In den vergangenen Wochen haben wir Filmschaffende, Schauspieler/innen und Filmvermittler/innen um ihre „Filmtipps gegen die Krise“ gebeten, viele sind unserem Aufruf gefolgt: So kann man hier nachlesen, was Cornelius Obonya, Caroline Peters und Verene Altenberger empfehlen, hier gibt es die ausführlichen Tipps der beiden Diagonale-Chefs Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger, und auch die „Oscar-Lady“ des ORF Lillian Moschen hat uns 3 Empfehlungen zukommen lassen.

Heute freut es uns besonders, dass wir auf Film plus Kritik 3 Filmtipps von Österreichs Ex-Kanzler Christian Kern präsentieren dürfen – wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz, ganz herzlich für’s Mitmachen bedanken!

Christian Kern, der frühere ÖBB-Chef, übernahm im Mai 2016 den SPÖ-Vorsitz und damit auch das Amt des Regierungschefs von Österreich. Nach den Neuwahlen im Herbst 2017 führte er seine Partei zunächst in die Opposition, bis er ein Jahr später der Politik den Rücken kehrte. Seitdem ist Kern als Unternehmer selbstständig und leitet gemeinsam mit seiner Frau die Blue Minds Company, die sich der Entwicklung neuer Firmen im Energiesektor widmet.


3 Filmtipps von Christian Kern

„Ich liebe Rankings. Rankings zu erstellen ist eine großartige Beschäftigung und eine ernstzunehmende Sache. Wer die Lust daran verstehen möchte, dem kann ich mit „High Fidelity“ von Nick Hornby auch einen Lesetipp mitliefern. „Die 5 besten B-sides aller Zeiten…“ im Freundeskreis festzulegen, kann einen einen ganzen Abend und womöglich eine Freundschaft kosten. Die gleichnamige Verfilmung von „High Fidelity“  sollte man aber eher meiden. 

Ein Filmranking in Zeiten von Corona sollte also in erster Linie keine Dramen beinhalten. Die finden ohnehin täglich in den Nachrichten statt. Also:

1. „The Big Lebowski“:

Anarchische Achterbahnfahrt durch einen Kosmos, so schräg und cool wie er / wie man nur sein kann. Jeff Bridges in Bademantel und mit Bowlingkugel schwer ikonisch. „I‘m the Dude, so that‘s what you call me.“

(Info: „The Big Lebowski“ ist derzeit bei Amazon Prime zu sehen.)

2. „Der Gott des Gemetzels“:

Vom Idyll in den Ausnahmezustand in wenigen Momenten und wieder zurück. Das Schöne daran: wir lachen über uns selbst, den Versuch, Konventionen aufrechtzuerhalten, weil es sich so gehört. Yasmina Reza, die Autorin, hält uns einen Spiegel vor Augen. Das Stück habe ich vor Jahren im Burgtheater gesehen. Meyerhoff, von Poelnitz, Happel und Koch haben Wien denkwürdige Theaterabende geschenkt. Dass die Verfilmung das nochmal toppen würde, hätte ich für ausgeschlossen gehalten. Ich habe das mal Christoph Waltz erzählt. Er hat gemeint, dass wäre der Genialität Polanskis zuzuschreiben, der alles aus den Schauspielern herausgeholt hat. Sehr bescheiden finde ich, Waltz‘ Schauspiel war auch hier einfach genial.

(Info: „Der Gott des Gemetzels“ ist bei diversen Anbietern als VOD zu erwerben.)

„Der Gott des Gemetzels“ von Roman Polanski

3. „The Big Short“:

Wer wissen möchte, warum die Wirtschaftskrise in der Folge von Corona nicht mit Lehmann vergleichbar ist, findet hier die komprimierte Antwort. Michael Lewis schreibt geniale Bücher. Big Short über den Fast-Zusammenbruch des Kapitalismus war vielleicht sein Meisterwerk. Verfilmung völlig unmöglich, war ich überzeugt. Daraus geworden ist ein atemberaubendes Stück Zeitgeschichte und Unterhaltung. Mit einem hypnotischen Christian Bale in der Hauptrolle.“

(Info: „The Big Short“ ist bei diversen Anbietern als VOD zu erwerben.)

Weiterlesen: Auch die Chefin der NEOS Beate Meinl-Reisinger hat uns 3 Filmtipps zukommen lassen.


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Titelbild: (c) Christian Kern

Textbild: (c) Constantinfilm