“Heads of State” (2025) heißt die neueste Action-Komödie von Amazon Prime. Und auch wenn John Cena („Ricky Stanicky“) und Idris Elba („Hijack“) eine astreine Chemie auf die Leinwand bringen, gilt der Applaus für das, was an diesem Film am meisten Vergnügen bereitet, klar Kameramann Ben Davis. Davis kann einige Projekte vorweisen. Er ist mehrfach MCU-erfahren, hat den “Sternenwanderer” eingefangen und war u.a. für “The Billboards outside Ebbing, Missouri” (Kritik) für den BAFTA nominiert Für “Heads of State” stand er nun erneut hinter der Kamera und liefert schlichtweg ab. Seit 2.7.2025 auf Amazon Prime Video.

von Richard Potrykus

„Heads of State“ (2025): Eine Buddy-Komödie der anderen Art

Der Actionfilm mit dem Flair einer Buddy-Komödie handelt von den Regierungschefs Sam Clarke (Idris Elba) und Will Derringer (John Cena). Clarke ist britischer Premierminister, stammt aus einfachen Verhältnissen und hat sich hochgearbeitet. US-Präsident Derringer ist eigentlich Schauspieler und bekannt für seine Actionfilme. Die beiden Politiker könnten unterschiedlicher kaum sein und müssen auf einmal zusammenarbeiten, um zu überleben und die Verschwörung aufzudecken, aufgrund derer sie umgebracht werden sollen.

Mit von der Partie sind auch Paddy Considine als russischer Waffenhändler und böser Gegenpart und Priyanka Chopra Jonas als Noel, eine toughe MI6-Agentin. Besondere Erwähnung sollte an dieser Stelle unbedingt Jack Quaid erfahren, dessen Gastauftritt einem ohnehin erfrischenden Film die Krone aufsetzt.

Charmante Politiker-Portraits

Allgemein ist „Heads of State“ sehr heiter gehalten. Neben den stimmungsvollen Actionsequenzen sind es die kleinen Dialoge und gut platzierte One-Liner, die die Atmosphäre auf einem konstanten Hoch halten. Dabei bringen Cena und Elba eine ordentliche Portion Charme auf die Bildfläche und präsentieren mit ihren Figuren nicht zuletzt auch Referenzen an die Realpolitik dieser Tage. So poltert Cenas Derringer, er wolle die Täter ergreifen, woraufhin Elbas Clarke ihn daran erinnert, es habe zehn Jahre und zwei Kriege gedauert, um Bin Laden zu fassen.

An dieser Stelle sei der Fun Fact geteilt, dass es John Cena war, der 2011 auf einem Wrestling-Event der WWE live und wohl spontan dem anwesenden Publikum von der Tötung Bin Ladens berichtete und dadurch einen Ausbruch euphorischen Patriotismus erwirkte.

Das Schöne an der Figurenzeichnung in “Heads of State” ist, dass Derringer und Clarke nicht als plumpe Gegenpole gezeichnet werden, sondern liebenswerte und erstaunlich runde Charaktere sind. Und während Clarke als Realist in Erscheinung tritt, der nicht fassen kann, mit jemandem wie Derringer zusammenarbeiten zu müssen, ist jener Idealist, der weiß, dass Politik eigentlich anders funktioniert, und der seine Popularität nutzen will, um Dinge zu bewegen. Es ist schließlich die MI6-Agentin Noel, die beide Alphatiere von ihren hohen Rössern auf den Boden der Tatsachen holt und ihnen wörtlich klarmacht, dass sie nichts weiter als zwei Jungs und am A*sch sind.

heads of state

„Heads of State“ glänzt durch gekonnte Kameraführung

Wie bereits erwähnt ist die Kameraführung ein klares Plus für „Heads of State“. Kameramann Davis macht aus der rein beobachtenden Kamera einen realen Player im Film, indem er mit den Figuren mitgeht und sich mit deren Bewegungen dreht und windet. Dadurch kommt es immer wieder zu Perspektivwechseln, durch die das Publikum wachgerüttelt und zum Teil der Action wird. Dies führt schließlich auch dazu, dass sich die Kamera nicht immer nach den Ereignissen richtet, sondern umgekehrt die Schauspieler*innen regelrechte Choreografien durchlaufen müssen, um der Kamera die Möglichkeiten zu geben, die sie benötigt.

Die CGIs in „Heads of State“ sind leider nicht gut gelungen. Alles wirkt entweder verchromt oder als wäre es aus Plastik. Die animierten Objekte glänzen zu sehr und sind zu glatt. Umso schöner der Inception-Moment, als sich die Umgebung buchstäblich auf den Kopf dreht und die Figuren nicht länger wissen, wo oben und unten ist. Es ist eine kurze Sequenz, aber der rotierende Raum, in dem sie gedreht wurde, zahlt sich aus. Practical effects zahlen sich immer aus.

Ebenfalls witzig kommen mehrere kleine Montagen daher, in denen in Schnipseln zusammengefasst wird, was diese oder jene Figur während ihrer Abwesenheit getan oder erlebt hat. Diese Momente erinnern an Guy Ritchies “Snatch – Schweine und Diamanten” und bringen die Philosophie des “show, don’t tell” auf einen sehr humorvollen Punkt.

Zirkusvorstellung auf dem Bildschirm

Durch die eingestreuten Einfälle und die blankpolierten Animationen wirkt “Heads of State” nicht immer wie aus einem Guss und man könnte hierin einen Nachteil sehen, nicht zuletzt, weil es gerade die formale Herangehensweise ist, über die der Film punkten kann. Zwar ist das Zusammenspiel von Cena und Elba grandios, doch auf Handlungsebene hat “Heads of State” nicht viel zu bieten. Der Plot ist vorhersehbar und die Konflikte billig. Formal könnte der Film daher als eine Art Zirkusvorführung verstanden werden, in der mehrere Kunststücke präsentiert und durch einen cleveren und effektreichen roten Faden miteinander verbunden werden.

Und damit sei der kultige Höhepunkt von “Heads of State” angesprochen: Jack Quaid als Verwalter eines Safehouses, der sich wie ein Kind an Weihnachten freut, als endlich etwas passiert. Zu “Sabotage” von den Beasty Boys und getaucht in eine rot-schwarze Beleuchtung mit dem Flair eines Films Noir, präsentiert Ben Davis hier einen Exkurs in den Exploitationfilm, den man einfach lieben muss.

Fazit

“Head of State” ist im Grunde nichts anderes als ein Film von der Content-Stange der Streamingdienste. Die Handlung kommt ohne Überraschungen aus und der Look ist clean. Die Szenen sind stets gut ausgeleuchtet und die CGI wäre in Videospielen besser aufgehoben. Und obwohl man dem Film die Bedrohung nie abnimmt, macht er Spaß. Gerade durch das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller und der für solch eine Produktion außergewöhnlichen Kameraführung verdient sich “Heads of State” den Rang der Empfehlung für ein vergnügliches Streaming and Chill – Erlebnis.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

(64/100)

Unser Autor Richard Potrykus betreibt privat auch den Filmblog Celluloid Papers.

„Heads of State“ (2025) – Trailer

Bilder: (c) Amazon Studios