2001 präsentierten Mel Young und Harald Schmied bei der INSP (International Network of Street Papers) Konferenz in Kapstadt eine Idee: Eine Fußballweltmeisterschaft für Obdachlose. Die Idee wurde nur 18 Monate später in die Tat umgesetzt, das erste Turnier fand damals in Graz statt. Das Team aus Österreich spielte sich bis zum Sieg, auf dem zweiten und dritten Platz landeten die Mannschaften aus England und aus den Niederlanden. Seither wird der „Homeless World Cup“ jedes Jahr an unterschiedlichen Orten überall auf der Welt ausgetragen, zahlreiche Länder stellen jedes Jahr ihre eigene Nationalmannschaft auf. Für die Spieler und Spielerinnen kann das Turnier lebensverändernd sein – eine einmalige Gelegenheit, nochmal von vorne anzufangen. Denn “Beim Fußball zählt nicht, woher du kommst, sondern wohin du gehst.” Dasselbe gilt für die sympathischen Protagonisten in „The Beautiful Game“. Der Film ist seit 29. März bei Netflix zu sehen.

von Lena Wasserburger

„The Beautiful Game“ hat sich vom Homeless World Cup inspirieren lassen und erzählt die Geschichte des englischen Teams, das sich beim Turnier in Rom beweisen will. Im Mittelpunkt der Handlung steht Vincent Walker, auch Vinny (Michael Ward) genannt. Nachdem seine Profikarriere gescheitert ist, befindet sich Vinny in einer Krise. Er lebt in seinem Auto, findet nicht genug Arbeit und hat Schwierigkeiten, ein präsenter Vater für seine junge Tochter zu sein. Der Traum von der Fußballprofikarriere lässt ihn dennoch nicht los.

Da trifft er auf den ehemaligen Fußball-Scout Mal (Bill Nighy) und sein Team aus Obdachlosen, dem es ganz und gar nicht an Willen mangelt, aber doch an Technik und Training. Eine Lücke, die Mal mit Vinny füllen will. Denn das Team soll beim diesjährigen Homeless World Cup in Rom antreten. Vinny willigt widerstrebend ein. Eine Obdachlosen-Weltmeisterschaft? Dafür ist er doch eigentlich zu stolz. Aber zusammen mit seinen Teamkameraden entdeckt Vinny schließlich nicht nur seine Liebe zum Sport wieder, sondern beginnt auch ganz allmählich, seine Mannschaft ins Herz zu schließen.

„The Beautiful Game“ ist klassische Feel-Good-Unterhaltung mit all den bekannten Zutaten: Ein Team aus Underdogs, ein zunächst unwilliger Protagonist und eine Mentorenfigur, die für den nötigen Zusammenhalt sorgt. Dazu einige Aufs und Abs und ein paar etwas kitschige, aber wohlgemeinte „Messages“ et voilà: Der perfekte Sonntagsfilm ist geboren.

Der Film tut nichts, was man nicht zuvor schon gesehen hätte und doch inszeniert er die Geschichte und vor allem die einzelnen Charaktere mit so viel Herz, dass man ihm deswegen nicht böse sein kann. Denn, und das müssen einige Charaktere in „The Beautiful Game“ selbst lernen, es geht nicht darum, zu gewinnen oder „der Beste“ zu sein, sondern einfach darum, eine gute Zeit zu haben und glückliche Erinnerungen zu kreieren. Der Film verschafft so einem Event, das jede Aufmerksamkeit verdient hat, etwas mehr Publicity und das muss gewürdigt werden, auch wenn man dafür so manches Klischee mit einem Schulterzucken abtun muss.

Der Cast, allen voran Bill Nighy, ist eindeutig einer der Selling Points von „The Beautiful Game“. Das England-Team, verkörpert von Michael Ward, Kit Young, Tom Vaughan-Lawlor, Callum Scott Howells, Robin Nazari und Sheyi Cole ist so sympathisch, dass die Besetzung mit ihrem Charisma selbst die teils generischen Dialoge glaubhaft vermitteln kann. Am Ende ist es fast schade, dass nicht jeder einzelne der Charaktere mehr Screentime erhält. Zwar bekommt jedes Teammitglied seinen eigenen Moment, um zu glänzen, doch als am Schluss die Credits über den Bildschirm laufen, wirkt es doch so, als würde noch etwas fehlen. Klar, Vinny ist der Protagonist – doch das Spotlight muss er sich mit seinen Kollegen teilen.

Visuell bietet „The Beautiful Game“ vor allem eines: Farbe. Die sonnige Atmosphäre Roms, gepaart mit jeder Menge bunter Highlights, versprüht gute Laune. Ebenso bunt gemischt ist der Soundtrack, der verschiedene Hits aus allen möglichen Genres beinhaltet und die Multikulturalität des Wettbewerbs veranschaulicht.

Fazit

„The Beautiful Game“ ist eine typische Underdog-Story mit Feel-Good- und Rewatch-Faktor. Der Film soll Spaß machen und genau das tut er – mit einer Menge Herz und einer Geschichte, bei der man ausnahmsweise richtig froh ist, dass sie auf realen Tatsachen basiert und nicht nur reine Fiktion ist. Fußball-Fans und Interessierte können die Spiele des Homeless World Cups übrigens auf Youtube ansehen.

Wertung

Bewertung: 8 von 10.

(76/100)

Bild: (c) Netflix