Therapeutin sein größtes Trauma aufzuarbeiten: Das Verschwinden seiner Tochter Minnie, die, so denkt er, vor einigen Jahren in seiner Gegenwart von einem Spielplatz entführt wurde. Der festgenommene Täter schwor, sich nicht an den Vorfall und den Aufenthaltsort Minnies erinnern zu können. Seither versinkt Rourke in Trauer und Verzweiflung, Halt findet er nur in seinem Job als Polizist.

von Christian Klosz

Als er bei seinen Ermittlungen zu mehreren, mysteriösen Banküberfällen, in dessen Zentrum ein dubioser Mann namens Dellrayne (William Fichtner) zu stehen scheint, der offenbar über hypnotische Fähigkeiten verfügt, plötzlich eine Spur zu seiner vermissten Tochter erkennt, schöpft Rourke wieder Hoffnung. Zusammen mit der Hellseherin Diana Cruz (Alice Braga), die im Zuge der Banküberfälle Kontakt zu ihm aufgenommen hatte, heftet er sich an die Fersen von Dellrayne und folgt weiteren Hinweisen, die ihn zu einer dubiosen Regierungsorganisation und in ein Verschwörung führen. Schon bald wird Danny Rourkes Realität, wie er sie kannte, auf den Kopf gestellt und er muss alles und jeden in Frage stellen, selbst das, was er sieht.

„Hypnotic“ floppte an den US-Kinokassen ordentlich und wurde mit eher mauen Kritiken bedacht. Doch zu Unrecht: Denn an sich handelt es sich bei dem Mystery-Psychothriller um ein erstklassig umgesetztes B-Movie, an dem man wenig aussetzen kann, außer einige kleinere Unstimmigkeiten im Plot, die aber auch mit der Komplexität desselben zusammenhängen könnten. Der Film ist eine clevere Mischung aus Nolan, Hitchcock und klassischem Detektivfilm, gerade an Nolans „Inception“ erinnert so einiges an „Hypnotic“ stark, allerdings ohne die (zu) ausufernden und manchmal ermüdenden, nolanistischen Erklärungen.

Eher im Gegenteil: Mit einer Nettolaufzeit von nicht einmal 90 Minuten tritt hier der seltene Fall auf, dass ein Film etwas zu kurz geraten ist, ihm 15 oder 20 Minuten mehr nicht geschadet hätten. Nicht nur, weil er recht unterhaltsam ist, sondern auch, um diverse Details der Handlung näher zu beleuchten und den haufenweise Plottwists mehr Raum zu geben, sich zu entfalten.

Ben Affleck ist mit seiner stoischen, ruhigen, aber verbissenen Darstellung einer Figur, dessen Leid, Schmerz und Verzweiflung sich nur an Zuckungen in der Mimik ablesen lassen, eine gute Besetzung. Das reduzierte Schauspiel erinnert an seine Arbeit in „The Accountant“ und belegt, dass sich Affleck inzwischen zu einem talentierten Schauspieler entwickelt hat.

Auffällig ist der Soundtrack, der von Robert Rodriguez‘ erst 23-jährigem Sohn Rebel umgesetzt wurde. An manchen Stellen wirken einige Töne etwas deplatziert, an anderen erinnert die Filmmusik an Ludwig Göranssons Arbeit für Nolans „Tenet“ – ein weiterer Querverweis -, was dann wieder sehr gut passt. Überhaupt ist „Hypnotic“ quasi ein Rodriguez-„Familienprojekt“: Der Regisseur ist bekannt dafür, als „1-Mann-Team“ seine Projekte zu realisieren, und auch hier ist er neben der Regie für die Story, das Drehbuch (gemeinsam mit Max Borenstein), die Kamera, den Schnitt und die Produktion verantwortlich. Während sein Sohn Rebel die Musik übernahm, ist sein anderer Sohn Racer Max als Co-Produzent mit an Bord. Schaden tut das „Hypnotic“ in keinem Fall: Das Endprodukt wirkt „rund“ und in sich stimmig und zeigt sich als kreative und originäre Ausgeburt eines Genre-Autorenfilmers, der weiß, was er tut.

Fazit

Trotz Box Office-Flop und gemischter Kritiken ist „Hypnotic“ ein kurzweiliger, spannender, durchaus anspruchsvoller und unterhaltsamer Psychothriller geworden, der sich auf ein clever konstruiertes Drehbuch und erstklassiges filmisches Handwerk verlassen kann. Wer einmal einen Christopher Nolan-Film ohne die ausufernden Erklärungen und Überlänge sehen möchte, ist hier genau richtig. Ab heute im Kino.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

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Bilder: © Telepool / Hypnotic Film Holdings LLC