Nachdem Baz Luhrmann 2022 das Leben des „King of Rock’n’Roll“ Evlis Presley mit viel Erfolg auf die große Leinwand brachte, kommt nun auch eine etwas vernachlässigte Perspektive auf den Superstar ins Kino: Sofia Coppola verfilmt Priscilla Presleys autobiographisches Werk „Evlis and Me“ und lenkt somit den Fokus auf das junge Mädchen, das lange im Schatten des Musikers lebte.

Von Natascha Jurácsik

Die Teenagerin Priscilla lebt mit ihren Eltern in Deutschland, wo sie den jungen Elvis Presley kennenlernt. Trotz eines erheblichen Altersunterschiedes verlieben sie sich und planen eine gemeinsame Zukunft. Nachdem Priscilla noch als Schülerin zu Elvis nach Texas zieht, beginnt ihr neues Leben an der Seite eines Superstars, welches von Turbulenzen gezeichnet ist.

Coppola macht von Anfang an klar, dass dies kein objektiver Blick auf die Ehe von Priscilla und Elvis ist. Die Kamera nimmt stehts den Blickpunkt der Titelfigur ein und gibt ihren jeweiligen emotionalen Zustand optisch wieder. So wechseln sich die Einstellungen ab zwischen intimen Großaufnahmen der Protagonistin, die ihre innere Welt spiegeln, und der Darstellungen eines jungen Mädchens umgeben von Prunk und Einsamkeit. Visuell ist „Priscilla“ eher minimalistisch und zurückhaltend, selbst spannende Szenen neigen eher zu einer stillen Dramatik als lautem Getöse, was zwar etwas monoton wirkt, aber dennoch den richtigen Momenten ein gewisses Gewicht verleiht.

Das Drehbuch ist ebenfalls simpel gehalten: Statt einem traditionelle Narrativ basierend auf dem Leben der Hauptfigur – wie bei Luhrmanns Biopic – entschied sich Coppola hierbei für eine Ansammlung einzelner Schlüsselmomente in Priscillas Leben. Der Film besteht quasi aus einer Reihe von Szenen, die vage chronologisch angeordnet sind, statt einer kohärenten Handlung. Auch hierdurch verfällt das Werk einer gewissen Eintönigkeit, wodurch es etwas langatmig wirkt.

Dies soll allerdings nicht heißen, dass das Gezeigte langweilig wäre: Coppola versteht es, auch den kleinsten, noch so trivialsten Momenten die subtilsten Emotionen zu entlocken und gewährt einen Blick hinter die Kulissen einer Ehe, an der die Öffentlichkeit lange beteiligt war. Und selbst wenn Elvis in diesem Projekt weitaus weniger sympathisch dargestellt wird als in 2022, lässt sich „Priscilla“ auf keine moralische schwarz-weiß-Malerei ein. Einerseits spricht dies für den Realismusgehalt des Filmes und sein Interesse, Priscillas Seite so treu wie möglich wiederzugeben, doch andererseits hinterlässt dies auch einige Fragen, was die Intention des Streifens betrifft. Warum genau wird dem Publikum das gezeigt? Ohne klare narrative Handlung und ohne einen festeren Standpunkt bezüglich der Ehe wirkt Coppolas Biopic halbgar und zu vorsichtig.

Ein wahres Highlight hingegen ist Cailee Spaeny: Ihre Verkörperung der Titelfigur ist subtil, aber dennoch greifbar und authentisch; sie versteht es, durch kleinste Mimik und Gestik genaue Emotionen zu vermitteln, ohne Gebrauch von Melodramatik zu machen. Auch Jacob Elrodi verleiht Elvis eine ganz neue Seite und macht aus ihm eine komplexe Figur, doch seine Kollegin stiehlt ihm eindeutig die Show, wann auch immer sie auf der Leinwand zu sehen ist.

Fazit

Tragische Liebe oder toxische Beziehung? Sofia Coppolas „Priscilla“ widmet sich zwar der dramatischen Ehe des berühmten Pärchens, will diese Frage allerdings nicht so recht beantworten. Trotz dem gekonnten Einsatz von Dramatik, sehr guten schauspielerischen Leistungen und einer spielerischen Ästhetik wirkt der Film etwas unbestimmt. Eine Sichtung ist er allerdings trotzdem wert, vor allem, wenn man den King einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen möchte.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

60/100

„Priscilla“ ist seit kurzem im Kino zu sehen und wird demnächst auf dem Streamingservice MUBI landen.

Bild: ©Mubi_Stadtkino