In den letzten Jahren ist die Musiker-Biografie durch große Hits wie „Rocket Man“, „Bohemian Rhapsody“ oder „Weird: The Al Yankovich Story“ zu einem beliebten Genre geworden. Was nun passiert, wenn man statt bekannten Namen, legendären Songs oder dramatischen Geschichten das vergleichsweise unspektakuläre Leben Neil Bogarts verfilmt, der in den 70ern Chef eines bekannten Plattenlabels war, hat sich sein Sohn und Regisseur Timothy Scott Bogart gefragt, dessen Biografie „Spinning Gold“ ab dem 14. September im Heimkino zu sehen ist.
von Cedric Baumann
Neil Bogart (Jeremy Jordan, „Newsies“), Chef des Indie Labels Casablanca Records, wird hier als besonders sympathischer und cleverer Produzent inszeniert, dessen zuerst noch kleines Label es allen großen Studios zeigen will und dafür nur endlich die eben neuentdeckte Band „Kiss“ erfolgreich vermarkten muss. Diesen Traum von einem eigenen großen, erfolgreichen Label teilt Bogart mit einem wilden Team von Freunden (u.A. Dan Fogler, „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“), seiner Frau Beth (Michelle Monaghan, „Source Code“) und seiner Geliebten Joyce (Lyndsy Fonseca, „Kick Ass“).
„Spinning Gold“ beginnt charmant und Bogarts Leben sticht im Vergleich zu Legenden wie Elton John oder Freddie Mercury vor Allem durch seine Nachvollziehbarkeit heraus. Der dem Publikum aller Wahrscheinlichkeit nach unbekannte Protagonist schafft es, eine neue Perspektive in die schon allzu vertraute, turbulente Musikwelt zu bringen und treibt die Handlung durch Voice-Over Monologe schnell und schlagfertig voran.
Leider verliert dieser Ansatz schnell an Energie und „Spinning Gold“ wird mit fortgeschrittener Laufzeit zu einer monotonen Geschichtsstunde, die paradoxerweise von riskanten Neuversuchen und kreativen Wagnissen erzählt, ohne diese jemals selbst einzugehen. Schuld an dieser Monotonie ist aber keineswegs nur ein weniger außergewöhnliches Leben, denn auch Bogart erlebt in seinen Jahren in der Branche diverse Tiefpunkte, große Erfolge und viele dramatische Momente. Vielmehr werden all diese potenziell interessanten Entwicklungen seines Lebens im immer gleichen Ton und ohne großen Spannungsaufbau auf eine platte Art und Weise heruntererzählt. Die Grundregel der Filmbranche „show, don’t tell“ wird dabei gekonnt ignoriert und die Charaktere erklären sich jedes Ereignis entweder gegenseitig, oder der Protagonist fasst in den doch viel zu häufigen Voice-Over Szenen für die weniger aufmerksamen Zuschauer nochmal alles zusammen. So wird ein Zusammentreffen mit der Mafia, eine unterschwellig wachsende Drogensucht oder der Zerfall einer Ehe genauso behandelt, wie eine süße Kennenlerngeschichte oder ein großes Konzert.
Die Höhen Bogarts Lebens fühlen sich nicht wie Höhen an und die Abgründe bleiben viel zu flach und ohne Wirkung. Trotz des großen Erfolgs seines Labels und durch einen zu frühen Tod wird Bogart durch den ausbleibenden Bekanntheitsgrad der Status einer unnahbaren Kultfigur letztendlich verwehrt und auch seine Biopic scheint ins Nichts zu verlaufen. Einige bekannte Stars tauchen dann zwar doch noch auf, aber selbst die in anderen Filmen des Genres großartig inszenierten Konzertszenen spielen hier kaum eine Rolle und auch an wiedererkennbaren Liedern mangelt es leider.
Fazit:
Für große Liebhaber des Musik-Biopics mag „Spinning Gold“ durchaus eine gelungene neue Perspektive bieten und auch Fans der Musik der 70er könnten hier durch die Inkludierung einiger Stars wie Donna Summer oder Ron Isley auf ihre Kosten kommen. Ansonsten kann die Geschichte über den „Plattenmann“ Neil Bogart leider nicht mit anderen Größen des Genres mithalten und bleibt bis zum Ende eher zäh und unkreativ.
Bewertung:
40/100
Ab 14.9. auf DVD/BluRay, bereits jetzt als VOD verfügbar.
Bild: (c) EuroVideo