Product Placement kann auch sympathisch sein. Den jüngsten Beweis dafür haben Greta Gerwig und Mattel mit „Barbie“ geliefert. Aber auch schon davor haben Filme wie „The Lego Movie“ gezeigt, dass die ungenierte Selbstdarstellung einer Marke, solange man es mit ein wenig Ironie und Ehrlichkeit versucht, auch mal fruchten kann. „Warum also nicht mal selbst ein Imagemovie produzieren?“, hat sich vielleicht auch Kellogg‘s gefragt. Der wohl bekannteste Cornflakes-Hersteller der Welt lässt in „Unfrosted“ eine fiktive Firmengeschichte rund um die Entwicklung eines (amerikanischen) Frühstücksklassikers, Pop Tarts, inszenieren. Als Gesicht des Films fungiert Jerry Seinfeld, der gleich eine ganze Crew an Hollywood-Kollegen im Schlepptau hat. Der Film ist seit 3. Mai bei Netflix verfügbar.

von Lena Wasserburger

Wie bereits erwähnt: Firmen, die sich selbst nicht zu ernst nehmen, kommen in der jüngsten Vergangenheit ganz gut beim Publikum an. Und „Unfrosted“ ist alles andere als ernst. Wer hier mit der tatsächlichen Origin-Story des Cerealien-Meisters rechnet, der geht leer aus. „Unfrosted“ ist das, was passiert, wenn man es mit der Ironie ein bisschen zu weit treibt. Viel zu weit. Die Frühstücks-Oscars? Eine Milch-Mafia? Hugh Grant als Kellogg‘s Frosties Maskottchen und Amy Schumer als fiese Antagonistin? So abgedreht es klingt, ist es auch – wobei immerhin Amy Schumer als Schurkin Sinn macht. Der Rest ist nicht mehr als ein SNL-Skit mit zu viel Budget und zu langer Laufzeit. Der klassische SNL-Humor hat, so meinen einige böse Stimmen, schon längst sein Ablaufdatum überschritten. „Unfrosted“ demonstriert diese Ansicht mehr als deutlich. Für einen Film, der überfüllt ist mit komödiantischem Talent ist es eine wahre Tragödie, so ermüdend wenige gute Witze zu machen.

Peter Dinklage, Jon Hamm, Melissa McCarthy, Max Greenfield, James Marsden… und und und. die Liste ist lang und wird mit jeder Minute länger, der Film aber leider nicht unbedingt besser. Ähnlich wie so einige Produkte von Kellogg‘s selbst, ist „Unfrosted“ mit fast allem übersättigt. Zwar nicht mit Zucker, aber mit Ideen. Sollte der Film eine Masterclass im Brainstormen von aberwitzigen Einfällen sein, so ist er definitiv gelungen. Auch wenn der Humor des Films sicherlich seine Zielgruppe finden wird, so dürften selbst eingeschworene Fans am Ende von „Unfrosted“ etwas Wasser benötigen, um den Gaumen von all den künstlichen Geschmacksverstärkern zu reinigen, die den Film unterhaltsam machen sollen. Ein paar Beispiele: eine große Musical-Einlage am Schluss, One-Liner ohne Ende, und eine Celebrity-Cameo-Einlage nach der anderen. Denn auch Letzteres ermüdet schneller, als zunächst vielleicht angenommen. Während die Gastauftritte zu Beginn noch für positive Überraschungen sorgen („Hey, das ist ja Max Greenfield!“) nimmt mit fortgeschrittener Laufzeit die Begeisterung ab („Jon Hamm als schleimiger Werbetexter der 60er Jahre? Eine Mad Men-Referenz? Wie originell. Es gab schon cleverere Easter Eggs.“) Manchmal ist weniger eben mehr. Und in diesem Fall hätten es etwas subtilere, intelligentere Witze und ein Cast, der nicht aus allen Nähten platzt wohl auch getan.

Passenderweise isst Jerry Seinfelds Charakter, Bob Cabana, in mehr als einer Szene im wahrsten Sinne des Wortes Müll aus der Abfalltonne und hat daraufhin eine Eingebung, eine neue Produktidee für Kellogg‘s. Gut möglich, dass der Entstehungsprozess des Drehbuchs ähnlich ablief. Als Barbie erschien, waren einige Menschen überrascht, dass so mancher Witz auf Kosten von Mattel einfach so vom Spielzeughersteller durchgewunken und der Produktion doch einiges an Gestaltungspielraum gelassen wurde. Im Falle von „Unfrosted“ hätte Kellogg‘s vielleicht doch besser mal ein Machtwort gesprochen.

Fazit

Angeblich war „Unfrosted“ schon seit fast zehn Jahren in Planung. Wäre der Film 2013 erschienen, hätte er vielleicht nicht wie eine abgestandene Packung Cornflakes geschmeckt: Zäh, fade und trotzdem noch überzuckert.

Bewertung

Bewertung: 2 von 10.

17/100

Bild: (c) Netflix