Die Autorin Sorel (Simone Geißler) hat sich in ein abgeschiedenes Anwesen zurückgezogen, um ihren neuen Roman zu schreiben, der auf traumatischen autobiografischen Erlebnissen beruht. Sie will damit auch ihre Beziehung zum gewalttätigen Nico verarbeiten. Mit den Menschen in dem kleinen Dorf hat sie wenig zu schaffen, bis ihr Auto den Geist aufgibt und sie auf die Hilfe von Mechaniker Marius angewiesen ist, der danach immer wieder bei ihr auftaucht. Zunehmend kommt es zu merkwürdigen Zwischenfällen, bei denen sich, verstärkt durch Sorels ausufernden Alkoholkonsum, Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit vermischen.
von Christian Klosz
Autorin-Regisseurin-Darstellerin Simone Geißler versucht in “Haus der Stille” eine feministische Anti-Missbrauchs-Message in ein Thriller-Kammerspiel-Kostüm zu packen, was nur leidlich gelingt. Denn zu unklar, zu krude konstruiert bleibt der Plot und die präsentierte Handlung. Dass sich traumatische Vergangenheit und Gegenwart vermischen, sodass nicht nur die Protagonistin, sondern auch das Publikum nicht mehr weiß, was nun real ist und was nicht, schadet dem Film ebenso.
Die Message, der der Film vielleicht vermitteln möchte, ist wahlweise (und ziemlich konträr) “alle Männer sind böse” oder “Trauma macht verrückt”. Besonders irritierend ist die seltsame Schwammigkeit, mit der das Sujet des (häuslichen) Missbrauchs dargestellt wird. Sorel ist entweder weiblicher Racheengel oder dem Wahnsinn anheim gefallene Überlebende. “Haus der Stille” propagiert offenbar die Neurose als Lösung, was mehr als problematisch ist. Denn wenn es dem Film tatsächlich um die Anliegen von (weiblichen) Opfern toxischer Beziehungen gehen würde, müsste er das Thema klarer und ernsthafter ansprechen.
So bleibt am Ende nur Verwirrung. Und ein zu gewollter Thriller, der auch wenig Unterhaltungswert bietet, um als Genre-Film zu überzeugen. Schade.
Bewertung
(45/100)
“Haus der Stille” wurde im Rahmen der Hofer Filmtage 2023 gesehen. Dort ist der Film noch bis inkl. 5.11. online als VOD zu streamen. Am 7.12. kommt der Film regulär ins Kino.
“Haus der Stille”
Deutschland, 2023, 84 Minuten
Regie: Simone Geißler
Kinostart (D): 7.12.2023
Bild: (c) Internationale Hofer Filmtage