Wenn die Schauspielkunst nicht mehr ausreicht um persönliche (oder finanzielle) Erfüllung zu erlangen, suchen viele Akteure den Weg auf die andere Seite, genauer gesagt auf den Regiestuhl. Brad Pitt, George Clooney oder Clint Eastwood sind nur ein paar der namhaften Beispiele, zu denen sich nun auch Dave Franco gesellen will. Anfangs verkörperte der US-Amerikaner vergleichsweise leichtfüßige Rollen, bewies aber in den letzten Jahren, dass er auch ernsteres Terrain zu bespielen weiß.
Mit seinem Regiedebüt wagt sich Franco gar in gänzlich anders temperierte Gefilde und präsentiert mit „The Rental“ einen Erstling, der sich am ehesten als Thriller mit dezenten Horrorfilm-Anleihen einordnen lässt. Der namhafte Cast rund um Alison Brie und Dan Stevens unternimmt dabei einen Ausflug in ein abgelegenes Strandhaus. Nach arbeitsreichen Wochen sollen Erholung und Vergnügen im Vordergrund stehen, doch es wird schnell klar, dass irgendetwas mit dem Haus nicht stimmt. Es folgen Fehltritte und fatale Fehlentscheidungen, bis auch der letzte Spaß dem bitteren Ernst gewichen ist.

Zugegeben – von der reinen Handlungsbeschreibung her drängt sich die Frage auf, ob es wirklich noch einen Film dieser Art braucht. Zu oft schon wurde hat der Zuschauer mit austauschbaren Charakteren in einem sich streng schematisch entwickelnden Schreckensszenario konfrontiert, welches am Ende trotz einer Menge Blut seltsam blutleer wirkte. Doch „The Rental“ ist anders. Dafür sorgt vorrangig der ruhige Einstieg, der uns die handelnden Akteure näherbringt und deren Schwächen, Sehnsüchte und wichtigsten Attribute an die Hand gibt. Vieles davon wird eher nebenbei erwähnt, wirkt so ganz natürlich und drängt sich nicht als blanke Exposition in den Vordergrund. Der erzählerische Fortschritt und die Etablierung der Hauptfiguren unternehmen den Strand-Spaziergang Hand in Hand, was sich gerade im weiteren Verlauf als geschickter Schachzug erweist.
Hier wird die Zuschauerschaft dann nämlich Zeuge vom Stimmungsumschwung, der zwar erwartbar, aber nicht weniger kompromisslos daherkommt. Wo andere Filme Gefahr laufen die Aufmerksamkeit und die Empathie zu verlieren, hat „The Rental“ es zu diesem Zeitpunkt geschafft seine Figuren so zu zeichnen, dass selbst irrationale Entscheidungen nachvollziehbar bleiben. Das ist auch bitter nötig, denn gerade innerhalb der zweiten Hälfte lässt sich der moralische Werteverfall im Minutentakt beobachten und wirft plötzlich noch einmal ein ganz anderes Licht auf die Charaktere. Wo eben noch gezügelte Vernunft die Oberhand hatte, zerschellt die Besinnung im nächsten Moment an den Klippen. Phasenweise wirkt der Thriller wie ein Sozialexperiment auf beengtem Raum, verfährt allerdings weniger analytisch. Dafür bleibt auch wenig Zeit, denn die anfängliche Ruhe ist längst dem Adrenalin gewichen.
Kritische Stimmen mögen nun anführen, dass sich der Film damit selbst untergräbt. Die sorgsam gezeichneten Charakteristika überlassen urplötzlich dem reinen Suspense den Strand, und die anfänglich errichtete Konstellation bricht unter der Last der Dramaturgie zusammen. Allerdings ist gerade diese Andersartigkeit das Merkmal, das den Film aus der Masse hervorhebt. Eingefangen in stimmungsvollen Bildern voller Nebelschwaden entwickelt sich ein Kontrast zwischen der malerischen Szenerie und dem blanken Entsetzen innerhalb der vier Wände. Franco sucht eben nicht den affektiert perfeken Ausweg, sondern scheut sich nicht davor wagemutig das Genre zu wechseln und ein anonymisiertes Grauen zu etablieren. Dass mag viele vor den Kopf stoßen, ist aber letztlich erschreckend realistisch und steht dem Werk deutlich besser zu Gesicht, als man es vermuten könnte. Von guten Schauspielleistungen getragen wirkt das Treiben nur selten zu konstruiert und peitscht das Spannungslevel zum Ende hin mit orkanartiger Windstärke in die Gesichter der hilflosen Betrachter.

Fazit
“The Rental – Tod im Strandhaus” wechselt innerhalb seiner kurzweiligen 90 Minuten mehrfach die Tonalität, beginnt als beschwingte Beziehungskiste mit latenter Anspannung und endet als hochdramatischer Thriller ohne Kompromisse. Ein gelungenes Debüt von Franco, der das entmenschlichte Böse so stumpf und fies inszeniert, dass es seine Zuschauer ratlos und nicht weniger verängstigt zurücklässt. Apropos ratlos: je weniger man vorher über den Film weiß, umso mehr Spaß macht er. Ab sofort auf BluRay, DVD oder digital erhältlich!
Bewertung
(78/100)
Bilder: ©Pandastorm Pictures
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Klingt ja nicht uninteressant
Eigentlich ein guter und spannender Film. Das Ende ist total bescheuert. Was soll das?
Der Zuschauer ist wirklich ratlos über dieses Ende. Wirklich schade.