Trotz distinkter Halloween-Atmosphäre kommt dieser von Seth Rogan produzierter Horrorfilm schon jetzt zu Sommerbeginn in die Kinos und kämpft gegen jegliche Frühlingsgefühle an. Zwar ist er aufgrund von minimalem Marketing etwas untergegangen, doch allein „The Boys“ Schauspieler Antony Starr dürfte den ein oder anderen Zuschauer anziehen – doch ob seine Starpower reicht, um das Publikum von „Knock Knock Knock“ (Originaltitel: „Cobweb“) zu überzeugen? Der Film ist seit gestern in den Kinos zu sehen.

Von Natascha Jurácsik

Der achtjährige Peter (Woody Norman) lebt mit seinen Eltern Carol (Lizzy Caplan) und Mark (Antony Starr) in einem alten Haus und hört jede Nacht merkwürdige Klopfgeräusche, die aus den Wänden zu kommen scheinen. Als er versucht hinter die Ursache zu kommen, deckt er einige Familiengeheimnisse auf, die ihm schnell gefährlich werden können.

Visuell ist „Knock Knock Knock“ ziemlich gut gelungen, mit einem atmosphärischen Setting, praktischen Effekten und schönen Bildkompositionen. Auch wenn die Kameraführung nicht allzu ausgefallen ist, wirkt die Optik dennoch hochwertig und versetzt das Publikum durch gekonnt eingesetzte Perspektivität in die Lage des jungen Protagonisten. Die Spannung wird hiermit effektiv aufgebaut, wobei einzelne Schreckszenen besonders positiv auffallen und den düsteren, bedrückenden Ton verstärken. Das Sounddesign und die Musik unterstützen dies perfekt, ohne zu auffällig zu sein und tragen erheblich zum beklemmenden Gefühl der Geschichte bei.

Lob gebührt auch den Schauspielern, die durch ihre Leistung die Figuren und ihr Schicksal erst greifbar machen. Besonders das Nachwuchstalent Woody Norman und der hochgradig talentierte Antony Starr ziehen in allen Szenen sämtliche Aufmerksamkeit auf sich, vor allem in gemeinsamen Szenen.

Trotz einer interessanten Story – die auch von Stephen King sein könnte – und gutem Aufbau ist der Handlungsablauf allerdings etwas zu abrupt und springt oft recht plötzlich zwischen einzelnen Momenten hin und her, wodurch emotionalere Szenen nicht ihre volle Wirkung entfalten können. Bereits der Anfang beginnt ziemlich schnell, beinah in medias res – einerseits spart man sich dadurch zwar eine langweilige, zeitaufwändige Exposition, doch andererseits hat der Zuschauer kaum Zeit sich in die Lage der Charaktere einzufinden. Ein paar Atempausen hätten der Handlung definitiv gutgetan.

Ebenfalls von Vorteil wäre ein neues Ende – die letzten dreißig Minuten wirken wie aus einem anderen Film oder zumindest von einem anderen Drehbuchautor. Chris Thomas Devlin (bekannt für sein nur wenig erfolgreiches „Texas Chainsaw Massacre“ Remake von 2022) verläuft sich in seinem Versuch einen schockierenden Twist einzubauen und nimmt seinem Werk somit jegliche Ernsthaftigkeit. Aus einem unheimlichen psychologischen Horror-Thriller wird in kurzerhand eine lächerliche Gruselgeschichte, die aus einem Kinderbuch zu stammen scheint. Devlin stößt mit den ersten beiden Akten auf Gold und weiß offensichtlich nicht, was er damit anfangen soll – das Resultat ist eine einzige Enttäuschung, trotz hohem Potenzial. Tragisch hierbei ist, dass die große Enthüllung mit nur wenigen Veränderungen gut funktioniert hätte, doch leider wurden ab diesem Punkt fast nur noch Fehler gemacht, die auch von den praktischen Effekten und blutigen Kills nicht überspielt werden können.

Fazit

Ein sehr starker Anfang und Mittelteil und ein umso schwächeres Ende – weder Schauspieltalent noch gelungene Atmosphäre und Optik können „Knock Knock Knock“ vor einem katastrophalen letzten Akt bewahren. Doch dank effektiver Gruselszenen lohnt sich die Sichtung für Horrorfans dann doch, auch wenn das Finale enttäuschend ist.

Wertung

Bewertung: 5 von 10.

(49/100)

Bild: (c) Tobis Film