Zwar wird dieser ganz amerikanische Festtag hier bei uns nicht wirklich gefeiert, doch das soll niemanden davon abhalten, den neuen Film von Eli Roth („Hostel“, „Knock Knock“) anzusehen. Nach den eher durchwachsenen Erfolgen der letzten Jahre begibt sich der Regisseur nun wieder zu seinen Wurzeln zurück und lässt sich von einem alten Kurzfilm inspirieren, den er ebenfalls unter dem Titel „Thanksgiving“ 2007 veröffentlichte. Zusammen mit Autor Jeff Rendell und einem interessanten Cast voller alter und neuer Gesichter stimmt der Streifen auf die „Holiday Horror“ Saison ein.

Von Natascha Jurácsik

An einem ganz normalen Thanksgiving-Abend müssen sich Angestellte des Großeinkaufsladens Wright Mart auf den kommenden Black Friday Ansturm vorbereiten, der um Mitternacht startet. Die junge Jessica (Nell Verlaque) nutzt die Tatsache, dass das Geschäft ihrem Vater gehört aus und schleußt ihre Freunde vor Eröffnung ein. Der Pöbel lässt sich dies allerdings nicht gefallen und ein regelrechter Aufstand bricht aus, der einige Todesopfer fordert. Ein Jahr später treibt ein maskierter Killer in der Stadt sein Unwesen und bestraft die vermeidlichen Schuldigen einen nach dem anderen. Von der Polizei im Stich gelassen muss Jessica das Rätsel um den mysteriösen Mörder selbst lüften, bevor ihm auch sie und ihre Freunde in die Hände fallen.

Die ersten 20 Minuten des Films sind ziemlich stark, vor allem für eine Horrorkomödie: Der Humor ist gut geschrieben und an Stellen sogar gewitzt ohne jedoch zu vergessen, dass es sich hierbei um eine leichtherzige Satire handelt. Die Charaktere sind überraschend vielschichtig, vor allem die Teenager lassen sich nicht als klischee-beladene Karikaturen der üblichen Opfergruppen in Slasher Filmen abstempeln, was sehr erfrischend wirkt.

Optisch ist „Thanksgiving“ sehr poliert und orientiert sich offenbar an einem Mainstream-Publikum. Die Effekte sind gemischt: Einige Male wurde eher auf CGI gesetzt, was nicht immer ganz gelungen aussieht, doch die spektakulärsten Tode wurden dann doch praktische Arbeit umgesetzt und machen beim Zusehen Spaß. Optisch und von der Stimmung her hat sich Roth Großteils an das Setting einer New England Kleinstadt gehalten und eher auf graue, düstere Wolken, regennasse Straßen und die Klaustrophobie einer Gemeinde, in der jeder jeden kennt, gesetzt, statt auf innovative oder provokante Aufnahmen. Alles in Allem funktioniert dies recht gut, wenn das Ganze auch etwas monoton ist.

Die Story ist ebenfalls unterhaltsam, wenn auch nicht sonderlich originell. Die Handlung hat einen soliden Aufbau, auch wenn einige Szenen vermutlich hätten gekürzt oder sogar geschnitten werden können, das der Film seine Laufzeit von fast zwei Stunden nicht rechtfertigen kann. Das zusätzliche narrative Element rundum Social Media passt gut zu den Figuren und der Geschichte, wird allerdings nur sehr halbherzig umgesetzt – man merkt, dass weder Roth noch Rendell sich hiermit auskennen und auch kein Interesse daran hatten diese Thematik für ihr Drehbuch auszuarbeiten. Zwar stört dieser Teil zwar nicht, doch da dieses Konzept neuer Medien im Horror schon seit längeren Fuß gefasst hat und in Filmen wie „Talk To Me“ und „Host“ ziemlich clever dargestellt werden, wirkt die Handlung hierdurch etwas unbeholfen. Auch das Ende ist nicht sonderlich überraschend, wenn auch durchaus unterhaltsam.

Fazit

Für diesen Film kann man gerne dankbar sein – „Thanksgiving“ ist eine überraschend gelungene Horror-Komödie, die sich nicht zu ernst nimmt und trotzdem mit ihrer Qualität von typischen B-Movie Streifen dieser Art abhebt. Roth zeigt, dass er durchaus in der Lage ist interessante Charaktere auf die Leinwand zu zaubern und schafft mit seinem neuesten Projekt trotz einiger Mängel einen unterhaltsamen Start in die Feiertagszeit.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

64/100

Jetzt im Kino.

Bild: (c) 2023 CTMG.