Für Außenstehende womöglich schwer nachvollziehbar, aber Heavy Metal war, ist und bleibt für seine Anhänger schon immer mehr als nur die favorisierte Musikrichtung. In jungen Jahren oft als Ventil für die jugendliche Auflehnung genutzt, begleiten die harten Klänge einen letztlich durch das gesamte Leben. Nur eine Phase, hoffen die Eltern. Ein Lebensgefühl, konstatieren Betroffene.

von Cliff Brockerhoff

Thematisch erhält das Genre tendenziell selten Einzug in die Filmwelt, und wenn, dann erklingen zwischen den harten Riffs fast schon standesgemäß ironische Soli. Ob nun in „Heavy Trip“, „Waynes World“ oder „Kings of Rock“ – Fans des harten Klänge werden in den Geschichten zumeist als schrullige Außenseiter porträtiert, die mit der Musik die Leere in ihrem Leben füllen und sich dann in die seltsamsten Situationen manövrieren. Zum Teil mag das auch in der Realität zutreffen, der sozialen und kulturellen Vielfalt des Heavy Metal wird all das aber spärlich gerecht.

Auch in „Metal Lords“ begegnen uns mit Kevin und Hunter zwei in der Highschool geächtete Einzelgänger. Kevin übernimmt dabei die Rolle des handzahmen Strebers, der mit der Musikrichtung eigentlich gar nichts anfangen kann, mit seinem besten Freund Hunter aber trotzdem die Band „Skullfuckers“ gründet. Sein Gegenpol ist überzeugter Metalhead aus Leidenschaft, besitzt gefühlt 150 Bandshirts und noch mehr Träume von einem Plattendeal, ausverkauften Tourneen und einer großen Karriere als Rockstar. Der von der Schule ausgerufene Bandcontest kommt da natürlich gelegen, doch „Metal Lords“ wäre kein richtiger Teenie-Film, wenn vorher nicht allerhand schief laufen würde. Es wird gestritten, geliebt, gerockt, geschrien und gezweifelt. Und wie es nun mal bei einem Teenie-Film so ist, lässt sich all das leider auch schon nach den ersten zehn Minuten bis ins Detail erahnen.

Das ist besonders schade weil das Werk vor allem zu Beginn noch mit seiner erzählerischen Leichtigkeit und humorvollen Anspielungen punktet. Eine virtuose Kamerafahrt über das Dungeons & Dragons Spielfeld, ein Nummernschild als Hommage an einer der größten Metalbands aller Zeiten und sogar diverse Cameo-Auftritte diverser Szenegrößen lassen immer mal wieder ein Lächeln über das ansonsten stets grimmige Gesicht eines jeden Metallers huschen. Allzu ernst darf und soll man die Geschichte des Films nicht nehmen, und genau da liegt der Satan dann auch begraben. Nicht alles muss bierernst inszeniert werden – das würde dem Genre auch nicht gerecht – aber „Metal Lords“ erschafft sich durch seine entscheidungsfaule Herangehensweise eine hausgemachte Disharmonie. Die immer wieder angedeuteten Problematiken der Protagonisten sollen Tiefe verleihen, werden aber so oberflächlich abgearbeitet, dass es wie reines Füllmaterial wirkt damit der Film auf eine angemessene Laufzeit kommt. Die Balance zwischen Jugendfilm und Ergründung eines mittlerweile sehr facettenreichen Genres gerät zeitweise komplett aus dem Gleichgewicht, sodass wir Zeuge einer cineastischen Karikatur werden, die weder der Geschichte selbst, noch dem Musikgenre als solches gerecht wird.

Fazit

Beim Versuch Master of puppets zu sein verkommt „Metal Lords“ durch seine viel zu affektierten Zwischentöne leider zu St.Anger. Ein weichgespülter Film ohne jegliche Kanten oder gar eigene Ideen, der vom ersten Akkord an absehbar ist und sich mutlos an den so albernen Klischees abarbeitet, die das Musikgenre mit sich herumschleppt. Selbst unter selbstironischen Gesichtspunkten keine 666, sondern, insbesondere für szenekundige Zuschauer, ein Holy Diver in die unteren Punkteregionen. 

Bewertung

Bewertung: 4 von 10.

(35/100)

Bilder: ©Netflix